Gerhard Kreuzwirt. Musik und Unterwasser-Rugby

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Gerhard Kreuzwirt. Mediziner unter Wasser

Text und Fotos: Reinhard A. Sudy

Dr. Gerhard Kreuwirt, hier mit erhobener Hand, beim Unterwasser-Rugby Training. © Sudy

Er holt tief Luft und taucht ab: Als begeisterter Unterwasser-Rugby Spieler war Dr. Gerhard Kreuzwirt im österreichischen Team bei der Weltmeisterschaft 2011 in Helsinki. Er liebt und lebt aber die Vielseitigkeit, ist vor allem leidenschaftlich Arzt, musiziert, komponiert und trainiert derzeit auch seine Stimme.

 

Mit einer glücklichen Kombination von Talent und Ehrgeiz versehen war der am 11.3.1972in Klagenfurt geborene, vielseitig interessierte Gerhard Kreuzwirt schon auf einigen Ebenen erfolgreich. „Mit einer Ausbildung zum Elektroschweißer während meines Studiums verdiente ich bei sommerlichen Ferialjobs mein erstes Geld“ erinnert er sich nachdenklich. Als Musiker und Billardspieler lernte Gerhard Kreuzwirt die gebürtige Klagenfurterin und vielfache Billard-Staats- und Europameisterin Jasmin Ouschan kennen, die dann Weltmeisterin bei der WPA 10-Ball-Weltmeisterschaft der Damen wurde. Unter dem Pseudonym Dr. Chili komponierte Gerhard Kreuzwirt 2009 für sie einen Song, der im Mai 2010 mit dem Titel „Jasmin The Billiard Queen“ veröffentlicht wurde. Zu seinem Saxophon greift er heute nur mehr gelegentlich, aber als hoher Tenor arbeitet Gerhard Kreuzwirt an der Verbesserung seiner Technik und an der Kräftigung seiner Stimme. Zu seinen Gesangslehrern zählt neben Jeffrey Skouson und Kathy Kennedy auch Seth Riggs, der ehemalige langjährige Gesangslehrer von Michael Jackson. Ja, und dazwischen holt der Mediziner noch einmal ordentlich Luft, taucht dann ab und mitten hinein ins Getümmel und versucht in dem Gewirr von Körpern den Ball zu erwischen. Zur doch eigenwilligen, kaum bekannten Sportart des Unterwasser-Rugby kam Gerhard Kreuzwirt … Doch der Reihe nach.

 

Von der Musik zur Medizin

Nach seiner Volksschulzeit gleich an drei Kärntner Volksschulen begann Gerhard Kreuzwirts musikalische Laufbahn am Musikgymnasium in Viktring mit einer Klarinette und dem Wunsch, Musik zu studieren. Mit 15 Jahren, kurz nachdem er angefangen hatte, Saxophon zu spielen, sang Gerhard Kreuzwirt in der Schulband mit dem Namen Illuminators. Mit der Eigenkomposition „I'll say“ wurde er im Bregenzer Festspielhaus Dritter im österreichischen Bandwettbewerb. Mit 16 Jahren kam er mit der Grazer Jazz-Legende Erich Kleinschuster in Kontakt. Der riet ihm zum Musik/Saxophon Studium, womit Gerhard Kreuzwirtin Klagenfurt noch während der Schulzeit begann. Nach der Matura spielte er bei der Militärmusik Baritonsaxophon und setzte das Jazz-Studium am Konservatorium in Klagenfurt fort. „Tagsüber stand das Saxophon-Studium bzw. die Proben und Auftritte mit der Militärmusik im Mittelpunkt, am Abend wurde oft im Kamot oder in einem Cafe in der Nähe vom LKH Klagenfurtgejammed“ erzählt Gerhard Kreuzwirt schmunzelnd.    

Anfangs leise, dann immer deutlicher wurde der Gedanke, statt Musik doch Medizin zu studieren. So wechselte Gerhard Kreuzwirt dann gleichzeitig mit dem Umzug nach Graz zum Medizinstudium, wofür er übrigens schon immer eine Faszination empfunden hatte. Seine Mutter studierte Psychologie und arbeitet als Psychotherapeutin, sein Vater, mittlerweile in Pension, war Maurer. Gerhard Kreuzwirt hat nach dieser beruflichen Lebensentscheidung und durch den Umstand mit 19 Jahren Vater geworden zu sein, viele Jahre überhaupt keine Musik gemacht. Erst Jahre später griff er wieder zum Saxophon, das er auch heute noch hin und wieder in die Hand nimmt. Nach dem Studium und dem Turnus, überwiegend in Graz, ging es 2006 nach London, wo er vertretungsweise als Praktischer Arzt arbeitete. 2007 begann Gerhard Kreuzwirt mit einer Facharztausbildung an der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am Landeskrankenhaus-Universitätsklinikum Graz. In gemeinsam mit weiteren Autoren verfassten wissenschaftlichen Publikationenen (2009) in Zeitschriften und Konferenzbänden befasste er sich gemeinsam mit Prof. Schintler mit der Messung von Antibiotikakonzentrationen im Knochen und im Weichteilgewebe bei diabetischen Patienten, mit VAC Instill und mit nekrotisierender Fascitis. Für eine Arbeit zur Problemstellung des PSPG (Postsurgical Pyoderma Gangraenosum), eine seltene, heimtückische, meist spät diagnostizierte Erkrankung, bekam er bei der 48. Jahrestagung der ÖGPÄRC 2010 in Graz den Posterpreis. Seit Februar 2011 ist er auf einer Ausbildungsstelle der Abteilung für Chirurgie des LKH Graz West tätig.

 

Luft für fünf Minuten

Der im Tierkreiszeichen Fisch geborene Gerhard Kreuzwirt bringt beste Voraussetzungen für Unterwasser-Rugy mit. Beim Apnoe Tauchen (ohne Pressluft) kam er in der Apnoedisziplin „constant weight“ mit einem Atemzug bis knapp über 60 Meter tief. Bis 5 Minuten und 37 Sekunden konnte er in der Apnoedisziplin "statik" die Luft anhalten. „Unterwasser Rugby ist ein spannender, gesunder und extrem lustiger Sport“ erklärt Gerhard Kreuzwirt begeistert: „Ein Kärntner Schulkollege, Holger, hat mich während meiner Studentenzeit zu einem Training mitgenommen und seit 2005 betreibe ich diesen Sport recht intensiv“. Seit über 20 Jahren wird beim Steirischen Tauchsport Club Unterwasser-Rugby gespielt. „Mit durchaus beachtlichen Erfolgen der steirischen Mannschaft bei den österreichischen Staatsmeisterschaften und internationalen Turnieren“ schildert Gerhard Kreuzwirt stolz. Im Vorjahr wurde es dann besonders spannend für Gerhard Kreuzwirt: Als im August 2011 in Helsinki die 9. CMAS Weltmeisterschaft im Unterwasserrugby offiziell eröffnet wurde, war er einer der drei Grazer in der österreichischen Mannschaft und als Center-Spieler im Einsatz. In den ersten vier Spielen gab es für die Österreicher zwar zwei Niederlagen aber auch zwei beachtliche Siege. Damit wurden sie in ihrer Gruppe Dritter und am Ende in der Gesamtwertung stolzer 10. Ganz andere Wege geht sein mittlerweile 20-jähriger Sohn David, der in München Physik studiert.

 

Unterwasser-Rugby
Breitensport ist Unterwasser-Rugby gerade nicht, auch wenn es diese Sportart seit etwa 30 Jahren gibt. Das Rezept für Unterwasser-Rugby liest sich aber einfach: Man nehme ein Schwimmbecken mit den Maßen 15 x 10 Meter und mit einer Tiefe von 3 bis 5 Meter. Dazu kommen zwei zirka 40 Zentimeter große Metallkörbe, die am Beckengrund aufgestellt und nicht verschoben werden dürfen. Weitere Zutaten sind zwei Mannschaften mit jeweils sechs Spielern. Diese werden mit Flossen, Taucherbrille, Schnorchel und Schutzkappe für die Ohren ausgestattet. Dann wird ein handballgroßer, etwa 3 Kilogramm schwerer mit Salzwasser gefüllter Kunststoffball dazugegeben, der im Wasser zwar zu Boden sinkt, aber 2 bis 3 Meter weit gepasst werden kann. Garniert wird das Ganze mit einfachen Regeln:

  • Gespielt wird nur unter Wasser, auch der Ball bleibt unter Wasser.
  • Nur der ballführende Spieler darf jemanden festhalten oder selbst festgehalten werden.
  • Die Ausrüstung des Spielgegners wird nicht angetastet. Also, die Brille herunterreißen, an den Flossen halten oder an der Badehose ziehen ist ebenso wenig erlaubt wie einen Gegner unter Wasser drücken.

Damit das Ganze seine Ordnung hat, gibt es drei Schiedsrichter mit Tauchausrüstung. Zwei von ihnen sind immer unter Wasser, einer passt an der Oberfläche auf. Das ist auch notwendig, wenn es dann im Getümmel unter Wasser zu spannenden Kämpfen um den Ball kommt, sich die durch Flossen langgezogen wirkenden Körper der Spieler mit Leichtigkeit auf ein Tor zu bewegen und den Ball in den Korb zu stopfen versuchen oder da und dort ein Spieler nach Luft ringend auftaucht.

 

Spass unter Wasser

Gerhard Kreuzwirt hat Spass bei diesem Spiel unter Wasser: „Es ist toller Mannschaftssport im, eigentlich unter Wasser, bei dem man nicht übersehen darf, hin und wieder an der Oberfläche Luft zu holen“. Über das Spiel-, Schwimm- und Konditions-Training der Grazer Unterwasser-Rugby Mannschaft, die Termine der vielen Turniere und anderes Wissenswertes gibt es umfangreiche Informationen auf der Homepage des 1964 gegründeten Steirischen Tauchsport Clubs (www.stc.or.at; www.uw-rugby.at).

 

Inzwischen haben neben der Medizin und dem Unterwasser-Rugby auch die Musik und die Stimmausbildung wieder Platz im Leben von Gerhard Kreuzwirt gefunden. Und natürlich möchte er bei der nächsten Unterwasser-Rugby Weltmeisterschaft wieder dabei sein. Offen für neue sportliche Herausforderungen ist Gerhard Kreuzwirt allemal und so geht er interessiert durch das Leben.

 

 
Kontakt:

kreuzwirt@yahoo.de

www.myspace.com/drgchili

 

Stand: Juli 2012.

Gekürzt veröffentlicht: Arzt unter Wasser. In: AERZTE Steiermark. Das Magazin der Ärztekammer Steiermark. Ausgabe Juli/August 2012. Seite 20 - 21.

Die wesentlichen Unterwasser-Rugby Regeln im Detail

1. Du sollst nur mit Schnorchel, Taucherbrille, Flossen und Schutzhaube im Wasser sein und tauchen.

2. Du sollst nur mit maximal 6 Spielern (blau oder weiss) gleichzeitig im Wasser sein.

3. Du sollst den Ball nicht über die Wasseroberfläche bringen oder den Ball aus dem Spielfeld führen.

4. Du sollst jemand anderen nur halten, wenn einer von euch im Ballbesitz ist – ganz besonders nicht am Tor.

5. Du sollst deinen Gegner nicht die Brille herunterreißen, an den Flossen halten oder an der Badehose (Badeanzug) ziehen.

6. Du sollst einen Gegner nicht unter Wasser drücken.

7. Du sollst nicht zuschlagen, den Gegner würgen oder sonstige, unnötige Härte zeigen - besonders nicht am Kopf oder anderen sensiblen Bereichen.

8. Du sollst dich nicht am Korb (oder anderen Fixpunkten) festhalten oder einklemmen, oder das Tor verschieben.

9. Du sollst nicht ein fast sicheres Tor durch ein Foul verhindern.

Weitere Anregungen:

10. Du sollst (gefälligst) unten am Beckengrund spielen, möglichst nicht mit dem Ball auftauchen und nicht oben herumtreiben!

11. Du sollst den Ball immer fest in einer Hand direkt am Körper führen.

12. Du sollst den Ball so fest wie möglich passen.

13. Du sollst als Verteidiger und Tormann erst auftauchen, wenn du abgelöst wirst.

14. Falls dein Tormann oder Verteidiger nicht rechtzeitig auf seinem Platz ist, fülle diese Lücke bis sie dich ablösen.

Gerhard Kreuzwirt. Fotogalerie (2012)

Dieses bissig-heitere Maskottchen des STC Graz stammt von H. Rinnerhofer, der Text von G. Kreuzwirt.

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