Dagmar Koller
„Ich koche sehr gerne und meine Küche ist auch mein Labor“
Text und Interview: Hedi Grager
Fotos: Privat
Communications Manager.
G'sund: Aber dann, lerntest Du ...
Dagmar Koller: Ja, dann lernte ich meinen jetzigen Partner kennen und bekam auf einmal gleich zwei Söhne, damals bereits im Alter von 6 und 8 Jahren, das war 1998. Auch da gibt es eine lustige Geschichte. Wenn ich damals nach Hause telefonierte und deutsch sprach, dachten meine zwei Buben, die eben nur englisch sprachen, dass ich eine Geheimsprache verwende.
G'sund: Du hast dann in die Firma Deines Mannes gewechselt?
Dagmar Koller: Ich bin dann von Manchester nach Cambridge gezogen, das war vor ungefähr acht Jahren. Ich wollte auch wieder Karriere machen, aber dann kam unser gemeinsamer „Nachzügler", der nun fünf Jahre alt ist.
G'sund: Wie war das dann mit Karriere und Beruf?
Dagmar Koller: So wirklich lässt sich Karriere mit Beruf meines Erachtens nicht vereinbaren. Daher arbeite ich nicht ganztags und so funktioniert es recht gut. Ich arbeite als Consultant bei Oakland Innovation (www.oakland.co.uk). Oakland ist Spezialist für Innovationsforschung und berät Großkonzerne. Wir helfen bei der Optimierung der internen Fähigkeiten, Erarbeiten Innovations- und Forschungskonzepte und suchen nach den richtigen Kollaborationspartnern. Wir sehen uns als Think tank, als eine Denkfabrik.
G'sund: Welches ist dein größter Coup?
Dagmar Koller: Das war sicherlich die Forschung und Vermarktung eines total neuen Massenspektrometers. Das ganze begann mit 2 Protoypten. Diese wogen jeweils 2 Tonnen, denn es handelte sich um ein hochauflösendes Gerät, das nicht nur ein vollkommen neues Riesenmagneten-Design beinhaltete, sondern auch spezielle Isotopenmessungen zuließ, für die es kein Buch oder sonstiges als Unterlage gab. Das war wirklich Arbeiten ohne Netz - total spannend. (Ein Spektrometer ist ein analytisches Instrument, das zur Aufspaltung von Licht in sein Spektrum und zur Messung der Linienintensitäten bei verschiedenen Wellenlängen dient. Ein Massenspektrometer funktioniert auf ähnliche Weise, aber es trennt Atome statt Licht in ein „Massenspektrum". Mit einem Massenspektrometer kann demnach die isotopische Zusammensetzung eines Elements sehr genau bestimmt werden.)
G'sund: Abgesehen davon, dass dies nach unwahrscheinlich viel Arbeit klingt, wie kann man sich die Arbeit ‚bei so einer Erfindung' vorstellen und was ist Dein Part dabei?
Dagmar Koller: Es beginnt - wie so vieles - mit einer Idee. In diesem Fall der Idee, ein neues Gerät zu bauen. Dazu setzen sich Ingenieure und Chemiker zusammen, es entstehen erste Zeichnungen, es wird experimentiert, virtuelle Modelle am Computer entstehen. Ab dem ersten Prototyp kommen dann Software-Experten dazu und versuchen Fragen wie „was kann der Prototyp jetzt, was ist noch zu verbessern, wie kann ich das Gerät anwendbar machen" zu klären. Wenn der erste „Arbeitszustand" erreicht ist, beginnt meine Arbeit. Es muss genauestens erarbeitet und definiert werden was so ein Gerät nun auch wirklich kann. Dabei muss eine Bandbreite an Proben vermessen werden und zusätzlich auch jegliche Funktionalität definiert werden - ähnlich wie bei einem Fitness-Check. Sobald diese Arbeit getan ist, geht man in den Verkauf. Hierbei arbeite ich dann als Product-Manager mit den ersten Kunden und ihren Proben-Analyse-Vorstellungen, die bei solchen Geräten schon oft auf einer Warteliste stehen. Weiters geht es natürlich auch darum, neue Kunden zu finden. Dazu besuche ich Konferenzen und arbeite mit lokalen Verkaufsorganisationen. Das heißt auch, dass ich viel reise und international Vorträge halte.
Sehr interessant für mich ist auch immer wieder zu beobachten, dass die Menschen und Studenten in Ländern wie Japan, China oder Korea sehr lernbegierig zu sein scheinen - während in Europa die Zuhörer, vor allem die Studenten, oft gelangweilter wirken - so, als ob man nicht zeigen dürfte, dass man was Neues hört.
Dagmar Koller
- Geboren: 16. 1. 1966
- Wohnort: Burwell, Cambridgeshire
- Beruf: Consultant Analyst
- Sternzeichen: Steinbock
- Familie: 1 Mann, 3 Buben (20,18 und 5)
- Musik: alles was entspannend ist – z.B Ludovico Einaudi
- Lieblingsbuch: Ein Kind unserer Zeit, Horvath
- Hobby: Familie
- Größtes Anliegen: dass meine Umgebung glücklich ist; „community matters“
Veröffentlicht: Dagmar Koller. Die Wissenschafterin machte ihr Hobby zum Beruf. In Gsund. Die besten Seiten der KAGes. Nr. 64 Dezember 2009. Seite 56 - 57.
Quelle: www.gsund.net.