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  • Eichholzer Herbert

Architekt und Widerstandskämpfer Herbert Eichholzer

Text: Reinhard A. Sudy

Fotos: Privat, Reinhard A. Sudy

Halbrainer, Heimo / Klein, Eva / Senarclens de Grancy, Antje. Hilmteichstraße 24

 

2016. Das Haus mit der Nummer Hilmteichstraße 24, bei seiner Errichtung noch am Stadtrand von Graz gelegen, wurde 1937 von Herbert Eichholzer entworfen. Eingerichtet wurde es damals mit Stahlrohrmöbeln und Stoffen von Josef Frank. Voller Symbolik war das großformatige Wandgemälde ‚Allegorie der Freunde‘ im Wohnraum. Es stammt von Axl Leskoschek, wurde aber unrestaurierbar übermalt. Wie leider auch die vielen Umbauten die ursprüngliche architektonische und künstlerische Gestaltung des Hauses sehr stark verändert hat. Demnächst soll das Haus nun abgerissen werden und einer Erweiterung des Landeskrankenhauses Graz weichen.

Das Autorenteam Heimo Halbrainer, Eva Klein und Antje Senarclens de Grancy hat dem Haus mit dem Buch aber ein beeindruckendes Denkmal gesetzt. Es schildert anschaulich seine architektur-, kunst- und zeithistorische Bedeutung, beschreibt das Wandgemälde und erinnert gleichzeitig an den Architekten Herbert Eichholzer, der als engagiertes Mitglied der kommunistischen Partei m Widerstand gegen das NS-Regime 1942 in Wien hingerichtet worden ist.

 

Hilmteichstraße 24. Haus Albrecher-Leskoschek von Herbert Eichholzer. Mit einem Text von Mariella Enajat, Zeichnungen von Bettina Paschke und Fotos von Ramona Winkler.

CLIO. Graz 2016. 160 Seiten. € 24,00.

Architekt Dipl.-Ing. Herbert Eichholzer (1903–1943).

2006/2013. Der in Graz geborene Architekt Dipl.-Ing. Herbert Eichholzer (1903-1943) zählt zu den bedeutenden Architekten des 20. Jahrhunderts. In den 30er Jahren hat er das architektonische Schaffen in der Steiermark ganz entscheidend geprägt. Nach dem Studium an der TU Graz und einer Wanderschaft durch verschiedene europäische Staaten machte sich der Schüler von Le Corbusieur in Graz selbständig. Während seiner Emigration arbeitete Herbert Eichholzer auch im Atelier von Clemens Holzmeister.

Der Architekt und Aktivist im Widerstand gegen den Nationalsozialismus wurde nach seiner Rückkehr nach Österreich verhaftet und als Widerstandskämpfer wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ 1943 in Wien hingerichtet.

 

Spuren in Graz
In Graz erinnert der Eichholzerweg im Bezirk Waltendorf an diesen großen Architekten. Auf der Anhöhe der Waltendorfer Hauptstraße steht eine kleine Kapelle, datiert 1906. Hier zweigt bei der Haus-Nr. 131 der Ernst-Moser-Weg und bei der gegenüberliegenden Haus- Nr. 112 der Eichholzerweg ab. Dieser führt nach Süden ein kleines Stück bergab und endet dann als Sackgasse im Grünen. Am Grazer Friedhof St. Leonhard hat Herbert Eichholzer in einem Familiengrab seine letzte Ruhe gefunden. 

 

Herbert Eichholzer Förderungspreis für Architektur
Ein Symbol für die Verbundenheit der Stadt Graz und der TU Graz mit dem Architekten Herbert Eichholzer ist der nach ihm benannte Förderungspreis. Er wurde ab 1992 alle drei Jahre vergeben. Seit 2001 wird er alle zwei Jahre von der Stadt Graz ausgelobt und an begabte Architekturstudenten der TU Graz vergeben. Die Vergabe erfolgt nach Ausschreibung der Fakultät für Architektur. Das Kulturreferat der Stadt Graz beantragt dann den Preis zur Beschlussfassung durch den Stadtsenat.

www.hda-graz.at

Vita

Herbert Eichholzer wurde 1903 in Graz geboren, erhielt 1935 den Staatspreis der Grazer Sezession mit Viktor Badl und musste am 3.11.1938 vor dem NS-Regime emigrieren. Von 1938 bis 1940 war er als freier Mitarbeiter bei Clemens Holzmeister in der Türkei tätig und baute eine Auslands-Widerstandsgruppe der KPÖ u.a. mit der Architektin Schütte-Lihotzky auf. 1940 kehrte er illegal nach Österreich zurück, er wurde zur Deutschen Wehrmacht einberufen und setzte seine politische Tätigkeit fort. Im Februar 1942 wurde Herbert Eichholzer von den Nazis verhaftet, am 9.9.1942 in Berlin zum Tode verurteilt und am 17.1.1943 in Wien enthauptet.

www.kultur.graz.at/kulturamt/108

 

Biografien, Kataloge u. a.

  • Ecker, Dietrich: Herbert Eichholzer: Architekt (1903-1943). Dissertation Graz 1984. Veröffentlicht von Peter H. Schurz (Herausgeber): Wissen aus dem Archiv/TU Graz, Band Nr. 01. Neuer wissenschaftlicher Verlag Architektur, Wien. Graz 2004.
  • Halbrainer, Heimo / Klein, Eva / Senarclens de Grancy, Antje:  Hilmteichstraße 24. Haus Albrecher-Leskoschek von Herbert Eichholzer.

    CLIO. Graz 2016.

 

Stand: 2006. Aktualisiert und erweitert Oktober 2013.  

Veröffentlicht: Große Architekten: Herbert Eichholzer. Erfolgreiche Steirer einst und heute. In: Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 52 Dezember 2006. Seite 40.

Graz. Pavillon als Hommage für Herbert Eichholzer

Im Mittelpunkt einer Ausstellung im Oktober 2013 im Gartengelände des Rondo am Marienplatz 1 in Graz stand dieser Gartenpavillon. (Foto: Sudy)

2013. Im Mittelpunkt einer Ausstellung im Gartengelände des Rondo am Marienplatz 1 in Graz stand ein Gartenpavillon, der bis dahin noch nicht der Öffentlichkeit gezeigt werden konnte. Er gilt als ein schönes Beispiel des von der Architektur Le Corbusiers und Eichholzers Lehrer Friedrich Zotter beeinflussten „Neuen Bauens“. Nur sehr kurz, vom 19. bis 31. Oktober 2013, wurde dieser von der Ateliergemeinschaft Herbert Eichholzer/Viktor Badl entworfene Pavillon als "fiktiver Arbeitsraum" genutzt, in dem zahlreiche originale Einrichtungsgegenstände, reproduzierte Fotografien, Pläne, Modelle, Briefe und Spielzeug zu sehen waren. Ein Symposium und ein Katalog dazu rundeten den Blick auf das außergewöhnliche Leben Herbert Eichholzers ab.

www.intro-graz-spection.at

www.kioer.at

Quellenangabe am Textende. Foto (Sudy) einer Info-Tafel der Ausstellung im Oktober 2013.

Herbert Eichholzer. Fotogalerie (2006 - 2013)

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