Kostbarkeiten und Kuriositäten 2. Gebäude und Tafeln

Texte und Fotos: Reinhard A. Sudy

Mehr oder weniger versteckt sind die hier kurz beschriebenen kleinen Schätze. Wer mit offenen Augen, gehobenem Haupt und ein wenig Neugier, auch für Durchgänge und Hinterhöfe, durch eine Stadt geht, wird immer wieder auf Originelles, Kostbares und Kurioses stoßen.

 

Hier lesen Sie über

  • Telefonzelle | Vorschau
  • Litfaß-Säule und Metall-Werbetafel | Vorschau
  • Grazer Rosenhain. Jesuitenrefektorium

  • Historische Gebäude. Verfall, Abbruch oder ...?
  • Landhaus. Rumortafeln

Telefonzellen - auf dem Weg in ihre Vergangenheit

Blick vom Beginn der Rechbauerstraße zum Stadtpark-Zugang. © Reinhard A. Sudy

Jänner 2021. Die Telefonzellen haben eine lange Geschichte, die aber zu Ende gehen scheint. Nach der Jahrhundertwende wurden die ersten Telefon-Automaten noch von der k. k. Post bewilligt. Nach einem Patent des Ingenieurs Robert Bruno Jentzsch ging am 17. August 1903 der erste Münzfernsprecher am damaligen Wiener Südbahnhof in Betrieb. Ab 1907 durften Telefon-Automaten dann auch in Kaffeehäusern aufgestellt werden.

 

Nun ist aber Bedarf an den mir noch so vertrauten Telefonzellen mit ihren Schnurtelefonen vor allem durch die Entwicklung der Mobiltelefonie drastisch zurückgegangen. Ganz alte Telefonzellen kenne ich keine mehr, und auch die neueren, teilweise sogar Tür-losen Modelle von Stahl-Glas-Telefonzellen werden bald zu einer Rarität geworden sein. In einer aktuellen Novelle zum Telekomgesetz (TKG) sollen sie gar nicht mehr erwähnt werden.

In Graz werden nun nach und nach alte Telefonzellen aufgelassen und abmontiert oder umgewandelt: zu einer E-Strom-Tankstelle, in eine wetterfeste Paketstation oder Bücherzelle, zu einem Kunstwerk oder in einen Defi-Standort (für Defibrillatoren als wichtiges Glied in der Rettungskette).

 

Quelle: Valentina Gartner: Telefonzellen als Stromtankstellen. In: derGrazer vom 21. November 2021, Seite 20

Litfaß-Säulen und historische Werbetafeln aus Metall 

Litfaßsäule

Diese vom Berliner Buchdrucker Ernst Theodor Amandus Litfaß Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte und bis heute nach ihm benannte  Informationssäule ist immer noch ein beliebter Webeträger.

 

 

Metall-Werbetafeln

 

 

Jesuitenrefektorium im Grazer Rosenhain

2021. 

 

 

 

Historische Gebäude in der Altstadt vor dem Abbruch?

Kopernikusgasse /Schörgelgasse

 

2020/2021. An der Straßenecke von 

Kopernikusgasse und Schörgelgasse im Bezirk Jakomini stehen noch einige alte, zunehmend verfallende kleine Gebäude.

Eines trägt das Schild der Schlosserei ...

 

 

'Wirtschaftliche Unzumutbarkeit einer Revitalisisierung' hat sich gegen 'Ensembleschutz und Erhalt' des kleinen Gebäudekomplexes in der Altstadtschutzzone 3 durchgesetzt.

 

 

Vorschau

 

 

Quelle: Valentina Gartner: Abriss einer Schlosserei. In: derGrazer vom 10. Mai 2020, Seite 7.

 

 

Leonhardstraße 28. Girardihaus

 

2016. Schon seit längerem ist der Gebäudekomplex in der Leonhardstraße 28 bzw. seine weitere Nutzung heiß umstritten. Das Grazer Girardihaus, das Geburtshaus des berühmten Volksschauspielers Alexander Girardi (5. Dezember 1850) hat eine lange und tradtionsreiche Geschichte. Über viele Jahre war es auch der Standort eines tradtionsreichen Gasthauses - des Girardikellers.

Kaiser-Franz-Josef-Kai 36

 

2016. Ein bereits im 16. Jahrhundert errichtetes zweigeschoßiges Renaissance-Gebäude am Kaiser-Franz-Josef-Kai, nur enige Schritte vom Zugang zur Schloßberg-Bahn entfernt, steht seit vielen Jahre leer. Von Jahr zu Jahr verfällt es mehr, zwischendurch war das seit 1997 unter Denkmalschutz stehende Haus ein Unterschlupf für obdachlose Punks. Als erster Besitzer dieses markanten und behäbig wirkenden Gebäudes mit den typischen Durchgängen, Gewölben und Treppen und einem breitgelagerten Schopfwalmgiebel wurde bereits 1596 Hans Mitemülner genannt.

Nun konnte der ehemalige Rennfahrer und nunmehrige Motor-Chef des Red Bull Racing Teams das Gebäude neben seinem Schloßberg-Hotel von der Besitzerin erwerben. Was daraus wird, scheint noch offen zu sein, auf alle Fälle wird es erhalten beliben und revitalisiert werden.

 

Quelle: Verschiedene Zeitungsmeldungen, unter anderem von Vojo Radkovic: Abbruchhaus wird Hotel-Dependance. In: derGrazer ... Seite 14.

 

Kommod-Haus

 

2016. Nicht mehr geschafft hat es ein 1785 am heutigen Eck Burggasse und Einspinnergasse erbautes Gebäude, das über Jahrzehnte die Heimstätte beliebter Lokale war. Mit der Gastwirtschaft Fischer (1855) begann und mit dem legendären Cafe Kommod endete diese Ära. Das Gebäude mit seiner denkmalgeschützten Fassade fiel trotz aller Bemühungen und vieler Proteste ausgerechnet im Kulturhauptstadtjahr 2003 der Spitzhacke zum Opfer. Nach langen Jahren soll nun die Baulücke durch ein modernes, vom Architekturbüro Zaha Hadid geplantes Gebäude geschlossen werden.

Literatur und Links

 

 

SOKO Altstadt | Diese Initiative hat 2010 begonnen, erhaltenswerte Bauten in einem Schutz-Kataster zu erfassen. Eine Reihe wertvoller Bauten, deren Bestand nicht gesichert ist, sind in der Kategorie denkmalwürdig aufgelistet.

 

2016. Erinnern Sie sich? 100 Grazer Häuser zerstört.
 
Doris Pollet-Kammerlander, Heinz Rosmann und Erika Thümmel haben am 13. Oktober 2016 diese beeindruckende Broschüre "Erinnern Sie sich? 100 Grazer Häuser zerstört."präsentiert. Auf 56 Seiten dokumentieren sie 'schmerzhaft' 100 in den vergangenen Jahren in der steirischen Landeshauptstadt abgerissene Häuser. Eine wichtige Grundlage dafür war die langjährige Dokumentationsarbeit der Initiative "SOKO Altstadt".

Landhaus. Zwei "Rumortafeln" mit Benimm-Regeln

Rumortafel beim Landhauseingang Schmiedgasse 5. (Foto: Sudy)

2012. Zwei Wandtafeln, als Rumortafeln bezeichnet, verkünden die historischen Spielregeln des guten Benehmens im Steirischen Landtag. Zu sehen sind diese an den beiden Haupteingängen des Landhauses.

 

Verhalten im Landhaus

Beim Landhauseingang in der Herrengasse 16 hängt eine der beiden Rumortafeln mit einer schönen Akanthusblatt-Schnitzrahmung. Beim Landhauseingang in der Schmiedgasse 5 hängt die zweite Rumortafel unter einem gewellten, schützenden Blechdach. Die verschieden gerahmten Rumortafeln wurden 1588 unter Erzherzog Karl zu Österreich angebracht und bis heute mehrfach renoviert. Sie verkünden unter Strafandrohung die unerlaubten Verhaltensweisen.

 

Text einer Rumortafel

Die Rumortafeln sind mit weißer Inschrift und gemaltem Richtschwert von 1588 versehen (Ölmalereien auf Kupferblech). Der Text der Rumortafel beim Landhauseingang in der Schmiedgasse 5 lautet:

 

Mit der Fürst: Durchl:
Erzherzogen Karls zu Oesterreich
unsers gnädigsten Herrn u: Landes
fürsten gdgsten Vorwißen Consens u:
Ratification hat eine Hochlöbliche Laaft
dieses Herzogthumbs Steyer in dem
Landtag under anderen auch dahin be-
schloßen u. Befehl gethan, daß Niemand
wer der auch seyn mag sich unterstehe in
dießem Hochbefreyten Landthaus
zu rumoren, die Wöhr, Tolch oder
brodmeßer zu zucken, zu palgen u. zu schlage
gleichfals mit andern Wöhren Ungebühr zu
üben oder Maulstreiche auszugeben sondern
hierinnen aller Gebühr und Bescheidenhait mit
Worthen und Werthen zu gebrauchen.
Welche aber darwieder handeln daß die
selben nach Gelegenheit des Verbrechens
an Leib und Leben unnahläßlich sollen
gestraffet werden darnach sich mäniglich
wiße zu richten. Actum 20. Sept. 1588.
Renovatum 12. April 1694. Renov. 30. Fber 1773.
Renov. 29. Fber 1824. Renov. 27. Jan. 1900. Renov. 8. Juni 1937.

 

 

Quellen:

1. www.gsund.net.

2. Wiltraud Resch et al.: Die Kunstdenkmäler der Stadt Graz. Die Profanbauten des 1. Bezirkes, Altstadt. Österreichische Kunsttopographie 53. Wien 1997.

 

 

Stand: Aktualisiert am 21. Dezember 2012.

Veröffentlicht: Landhaus: Rumortafel. In: Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 54 Juni 2007. Seite 38.

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