Grazer Kirchen, Kapellen und Klöster. Einst und heute

Der Blick durch das dichte Grün am westlichen Murufer fällt auf den markanten Turm der Franziskanerkirche unmittelbar bei der Hauptbrücke, die ursprünglich bis 1918 Franz-Carl-Kettenbrücke hieß und 2009 in Erzherzog-Johann-Brücke umbenannt wurde.

Unten streift der Blick über die Dächer- und Türmelandschaft der Grazer Altstadt, mit dem monumentalen Dombau in der Mitte und den Türmen des Mausoleums mit Katharinenkirche ganz rechts.

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Paulustorgasse. Die Kirche St. Antonius von Padua

Text und Fotos: Reinhard A. Sudy

Blick von der Paulustorgasse auf die Antoniuskirche. © Reinhard A. Sudy

Die St. Antoniuskirche in der Paulustorgasse - einst Klosterkirche, dann Krankenhauskirche - gehört heute zum Museumskomplex des Volkskundemuseums.

 

Ein wenig Geschichte

Dort, wo am Fuße des Schlossberges am 8. August 1600 öffentlich Tausende protestantische Büchern verbrannt wurden, wurde bald darauf ein Kapuzinerkloster mit einer Klosterkirche errichtet. Nach der Aufhebung des Kapuzinerklosters durch Kaiser Joseph II. im späten 18. Jahrhundert diente die St. Antoniuskirche als Krankenhauskirche und ist heute ein Teil des ausgedehnten Gebäudeensembles des Volkskundemuseums.

 

Durch das Museum in die Kirche

Mit der Neugestaltung des Volkskundemuseums 2003 wurde die St. Antoniuskirche in den Rundgang durch die Dauerausstellung eingebunden. Von der Orgelempore der Antoniuskirche schaut man in das Kircheninnere, das Gemälde von Giovanni Pietro de Pomis (1569 – 1633), Hans Adam Weissenkircher (1646 – 1695), Johann Veit Hauckh (1663 – 1746) sowie Johann Melchior Otto (+1670) schmücken.

 

Hirten- und Krippenlieder

Seit 1916 werden in der St. Antoniuskirche alljährlich zur Weihnachtszeit die „Steirischen Hirten- und Krippenlieder" aufgeführt, traditionelles Liedgut aus der Sammlung des Museums sowie Neubearbeitungen steirischer Musikschaffender.

 

St. Antoniuskirche | Universalmuseum Joanneum / Volkskundemuseum

Text und Fotos: Reinhard A. Sudy

Im Uni-Viertel. Leechkirche und Café Ritter

Maria am Leech, die Universitätskirche. © Reinhard A. Sudy
Die südliche Seitenfront der Leechkirche von der Zinzendorfgasse aus. © Reinhard A. Sudy
Die Zinzendorfgasse, benannt nach dem österreichischen Staatsmann Karl Graf von Zinzendorf (1700 bis 1760), war schon in meiner Studentenzeit der wichtigste und sicher belebteste Zugang in das Grazer Studentenviertel rund um die Karl-Franzens-Universität Graz. Besonders liebte ich meinen Weg an sonnigen Tagen. Aus dem schattigen kühlen Stadtpark kommend überquerte ich die Glacisstraße und stand dann an schönen Sommertagen unmittelbar in der hellen Sonne am Anfang der Zinzendorfgasse. Bereits nach wenigen Schritten öffnet sich linkerhand eine kleine Häuserlücke. Dahinter erhebt sich auf einem kleinen Hügel die eher zierliche Seitenfront der Leechkirche mit den beiden kurz geratenen Türmen. An einem Asylstein an der Hausfront Zinzendorfgasse Nr. 3 vorbei führen ein schmaler Fußweg und einige Treppen hinauf zum Kirchplatz und von hier durch die Rittergasse zurück zum Glacis.
 

Asylstein

Bei dem mit 1621 datierten „Asylstein“ in der Zinzendorfgasse führt ein Fußweg zur Leechkirche. Tatsächlich handelt es sich dabei um einen Burgfriedstein. Dieser markierte einst die Grenze der Besitzungen der Kommende des Deutschen Ordens am Leech, der schon seit dem Mittelalter das Asylrecht für alle seine Besitzungen hatte.

 

Leechkirche

  • 1233 hat der letzte Babenberger Friedrich II. eine Kapelle auf dem „Hügel Lee“ mit dem dazugehörenden Leechfeld den Rittern des Deutschen Ordens geschenkt. Damals konnte man von der kleinen Anhöhe aus auf die umliegenden Wiesen und Äcker sehen.
  • Die hier 1202 zu Ehren der hl. Kunigunde errichtete romanische Kapelle wurde Mitte des 13. Jahrhunderts bei einem Ungarneinfall zur Gänze zerstört.
  • 1275 begannen dann die Ordensritter mit dem Bau der heutigen frühgotischen Kirche, dem ältesten Kirchengebäude im Grazer Stadtzentrum. Im Mittelalter gab es hier auch eine Taverne, eine Lateinschule und ein Spital.
  • Heute ist die Leechkirche die Universitätskirche der Katholischen Hochschulgemeinde.

 

Café Ritter

In der schmalen vom Glacis zur Leechkirche führenden Rittergasse liegt das Café Ritter, das gleich zwei nette Gastgärten hat. Der kleine, schattige und von Palmen geschützte Gastgarten in der Rittergasse zu beiden Seiten des Eingangs und im Innenhof ein laubenähnlicher Gastgarten mit Blick auf die kleine Gartenanlage und die Balkone der umliegenden Gebäude.

Stand: Geringfügig geändert im Juni 2015.

Veröffentlicht: Leechkirche und Cafè Ritter. Vom Asylstein in der Zinzendorfgasse durch die Rittergasse zum Glacis. In: Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 48 Dezember 2005. Seite 48 - 49.

Altstadt. Versteckt gelegene Kapellen und Kirchen

Text und Fotos: Reinhard A. Sudy

Altarbild der Landhaus-Kapelle. © Reinhard A. Sudy
Graz birgt so manche Überraschung. Diesmal war ich faszinierenden Kleinoden auf der Spur und ich kann über einige sehenswerte, teils versteckt gelegene Kapellen in der Grazer Altstadt berichten. Diese sind leider zumeist nicht frei zugänglich und es ist zuweilen viel Geschick nötig, um sich einen Schlüssel für eine kurze Besichtigung auszuborgen.
 
Joanneums-Kapelle
Unmittelbar nach dem Eingangstor der Raubergasse Nr. 10 befindet sich noch in der Durchfahrt rechterhand eine der schönsten barocken Hauskapellen von Graz. Der über zwei Geschosse reichende, von schwerem Stuck geprägte Kapellenraum wurde 1668 durch den St. Lamprechter Stiftsbaumeister Domenico Sciassia errichtet. Von diesem stammt auch der barocke Kuppelbau der Mariazeller Wallfahrtskirche. Das ursprünglich dem hl. Benedikt gewidmete Altarbild wurde zu Ehren von Erzherzog Johann im Jahr 1818 durch ein Gemälde ersetzt, das die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer – den Namenspatron des Erzherzogs – darstellt.
 
Landhaus-Kapelle
Beim Umbau des Landhauses im 16. Jahrhundert wurde eine schon im Jahre 1494 erwähnte Kapelle abgerissen. Im Jahre 1630 wurde dann in der nordwestlichen Ecke des Landhaushofes auf dem Unterbau eines ehemaligen Uhrturms eine neue Kapelle errichtet. Über einen malerischen, gedeckten Stiegenaufgang erreicht man ihren Zugang im gemeinsamen Vorraum des Rittersaales und der Landstube des Steiermärkischen Landtages. Hinter einer großen, dunkel gebeizten Doppeltür verbirgt sich ein frühbarockes Kleinod. Die großteils noch aus der Erbauungszeit stammende Ausstattung wurde nach umfangreichen Renovierungen geschickt mit modernen Elementen verbunden. (Zugang über Herrengasse 16/ Schmiedgasse 5)
 
Heiligen-Geist-Kapelle
Im Erdgeschoss des Domherrenhofs in der Bürgergasse 1 befindet sich der über zwei Geschosse reichende, vom Hofbaumeister Josef Hueber errichtete Kapellenraum, der auch als Domherrenkapelle bezeichnet wird. Etwas Licht fällt über die auf beiden Seiten angebrachten Fensterflügel ein. Die Kapelle vereint in faszinierender Weise Spätbarock und Motive des Rokoko. Die illusionistischen Decken- und Chorfresken stammen vom Wiener Theatermaler Caspar Johann Fibich.

 

Priesterseminar-Kapelle

Das ehemalige Jesuitenkollegium und jetzige diözesane Priesterseminar war einst durch einen Verbindungsgang über die Bürgergasse direkt mit der Domkirche verbunden. In diesem Brückengang hat sich wahrscheinlich die ursprüngliche Hauskapelle befunden. Eine andere, ehemalige Hauskapelle im Südflügel des imposanten Gebäudekomplexes mit einer schönen Stuckdecke wird seit 1963 als Vortragssaal verwendet. In den Jahren 1962/1963 wurde im ersten Stockwerk des Westtraktes die heutige Hauskapelle nach den Plänen des Architekten Wilhelm Jonser errichtet. An ihrer Gestaltung haben Künstler wie Rudolf Szyszkowitz, Arnulf Rainer und Michael Kienzer mitgewirkt. (Bürgergasse 2 – mit zwei Eingängen)

 

Burg-Kapelle
Die im historischen, rückwärts gelegenen Friedrichsbau errichtete Doppelchorkapelle stammt noch aus der Regierungszeit der Herzöge Karl II. und seines Sohnes Ferdinand II. Sie dürfte deren Haus- und Hofkapelle gewesen sein. Über die Stiege 3 gelangt man zu dem im I. Stock ein wenig versteckt gelegenen „Kapellenzimmer“. Ein Inschriftstein

zeigt das Datum 1447 und die Devise von Kaiser Friedrich III.: A E I O U. (Hofgasse 15)

 

 

Quellen:

  • Alois Kölbl und Wiltraud Resch. Wege zu Gott. Die Kirchen und die Synagoge von Graz. Verlag Styria, Graz 2002
  • Gustav Schreiner. Grätz. Edition Strahalm, Graz 1997
  • Edith Münzer. Alt-Grazer Spaziergänge. Edition Strahalm, Graz 1996
  • Steiermärkische Landesdruckerei. Die Grazer Burg. Geringfügig veränderter Nachdruck, Graz 1997
  • Gertrude Celedin und Wiltraud Resch. Kulturführer GRAZ. Kunst, Architektur, Wissenschaft und Literatur. Böhlau-Verlag, Wien 2003

 

Stand: Geringfügig geändert im März 2014.

Veröffentlicht: Versteckte Kapellen. Faszinierende Kleinode in der Grazer Innenstadt. In: Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 40 Dezember 2003. Seite 42 - 43.

Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost. Barockjuwel

Text: Reinhard A. Sudy

Fotos: Graz Tourismus/Wiesenhofer und Reinhard A. Sudy

Die Basilika Mariatrost. (Foto: Graz Tourismus/Wiesenhofer)
Die Grazer Wallfahrtskirche Mariatrost, im 18. Jahrhundert im Stil des Kaiserbarocks erbaut, wurde am 28. Oktober 1999 vom Papst Johannes Paul II. zur „Basilicaminor“ erhoben. Mariatrost ist damit nach Mariazell, Stift Rein und der Abtei Seckau die vierte Basilika in der Steiermark. Mariatrost ist nach Mariazell auch das wichtigste Marienheiligtum der Steiermark. Heute noch kommen viele Wallfahrer nach Mariatrost, um an diesem Gnadenort Trost und Hilfe zu suchen.
 
Baugeschichte
Die Grundsteinlegung der Kirche in Mariatrost erfolgte 1714, und zwar an der Stelle des einst von Johann Georg Stengg erbauten Schlößls (Purberg Schlößl mit einer Kapelle aus 1636). Fertig gestellt wurde sie dann 1746.
 
Innengestaltung
Mächtige Marmorsäulen umrahmen die Altarmitte mit der Gnadenstatue, die vom Stift Rein stammt. Auf der rechten Seite des Altarraumes liegt die Sakristei, auf der linken Seite die Paulus Kapelle mit dem Hl. Paulus, dem Einsiedler, als Deckenfresko. Die Kanzel, deren Korb Ereignisse aus dem Leben von Maria zeigt, stammt von Veit Königer. Ein Ort des Gebetes und der Stille ist ein grottenähnlicher Raum, der der Grotte mit den Marienerscheinungen im französischen Wallfahrtsort Lourdes nachgebildet ist.
 
Angelus-Stiege
Die von der Talebene, dem Fuße des Purbergs steil zur Kirche hinaufführende Angelus-Stiege symbolisiert einen kleinen Pilgerweg. Über 213 Stufen geht es bergauf, begleitet von vielen Heilligen und vor allem von der Gnadenmutter Maria. Kurz vor dem Kirchplatz auf der Anhöhe weist der von Prof. Erwin Huber 2000 gestaltete Bronzeengel Gabriel die letzten Schritte zur Wallfahrtskirche und Basilika Mariatrost.
 
Weitere Informationen:
www.pfarre-mariatrost.at > Online Rundgang
 
 
Stand: Zuletzt geändert im März 2012.
Veröffentlicht: Wallfahrtskirche Mariatrost. In: Gsund. Die besten Seiten der KAGes. Nr. 68 Dezember 2010. Seite 63.

Die Kirche(n) im Internet

www.oebk.at | Webseite der Österreichischen Bischofskonferenz mit Verweis an die österreichischen Diözesen

 

www.ordensgemeinschaften.at | ...

Fotos. Monumentale Kirchenbauten und ihre Türme 

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