Heinz Petternel. Schnapsbrenner und Kunstkenner

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  • Heinz Petternel im Porträt

Mediziner mit Leidenschaft für Wein- und Obstbau

Text: Reinhard A. Sudy

Fotos: Reinhard A. Sudy, Privat

Die Natürlichkeit des Uhudlers ist die Grundlage seiner Produkte. Ob Wein oder Schnaps - für den Psychiater und Psychotherapeuten Heinz Petternel sind die Traubenlese und das Obstsammeln, das Pressen und Brennen, und die Vorfreude auf jeden neuen Jahrgang seit Jahren ein fixer Teil seines Lebens geworden.

 

Gesellig, an den schönen Dingen des Lebens und an den Menschen interessiert war Heinz Petternel immer schon. Sein freundliches Lächeln und seine offene Art begleiteten in hilfreich bei seiner anspruchsvollen Arbeit in der Grazer Landesnervenklinik Sigmund Freud (LSF Graz). Trotz eines von Medizin und Pflege geprägten familiären Umfelds, väterlicherseits soll sein Ururgroßvater sogar Leibarzt des Habsburgers Kaiser Maximilian von Mexiko gewesen sein, fiel die Entscheidung für die Medizin bei ihm erst nach der Matura während seiner Bundesheerzeit. Beim Studium wurde ihm aber schnell klar, dass die Psychiatrie seine Berufung ist. Nach dem Abschluss der Turnusarzt-Ausbildung begann er in Graz mit der Facharzt-Ausbildung. Daneben absolvierte er beim Individualpsychologen Professor Walter Spiel von der Wiener Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters eine psychoanalytische Ausbildung. Seit Juli 1992 ist Heinz Petternel in die Psychotherapeutenliste beim Bundesministerium für Gesundheit eingetragen und darf die Berufsbezeichnung Psychotherapeut mit der Zusatzbezeichnung Individualpsychologie führen.

 

Sackgasse Kellerweg 3

Seit Dezember 2009 ist er in einem überaus „aktiven und umtriebigen Ruhestand“ vor allem auf seinem Landsitz in Poppendorf im burgenländischen Bezirk Jennersdorf anzutreffen. Treffenderweise hat dieser Mittelpunkt seines Lebens die Anschrift „Kellerweg 3“. Hier produziert Heinz Petternel seit langem mit großer Leidenschaft, eigener Handarbeit und im Bedarfsfall, vor allem bei der Weinlese, unterstützt von seinen hilfreichen Nachbarn, Freunden und Söhnen Wein, Frizzante und Schnäpse. Viele warten jedes Jahr schon ungeduldig darauf. Um medizinisch nicht einzurosten unterrichtet Heinz Petternel noch an den Schulen für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege in Graz, Bad Radkersburg und Oberwart und führt die Psychiatrische Ambulanz im Landeskrankenhaus Hartberg. Sonst aber widmet er seine Zeit neben den Reisen verstärkt dem Uhudler, einem beinahe schon zum Kultgetränk gewordenen Naturprodukt.

 

Zuvor hatte Heinz Petternel einen Bauernhof in Trahütten, der aber nur gepachtet war. Auf seiner Suche nach einem kleinen, leistbaren und eigenen Anwesen in schöner Landschaft stieß er in Poppendorf, unweit der österreichisch-ungarischen Grenze auf ein altes heruntergekommenes Bauernhaus mit einem Ziehbrunnen, einem Plumpsklo und zirka zwei Hektar landwirtschaftlichen Flächen. Die Lage am Ende einer Sackgasse und doch in der Nähe der Bundesstraße Graz - Budapest gefiel Heinz Petternel so gut, das er es nach einem langen und zähen Verhandlungsjahr 1975 kaufte und in aufwändiger Arbeit Stück für Stück restaurierte. „Ursprünglich war das Anwesen eine Meierei, ein landwirtschaftliches Pachtgut des kroatischen Adelsgeschlechts Draskovic oder der ungarischen Adelsfamilie Batthyany. Später wurde das Gebäude als Gasthaus genutzt und zuletzt als Bauernhaus“ schildert Heinz Petternel die Geschichte seines Anwesens. Inzwischen sind es mit einigen dazugekauften Wiesen und Obstbaumhainen rund zehn Hektar geworden. „Mitentscheidend war wohl der freie Blick bis zur oststeirischen Riegersburg und zum Turm der Kirche im westungarischen St. Gotthard“ erinnert er sich an seine ersten Eindrücke.

 

Uhudlerhecke

Als Heinz Petternel den Bauernhof übernahm gab es bereits eine alte „Uhudlerhecke“, Mit ihr begann alles. Am Anfang waren es etwa 50 Liter Uhudler des vor allem im südlichen Burgenland beheimateten österreichischen Weins, den Heinz Petternel aus den Trauben dieser naturbelassenen Weinhecke pressen konnte. Ein 80 jähriger Nachbar brachte ihm alles bei, dann kam noch ein Schnittkurs und Stock für Stock wurde mit den Jahren ein kleiner Weingarten angelegt, ein Klapotetz aufgestellt. Heute ist er Herr über 900 äußerst resistente Weinstöcke mit vier klassischen Uhudler-Traubensorten (Konkordia, Ripatella, Delaware und Noah) und macht damit etwa 300 Liter des fruchtigen Weins. Heinz Petternel hat sich das notwendige Wissen dafür angeeignet und macht nahezu alles selbst. Anfangs verwendete er noch die vorhandene alte Handpresse, was ihm auf Dauer doch zu mühsam wurde. Mit der neuen 70 Liter Handpresse geht es nun rascher. Drei Tage lang steht dann die Maische aus 80% roten Trauben (Konkordia und Ripatella) und 20% weißen Trauben (Delaware und Noah), die alle auf seinem ursprünglichen ersten Grundstück wachsen. Der Verschnitt, pardon „Cuvee“ dieser Traubensorten wird von ihm in Literflaschen abgefüllt, dann folgen die weiteren Handgriffe, um die Flaschen mit Korkstoppel, Schmelzkappe und Etikette zu versehen.

 

Bio-Etikette

Die Etiketten auf den Wein- und Schnapsflaschen sind eine eigene Geschichte und „schmecken“ nicht jedem so wie der Flascheninhalt. Heinz Petternel war aber immer schon offen für Neues und kunstsinnig, hatte Freunde in der Kunstszene und leitete in der LSF Graz einige Jahre die kreative Therapie. Die von ihm organisierten Ausstellungen zeigten daher konsequenterweise Arbeiten von Künstlern aus den unterschiedlichsten kreativen Bereichen und allen Lebenssituationen. Zu seinen engen Künstlerfreunden zählt Engelbert Rieger, ein freischaffender, vielseitiger und ausdrucksstarker Aktmaler. Dessen Gattin Jasmin hatte die Idee, auf den Etiketten die Natürlichkeit und Fruchtigkeit des Uhudlers und der Schnäpse symbolisch durch die Verbindung eines menschlichen Aktes mit den Obstfrüchten zu zeigen. Diese erotischen „Bio-Etiketten“ auf den Wein- und Schnapsflaschen sind vereinzelt sehr gewagt und deftig ausgefallen, aber auf dem besten Weg zum Markenzeichen zu werden. Übrigens, die Uhudlerflaschen ziert ein männlicher Akt, die Etiketten der Flaschen mit den Schnäpsen zeigen unterschiedlichste weiblich Akte.

 

Grappa und Schoko

Bei der ersten Weinpresse wurde die Maische noch weggeschmissen, was Heinz Petternel gar nicht recht war. Schon im nächsten Jahr wurde aus der Uhudlermaische der erste Grappa gemacht. Der schmeckte so gut und auch das Schnapsbrennen hatte ihm Spaß gemacht, dass Heinz Petternel die Schnapsproduktion ausweitete: mit Zwetschken, Äpfeln, Quitten, Marillen, Hespeln und anderem Obst. Heute gibt es, zwar nur in eher kleinen Mengen aber in höchster Qualität, 14 Schnapssorten. „Das naturbelassenene Obst dafür wächst auf meinem eigenen Grund und Boden“ ist Heinz Petternel sichtlich stolz.

Einzig der Frizzante entsteht in einer Gemeinschaftsprodukion mit einem Nachbarn. „Er schmeckt mir besser als jeder Prosecco oder Champagner“ schwärmt Heinz Petternel. Halt, auch die Weihnachtsschokolade wird fremdvergeben. Als Heinz Petternel vor zwölf Jahren eine Zotter-Uhudler-Schokolade kostete, war er begeistert. Er rief Josef Zotter an, um seinen eigenen Uhudler in einer Schokolade verarbeiten zu lassen. Es klappte und seit damals gibt es zur Weihnachtszeit 500 Stück Zotter-Schokolade mit Petternel-Uhudler.

 

Vielschichtig war sein ganzes Leben und vielseitig sind auch heute noch seine Interessen. So wundert es nicht, was sich Heinz Petternel alles vorgenommen hat: neben der Lektüre von psychotherapeutischer Fachliteratur und mehr Zeit als Wein- und Obstbauer sind es Reisen z.B. nach Argentinien und Laos. Sein größter Traum aber ist eine Autofahrt von Alaska bis nach Feuerland, die durch rund 27.000 Kilometer Schnellstraßen der Panamericana verbunden sind.

 

Medizin und Pflege in der Familie

Heinz Petternel, mütterlicherseits mit oberösterreichischen Wurzeln, und mit einem steirischen Vater, der im 2. Weltkrieg noch vor der Geburt seines Sohnes gefallen ist, kam am 6. Oktober 1944 im Sternzeichen Waage in Kärnten auf die Welt. Seine Mutter.. war Kinderkrankenschwester, sein Vater, … Cardona, ein Kieferchirurg. Ab seinem vierten Lebensjahr wuchs er mit zwei Halbschwestern und einem Halbbruder in Graz auf. Hier besuchte er vor seinem Medizinstudium die Volksschule Nibelungen, einige Jahre die Bundeserziehungsanstalt (BEA) Liebenau, die heutige Höhere Internatsschule des Bundes (HIB), und maturierte dann im Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Pestalozzi. Heute ist er aus zwei Beziehungen stolzer Vater von fünf Kindern. Seine Tochter Vanessa (1973) ist Augenärztin an der Grazer Universitäts-Augenklinik, Julie (1978) ist Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester in Wien, von den Zwillingen (1983) studiert Heinz Informatik und Philipp Bauingenieur, Christian (1985) hat gerade sein Medizinstudium beendet und wartet auf eine Ausbildungsstelle zum Turnusarzt. Seine derzeit (2011) drei Enkelkinder sieht er leider kaum. Dass der Leibarzt des Habsburger-Kaisers Maximilian I. von Mexiko, sein Ururgroßvater war, hat ihm seine Großmutter aus der väterlichen Linie „Cardona“ des öfteren stolz erzählt.

 

 

Stand: Mai 2011

Gekürzt veröffentlicht: Psychiater und Destillateur. In: AERZTE Steiermark. Das Magazin der Ärztekammer Steiermark. Ausgabe Juni 2011. Seite 20 - 21.

Heinz Petternel. Fotogalerie (2011)

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