Martin Mähring. Menschen helfen und Boote bauen

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  • Martin Mähring im Porträt

Martin Mähring. Leidenschaft für Holz und Boote

Text: Reinhard A. Sudy

Fotos: Martin Mähring, Privat, Reinhard A. Sudy

Martin Mähring in seinem selbst gebauten Ruderboot am Packer Stausee. © Privat

Als leidenschaftlicher Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie hat Martin Mähring mit seinen geschickten Händen vielen Menschen geholfen. Ebenso geschickt konnte er seine Liebe, mit Holz zu arbeiten, mit seiner Freude am Segeln verbinden.

 

Martin Mähring wurde 1947 in Mürzzuschlag geboren, kam aber bereits 1949 nach Graz, wo er mit seinen drei Geschwistern aufwuchs. „Mein Vater hatte in der Herrengasse eine Zahnarztpraxis, auch ich entschied mich für das Medizinstudium und wurde Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie“ blickt Martin Mähring ein wenig zurück. Nach 19 Jahren im LKH Graz wechselte er 1991 in das LKH Bruck a. d. Mur. Hier war er als Oberarzt der Abteilung für Chirurgie und designierter Primar für die erst neu zu errichtende Abteilung für Unfallchirurgie im Einsatz. Deren Leitung übernahm er dann 1994, bis ihn ein weiterer Karriereschritt Anfang 2002 mit der Bestellung zum ärztlichen Leiter des UKH Graz zurück in seine Heimatstadt brachte. Und nach 40 Jahren als Spitalsarzt, davon 20 Jahren in Führungspositionen, ging Primar Univ.-Prof. Dr. Martin Mähring mit Ende des Jahres 2009 in Pension.

 

Stolz erinnert er sich an die arbeitsintensive Gründungszeit der Brucker Abteilung für Unfallchirurgie, die dank hoher Fachkompetenz und moderner Behandlungsmethoden rasch einen hervorragenden Ruf in der Bevölkerung bekam, und an die herausfordernden Aufgaben während seiner UKH-Jahre. „Meilensteine waren sicherlich der Bau und die Eröffnung des LKH Graz West, das an unser UKH angedockt wurde, damit verbunden die österreichweit erstmalige Kooperation zwischen drei Spitalsträgern (AUVA, KAGes, BHB), herausfordernd war auch die Inbetriebnahme eines der modernsten OP-Bereiche Europas. Besonders gefreut hat mich die österreichweit erstmalige Implementierung eines Risiko- und Fehlermanagementsystems.“

 

Vielseitig. Waldhorn, Notenständer und Unterwasserkamera

Bereits in seiner Zeit als Primarius im LKH Bruck a. d. Mur begann Martin Mähring das Blechblasinstrument Waldhorn zu spielen: „Ich habe es bei einem Hornisten der Philharmoniker gelernt und bin heute beim Diletto Grazioso Orchester aktiv. Derzeit übe ich gerade intensiv für eine Aufführung der 8. Sinfonie von Ludwig van Beethoven.“ Sein Klavier, auf dem er als Kind geübt hatte, ist dadurch auch wieder zu Ehren gekommen. Davor steht ein von ihm gemachter, zierlicher Notenständer aus Kirschholz. Martin Mähring war schon von klein an ein geschickter Bastler und hat zu Ende der Mittelschulzeit und während des Studiums in einer Werkstätte für Jagdzubehörartikel gejobbt. So wundert es nicht, dass er zwischendurch - von der Idee einer damals unerschwinglichen Unterwasserkamera begeistert - selbst ein wasserdichtes Gehäuse mit allem Drumherum für gleich zwei Fotoapparate gebaut und auf den Malediven erfolgreich getestet hat. „Die Fotos sind schön geworden und die beiden Unterwasserkameras funktionieren noch“ erzählt er und fährt fort:

„Mein Gefühl für Holz und seine Bearbeitung, überhaupt ein gutes Materialverständnis waren sicherlich von Vorteil für meine unfallchirurgische und orthopädische Arbeit. Da kann es zum Beispiel schon wichtig sein zu wissen, wie fest man eine Schraube anziehen kann oder wann der Bohrer zu heiß wird.“ 

 

Auf den Spuren von James Cook

Der barocke Notenständer ist nur eines seiner selbst gefertigten Möbelstücke. Der Nachbau eines Josefinischen Schranks aus sehr altem Kirschholz, eines Bauernschranks mit Tabernakel aus Weichholz und eines Jogl-Tisches, dessen Original in der Sölker Bauernstube des Joanneums stand, schmücken als alltäglich genutzte Möbel seine Wohnung. Hier dokumentiert das detailgetreue Modell des berühmten Segelschiffes Endeavour seine große Holz-Faszination und Segel-Leidenschaft. An der australischen Nordostküste, etwa 45 km nördlich von Port Douglas, hätte die erste Südseereise des britischen Seefahrers und Entdeckers James Cook beinahe ihr Ende gefunden. Er lief mit seinem Expeditionsschiff, der HMS Endeavour, im Großen Barriereriff auf Grund und es drohte zu sinken. Genau hier fand Martin Mähring auf seiner Australien-Rundreise die Kokosnuss, die heute auf dem Glaskasten mit dem Segelschiff-Modell thront. „Für die Takelage habe ich 2.000 Leinenschnur-Knoten gemacht und die Planken sind mit Hilfe eines Teekessels dampfgebogen“ schildert Martin Mähring, der es fast bedauert, sein schon etwas mitgenommenes Galeeren-Modell weggeschmissen zu haben, das er mit 13 Jahren, beeindruckt vom Monumentalfilm Ben Hur, gebaut hatte.

 

Holz und Segeln verbindet die Familie

Mit seiner 2011 verstorbenen Frau Herta, einer Kinderärztin, hat Martin Mähring drei Söhne: Michael, ein Architekt, und Klaus, ein Fotograf, leben in Wien. Georg, der eine Möbelbauschule in Kalifornien besucht, sich in England weitergebildet und lange bei einem aus dem Schiffsbau kommenden und das Dampfbiegen spezialisierten Tischler gearbeitet hat, ist heute ein auf Vollholz-Möbel spezialisierter Tischler. Er lebt mit seiner aus der Grafschaft Dorset im Südwesten Englands stammenden Frau und den beiden zweisprachig aufwachsenden Kindern gleich neben seinem Vater in Graz. „Ich genieße das sehr und beschäftige mich gerne mit meinen Enkelkindern“ lächelt Martin Mähring, der gemeinsam mit vier Freunden zehn Jahre lang ein Segelboot hatte. „Da sind damals auch meine Kinder mitgefahren, und mein ältester Sohn Georg hat sich vor kurzem ein altes, 6-Meter langes Holzsegelboot gekauft, es hergerichtet und ist mit seiner Familie Richtung Griechenland auf Reise gegangen“.

 

Vom Grazer Keller zum Packer Stausee

Bei dem Besuch seines Sohnes in Kalifornien kam Martin Mähring im Hafengebiet von San Francisco an einer Bootsbauschule vorbei und damit auf den Geschmack: Bald darauf war er für zwei Wochen bei einem Bootsbaukurs an der Boat Building Academy im Südwesten Englands. Und an einem verlängerten Wochenende hat er noch einen Kurs für den Bau der sehr aufwändig herzustellenden Ruder besucht. Nun begann er in seinem Keller ein Ruderboot aus steirischem Eichen- und Lärchenholz zu bauen. Damit es auch herausgebracht werden konnte, reduzierte er das eigentlich 4,20 Meter lange Boot maßstabgenau auf 3,80 Meter. „Mit einem aus Dachlatten schnell gezimmerten Testboot probierte ich aus, ob ich damit über die steile Kellerstiege und um die Ecken ins Freie komme. Dann habe ich vier Jahre daran gearbeitet, wann immer ich Zeit und Spaß hatte.“ blickt Martin Mähring zurück. Er kam mit überraschend wenig Werkzeug wie einigen Spezialhobeln, Zwingen und einer Bandsäge aus. Originell war die rund um einen am Flohmarkt gekauften Kelomat gebaute kleine Anlage, um die Planken seines Ruderboots mit Dampf weich zu machen und in die richtige Form zu bringen. Nun ist das nach seinem Enkel, der mitgeholfen hat, Dany benannte Ruderboot am Packer Stausee im Einsatz. Ebenso wie eine Optimisten-Jolle, ein etwas kleineres, nur 3,20 Meter langes, leichtes Segelboot für die Enkelkinder, das er mit Kiefern- und Bootssperrholz ebenfalls in seinem Keller gebaut hat.

 

Seinem Traum, ein etwas größeres Holzsegelboot mit Kajüte nachzubauen oder ein altes Boot wieder herzurichten, hängt er noch nach, und vielleicht wird er noch wahr. Schneller dürfte Martin Mähring sein Vorhaben verwirklichen, eigenes Olivenöl zu erzeugen. Die Olivenernte ist zwar sehr schwach ausgefallen, aber erstmals gibt es eingelegte Oliven vom eigenen Olivenhain auf seinem kleinen Grundstück in Griechenland.

 

Stand: März 2015.

Gekürzt veröffentlicht: Bootswerft im Keller. In: AERZTE Steiermark. Das Magazin der Ärztekammer Steiermark. Ausgabe März 2015. Seite 14 - 15.

 

Zu den beiden Fotostrecken gleich unterhalb:

  • Ein Ruderboot entsteht: Vom Plan und den ersten über Dampf gebogenen Holzteilen wächst es Stück für Stück. Dann noch der Schutzanstrich, einige letzte Arbeiten und aus dem Keller geht es an den Packer Stausee. Übrigens, auch die Ruder sind von Martin Mähring handgefertigt.

Fotos: © Martin Mähring

  • Aus dem Fundus an Möbeln und Bootsmodellen, die Martin Mähring selbst gefertigt hat. Auch die Unterwasserkamera ist von ihm.

Fotos: © Reinhard A.Sudy

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