Maria Mogg. Soziales Engagement und Abenteuerlust

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Maria Mogg. Im Rettungsteam am Hockenheimring

Text: Reinhard A. Sudy

Fotos: Maria Mogg, Tina Cohnert, Privat

Passt alles? Dr. Maria Mogg bei einem letzten Sicherheitscheck vor dem Rennen. Im Hintergrund der ADAC-Rettungshubschrauber. (Foto: Mogg/Privatarchiv)

Vielseitig interessiert, sozial engagiert, ein wenig abenteuerlustig und dazu ein Organisationstalent war Dr. Maria Mogg schon immer. Heuer war die Turnusärztin beim deutschen Formel 1 Grand Prix 2012 auf dem Hockenheimring als Medical Trainee im Rettungsteam.

 

Nach ihrer Geburt im LKH Graz blieb Maria Mogg bis heute gleich in der Nähe. Sie wuchs bei ihren Eltern in der Leonhardstraße auf, verbrachte ihre Schulzeit in der ehemaligen Volksschule Dürergasse und im Seebacher-Gymnasium und promovierte im Herbst 2011 an der Medizinischen Universität Graz. „Den Wunsch Ärztin zu werden hatte ich schon von Kindheit an“ erzählt die zierliche Dr. med. univ., die zur Zeit bei den Barmherzigen Brüdern in Graz als Turnusärztin arbeitet: „Meine Mutter war 20 Jahre lang Krankenschwester, unter anderem auch im Herz OP des LKH Graz und mein Vater war Medizinisch Technischer Assistent. Über viele Jahre wurde bei uns zu Hause für die Großeltern eine 24-Stunden-Pflege in der Familie gemanagt. Das Vorbild meiner Eltern, die heute noch sozial engagiert sind, hat mich schon sehr geprägt.“

 

Lieblingssport Basketball

Für ihren absoluten Lieblingssport Basketball blieb da neben dem Studium und den freiwilligen Rettungsdiensten wenig Zeit. „Am Tag nach meiner Promotion war ich aber wieder einmal auf dem kleinen Sportplatz in der Engelgasse, gleich hinter dem ehemaligen Haus der Architektur, und habe ein paar Körbe gespielt“ erinnert Maria Mogg sich lachend. Sportlich ist sie geblieben: Sie radelt zur Arbeit, versucht zumindest einmal in der Woche Badminton zu spielen und liebt gemütliche Bergwanderungen. Ja, und auch zu den Formel 1 Rennen hat sie einen besonderen Draht.

 

Einstieg in die Formel 1 Welt

Als Maria Mogg noch während ihrer Studienzeit erstmals intensiver mit der faszinierenden Formel 1 Welt in Kontakt gekommen ist, hat sie auch gleich die Weichen für ihren späteren Einsatz im Rettungsteam stellen können. Während der Formel 1 Rennsaison 2007 hatte sie beim Grand Prix von Monaco in der Energy Station, dem Motorhome von Red Bull, in der Exklusive Guest Area zu arbeiten begonnen und war dann in diesem Jahr bei allen Rennen in Europa dabei. „Beim letzten Grand Prix in Spa in Belgien kam einer in die Energy Station, auf dessen Rennanzug „DOCTOR“ stand. Ich habe ihn angesprochen und ihm auf Englisch erklärt, dass ich Medizin studiere, und gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, im Medical Center eine Famulatur zu machen oder mitzuarbeiten. Er sagte ‚of course, write me an email‘ und gab mir seine Visitenkarte“ erinnert sich Maria Mogg lächelnd: Es war die Visitenkarte von Gary Hartstein, dem Medical Delegate der Formel 1.

 

Damals stand die Pathologie Prüfung an und Maria Mogg hielt es für besser, sich erst nach dem abgeschlossenen Studium bei ihm zu rühren. Was sie Anfang dieses Jahres auch erfolgreich tat und über Gary Hartsteins Empfehlung mit Tina Cohnert, Leiterin der Klinischen Abteilung für Gefäßchirurgie am LKH-Univ. Klinikum Graz und seit 15 Jahren im Formel 1 Rettungsteam, und mit Michael Scholz, dem Verbandsarzt des Deutschen Motorsportbunds (DMSB), Kontakt aufnahm. Beide unterstützten sie sehr und so machte sich Maria Mogg auf zum Formel 1 Grand Prix nach Hockenheim: „Vom Bahnhof in Mannheim holte mich dann Peter Orth ab, der für die Personaleinteilung zuständige Chef des Roten Kreuzes in Hockenheim.“

 

Einsatz als Übungs-Opfer

„Beim Training für einen Großeinsatz an der Rennstrecke habe ich mich freiwillig für die Rolle eines Unfallopfers gemeldet, das von einem Spezialteam - dem Extrication-Team -   aus dem Rennauto geborgen werden musste“, erzählt Maria Mogg weiter. Dieses speziell ausgebildete Team besteht aus einem Arzt und aus Sanitätern, das den verunglückten Fahrer mit einem System von Gurten in kürzester Zeit aus dem Auto holen kann. Maria Mogg wurde in einen feuerfesten Anzug gesteckt und in das Innenleben eines Modellfahrzeugs gesetzt. „An die zehn Mal wurde ich mit dem Gurtsystem herausgehoben“ erinnert sie sich lächelnd: „Als dann für eine weitere Rettungsübung in der Boxenstraße ein Nachwuchs-Rennfahrer ausfiel, wurde ich gebeten, seine Rolle als Unfallopfer zu übernehmen.“ Bei dem sehr komplexen Unfallszenario in der Boxenstraße, das von Fan TV gefilmt wurde, saß Maria Mogg als Fahrer mit feuerfestem Anzug in einem Rennwagen, der gegen eine Wand geprallt war, und zeitgleich hatte ein Mechaniker einen epileptischen Anfall. Nach ihrer erfolgreichen Bergung und der Notversorgung beider „Patienten“ ging es mit dem Rettungswagen in das Medical Center, wo die Übung beendet wurde.

 

Medical Center und Extrication-Teams

Das Herzstück der medizinisch-pflegerischen Notfallversorgung am Hockenheimring ist das Medical Center mit einem Schockraum und einem Ambulanzbetrieb für die vielen Mitarbeiter im Formel 1 Zirkus. Ein Stammteam von erfahrenen Unfallchirurgen, Internisten, Anästhesisten, Notfallsanitätern, Gesundheits- und Krankenpflegern ist hier im Einsatz. Mitten unter ihnen hat Maria Mogg als Medical Trainee mitgearbeitet. Hier sind auch die beiden Hubschrauber-Teams mit Piloten, Notärzten und Notfallsanitätern stationiert. Im Ernstfall wird der verunglückte Fahrer von einem der beiden Extrication-Teams aus dem Rennauto geholt und mit dem Rettungswagen ins Medical Center gebracht. Nach einer Erstversorgung geht es dann durch einen vom medialen Rummel abgeschirmten Hinterausgang zum Hubschrauber. Die beiden Extrication-Teams und auch die Rettungswagen sind an unterschiedlichen, kritischen Stellen unmittelbar an der Rennstrecke positioniert. Von der mit Rennleitung, Feuerwehr- und Rot Kreuz-Organisatoren besetzte Race Control, deren Bildschirmen nichts entgeht, wird im Ernstfall der Rettungseinsatz koordiniert.

„Abgesehen von meiner Rolle als Unfallopfer bei den beiden Rettungsübungen habe ich im Schockraum des Medical Center assistiert: Beim Formel 1 Rennen ist Gott sei Dank nichts passiert, aber bei den Rennen im Vorfeld gab es einige Unfälle. Eine Fahrerin musste nach der Erstversorgung mit Verdacht auf Brustwirbelverletzungen in ein umliegendes Krankenhaus geflogen werden. Und in der Ambulanz des Medical Center habe ich intensiv mitgeholfen, die kleinen und größeren Verletzungen unserer Patienten zu versorgen.“ schildert Maria Mogg ihre Arbeitstage beim Formel 1 Grand Prix. „Ich war die einzige Österreicherin im Team, wurde wunderbar aufgenommen und habe sehr viel gelernt.“ Sichtbar stolz ist sie auf das tolle Angebot, bei den kommenden Rennereignissen am Hockenheimring immer wieder im Rettungsteam mitzuarbeiten.

 

Zwischen Allgemeinmedizin und Formel 1 Rennen

Medizinisch vielseitig interessiert ist Maria Mogg von Chirurgie, Gynäkologie und Anästhesie besonders gefesselt. Auch Dermatologie reizt sie sehr, hatte sie doch in diesem Fach im Mai 2011 in Malaga eine Famulatur organisieren können. „In den letzten Jahren habe ich mich aber zunehmend für die familienfreundlichere Allgemeinmedizin mit eigener Ordination oder in Gemeinschaft mit Kollegen begeistert. Da kann ich als Netzwerkerin zwischen den Fachdisziplinen meinen Patienten helfen und mich mit Altersmedizin und Gesundheitsförderung auseinandersetzen. Ich wäre mein eigener Chef und hätte später für meine Familie und für mich selbst mehr Zeit“ antwortet sie auf meine Frage nach ihrer beruflichen Zukunft. Inzwischen hat Maria Mogg die Notarztausbildung abgeschlossen und freut sich auf ihre nächsten Einsätze am Hockenheimring

 

Stand: Dezember 2012.

Gekürzt veröffentlicht: Im Rettungsteam der Formel 1. In: AERZTE Steiermark. Das Magazin der Ärztekammer Steiermark. Ausgabe Jänner 2013. Seite 18 - 19.

Formel 1 Grand Prix am Hockenheimring

Als 1970 die Formel 1 erstmals Gast auf der baden-württembergischen Rennstrecke in Hockenheim war, stand der Österreicher Jochen Rindt mit Lotus-Ford ganz oben auf dem Siegerpodest. Der dann 1977 erstmals in Hockenheim vergebene Preis von Deutschland ging an Niki Lauda auf Ferrari. Viele Jahre später war Gerhard Berger hier erfolgreich: 1994 auf Ferrari und 1997 auf Benetton-Renault. Beim Formel 1 Grand Prix am 22. Juli 2012 gewann Fernando Alonso auf Ferraridas Rennen über 67 Runden auf dem 4,574 km langen Kurs.

 

www.hockenheimring.net

Maria Mogg. Fotogalerie (2012)

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