Die schönsten Brunnen und Pavillons der Stadt

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  • Schloßberg. Geheimnisvoller Türkenbrunnen
  • Brunnen. Grazer Kostbarkeiten
  • Kleine Brunnen-Highlights
  • Landhaus. Historische Ziehbrunnen
  • Stadtpfarre. Brunnenhof
  • Pavillons. Architektur der Kommunikation

Geheimnisvoller Schacht im Grazer Türkenbrunnen

2017. Hier schlummert ein Geheimnis“ ist die Schlagzeile einer Coverstory in der Gratis-Wochenzeitung derGrazer (Ausgabe 17 vom 23. April 2017, Seite 8). Vojo Radkovic geht hier dem Geheimnis nach, das sich in einem beidseitig zugemauerten Tunnel in der Tiefe des Türkenbrunnens verbergen könnte.

Der Türkenbrunnen diente einst zur Wasserversorgung der Schloßberg-Festung und wurde noch bis 1934 als Schöpfbrunnen verwendet.

Vom seinem 90 Meter tiefen Schacht, der hinunter bis zum Grundwasser auf Murniveau reicht, führt ein Tunnel schräg abwärts ins Freie. Er dürfte einst bei den Bauarbeiten zur Be- und Entlüftung und als Transporttunnel für Bauschutt und Quadersteine gedient haben, ist heute aber auf beiden Seiten zugemauert. Nun möchte die Stadt Graz den Tunnel öffnen, hineinschauen und das Geheimnis des Stollens lüften lassen.

Alte und neue Brunnenanlagen. Grazer Kostbarkeiten

Text und Fotos: Reinhard A. Sudy

2004/2017. Die Bedeutung des Wassers, aber auch der Luft und des Bodens wird uns oftmals erst dann bewusst, wenn deren Qualität sich spürbar verschlechtert, wenn Quellen versiegen, Wiesen verdorren und Bäume verdursten. Eine besondere Herausforderung war immer schon die Wasserversorgung von Städten. Auch Graz hat dazu eine lange Geschichte, die sich teilweise in den vielen alten und neuen, anspruchsvollen und einfachen, öffentlichen und versteckt gelegenen Brunnen äußert. Brunnenanlagen versorgen uns mit Wasser, einem wesentlichen Bestandteil unseres Lebens, und beleben auf eine ganz besondere Weise das Stadtbild.

Vom Holzbrunnen zum Waschbecken
Neben der Nutzung von Quellwasser und dem Sammeln von Regenwasser stellt die Erschließung und Nutzung von Porengrundwasser sowohl in der Vergangenheit als auch heute die Wasserversorgung der Bevölkerung sicher. Dabei entstanden die unterschiedlichsten Brunnenformen wie beispielsweise der Holzbrunnen mit dem durchbohrten Baumstamm und einem darunter stehenden Trog, der Zisternenbrunnen oder die als Schacht- oder Bohrbrunnen ausgeführten Grundwasserbrunnen. Mit den Wasserleitungen war dann die technische Voraussetzung für die vielen Formen von Wandbrunnen und ihre Nachfolger, unsere heutigen Waschbecken, gegeben.

Brunnen im Grazer Stadtzentrum
Auf den Plätzen der Grazer Altstadt und in ihren Parkanlagen gibt es viele kunstvoll gestaltete, teils denkmalähnliche, historische Brunnen, wie beispielsweise der Erzherzog-Johann-Brunnen des Bildhauers Franz Xaver Pönninger. Dieser monumentale Denkmalbrunnen am Hauptplatz wurde am 10. September 1878 in Anwesenheit des Kaisers Franz Joseph I feierlich eingeweiht.

Ebenso imposant ist der als Stadtparkbrunnen bekannte Franz Joseph-Brunnen, der um den Preis von 31 000 Gulden den Weg von der Wiener Weltausstellung 1873 nach Graz fand und hier am 4. Oktober 1874 eröffnent worden ist.

Auf einigen Plätzen begegnet man zeitgenössischen und futuristisch anmutenden Wasserskulpturen. Der Brunnen im Rosarium, gleich gegenüber dem Grazer Opernhaus, wurde bereits 1927 als kleiner Fontänenbrunnen angelegt. Seit 1971 präsentiert sich der Rosarium-Brunnen als großflächige Anlage mit mehreren Wasserbecken. Im Zentrum steht die Bronzeplastik eines kniendes Mädchens mit einem Delphin vom Bildhauers Walter Pochlatko aus 1950/1951, bei der das Wasser aus einer kleinen Öffnung im Marmor-Sockel rinnt und diesen mit einem Wasserschleier überzieht.

Ein Streifzug über Plätze und durch Parks, ein Bummel durch die Grazer Innenhöfe oder gar ein neugieriger Blick in einen Hauseingang führen in eine kleine „Brunnenwelt“: monumentale Brunnenanlagen, schön verzierte Laubenbrunnen, alte und moderne Pumpbrunnen und unterschiedlichste, kunstvoll gestaltete Wandbrunnen erwarten den Besucher.

Die Brunnen des Grazer Schloßbergs
Auf dem Schloßbergplatz begegnet man zuerst dem Taubenbrunnen, der nach einem Entwurf des Bildhauers Walter Ritter angefertigt und 1949 aufgestellt wurde. Vier übergroße Tauben krönen die Mittelsäule, und aus vier schlangenförmigen Rohren fließt das Wasser in das große Becken. 
Ein paar Schritte weiter auf dem Weg zum Schloßbergsteig oder in das Schloßberginnere ist rechterhand im Gewölbe des Reinerhofes, des ältesten urkundlich erwähnten Hauses in Graz, die cafe-bar reinerhof untergebracht. Im Eingangsbereich dieses stilvollen und behaglichen Lokals ist ein mittelalterlicher Brunnenschacht freigelegt, mit einer Glasplatte abgedeckt und in den Barraum integriert worden.
Oben auf dem Schloßberg führt der Weg vom Uhrturm zur Kanonenbastei am Türkenbrunnen vorbei, der in den Jahren 1554 - 1558 gegraben worden ist und damals noch als „Tiefer Brunnen“ bezeichnet wurde. Der ursprünglich 88 m tiefe, später auf 94 m verlängerte Schacht reichte einst bis zum Grundwasserspiegel. Der aus dem Jahr 1934 stammende, steinerne, sechseckige Brunnenkranz des Türkenbrunnens soll nun mit einer Glasplatte verschlossen und attraktiv ausgeleuchtet werden.
Auf dem Vorplatz der Kanonenbastei gab es etwas abseits gelegen einen alten Zisternenbrunnen mit hölzerner Überbauung, der vor einiger Zeit abgetragen worden ist. Ein Geviert aus massiven Holzbrettern in der Rasenfläche erinnert noch daran.
Weiter führt der Weg auf die höchste Stelle des Schloßbergs. Hier, am Hochplateau, steht die in den Jahren 1544 - 1547 errichtete große Zisterne. Sie ist eines der größten Bauwerke dieser Art und fasst in ihren fünf Brunnenschächten 900 000 Liter. Der 1739 errichtete steinerne Brunnenkranz wurde Ende des 19. Jahrhunderts mit einer schmiedeeisernen Brunnenlaube verziert.

Blick durch die Brunnenlaube der großen Zisterne am Schloßberg-Plateau auf den Glockenturm. © 2017 Reinhard A. Sudy

Trinkwasserbrunnen. Raritäten und Alltägliches
Viele Wege führen vom Schloßberg hinunter in den Grazer Stadtpark. Hier steht nahe der Zinzendorfgasse ein letzter, gut erhaltener, gusseiserner Trinkwasserbrunnen aus dem späten 19. Jahrhundert. Er versorgt heute noch Spaziergänger und Radfahrer mit Trinkwasser.
Wesentlich moderner sind da schon die Trinkwasserspender, die entlang der frequentiertesten Laufstrecken im Grazer Raum aufgestellt wurden. Vandalensicher konzipiert stehen sie den Läufern und Spaziergängern zur Verfügung.
Ein ebenfalls moderner, schön gestalteter kleiner Trinkwasserbrunnen steht auf dem kleinen Vorplatz zum Eingang in die ehemalige landwirtschaftlich-chemische Landesversuchs- und Untersuchungsanstalt, Burgasse 2. Gleich daneben ist der Eingang in das Mausoleum mit dem Turmaufgang.

Wasserkunstwerke
Die jüngste Grazer Brunnenanlage ist wohl das von Erwin Wurm gestaltete Projekt von Graz 2003 - Kulturhauptstadt Europas am "Domenig-Spitz". Auf diesem etwas verlassen wirkenden Platz an der Ecke Kaiser-Franz-Josef-Kai und Sackstraße sind drei unterschiedlich große Becken unterschiedlich hoch mit Wasser gefüllt.
Lebendiger und bereits in das Alltagsgeschehen integriert wirkt das von Hartmut Skerbisch 1993 gestaltete Wasserkunstwerk auf dem kleinen Platz vor der Barmherzigenkirche. Hier verbindet es den Verkehrsfluss von Annenstraße, Kosakengasse und Andrägasse sowie vom Südtirolerplatz.

© Reinhard A. Sudy Wasserkunstwerk (1993) von Hartmut Skerbisch am Vorplatz der Barmherzigenkirche. © Reinhard A. Sudy

Im nördlichsten Stadtparkteil steht das von Fedo Ertl 1992 errichtete Wasserkunstwerk "Goldwasser". Ein Halbrund von Beton-Sitzquadern umgibt einen als Brunnen gestalteten, über der Wiese schwebenden Betonquader, aus dem sparsam Wasser quillt. Davor verläuft ein schmales Betonfundament mit einem Band aus Chrom-Nickel-Stahl, das die aktuellen Wasserwerte wiedergeben sollte.

 

Das von Fedo Ertl 1992 errichtetes Wasserkunstwerk "Goldwasser" im Grazer Stadtpark. © Reinhard A. Sudy

 

Stand: Erweitert und aktualisiert Sommer 2016/2017.

Veröffentlicht: Brunnenreiche Grazer Altstadt. In: Wasserland Steiermark. Die Wasserzeitschrift der Steiermark 2/2004, Seite 10 - 13.

Literatur
Gertrude Celedin und Ingeborg Schick
Grazer Brunnen. Das heitere Leben des Wassers
Verlag für Sammler, Graz 1995, 118 Seiten. € 9,95

[Die beiden Autorinnen beschreiben anschaulich und reich bebildert mehr als 30 Brunnen aus vielen Grazer Stadtbezirken und vermitteln dabei technische Details und historische und künstlerische Hintergrundinformationen.]

Brunnen-Highlights. Vom Schneemann zur Waldlilie

Text und Fotos: Reinhard A. Sudy

2004/2006/2016. Für viele Jahrhunderte waren unsere Brunnen lebenswichtige Lieferanten für Trink-, Wasch- und Löschwasser. Neuere Brunnen haben diese Bedeutung zumeist verloren und erfüllen vor allem künstlerische und städtebauliche Funktionen. Alte und neue Brunnen sind aber nach wie vor oft Blickfänge und gelegentlich auch Ortr der Entspannung und Kommunikation.

Der ewige Schneemann
Im wunderschönen Innenhof des Grazer Priesterseminars, mit einem Zugang über die Bürgergasse 2, steht seit 2005 ein Schneemann aus Marmor und blickt auf eine Wasserpfütze. Manfred Erjautz hat diese eigenwillige, lustige und dauerhafte Brunnenskulptur geschaffen. Eine nachdenklich stimmende Beschreibung dazu gibt es auf einer gläsernen Wandtafel an einem der Mauerbögen. Sie setzt an Hand der Schneemann-Figur aus Marmor mit dem Erforschen der Dauer auseinander.

© Reinhard A. Sudy Der Herkulesbrunnen, ein barocker Nischenbrunnen, und ein Pumpbrunnen des 19. Jahrhunderts im Domherrenhof, Bürgergasse 1. © Reinhard A. Sudy
© Reinhard A. Sudy Wandbrunnen im Hof der Herrengasse 16. © Reinhard A. Sudy
Stand- und Wandbrunnen
In einigen andern Grazer Innenhöfen und Hauseingängen verbergen sich ebenfalls schmuckvolle Brunnenanlagen.
 
Herkulesbrunnen
Beeindruckend ist der Herkulesbrunnen im Domherrenhof, Bürgergasse 1. Dieser barocke Nischenbrunnen von Veit Königer stammt aus dem Jahre 1764. Unmittelbar daneben steht noch ein Pumpbrunnen in der typischen Form des 19. Jahrhunderts.
 

Wasserspeiender Maskeron

Interessant, fast pittoresk ist der Wandbrunnen im Hof der Herrengasse 16. Ein größeres und ein darüber liegendes kleineres, nicht ganz gerundetes Steinbecken sind in ein Hauseck integriert. Wassertiere und Wasserpflanzen bilden den Kopfschmuck des wasserspeienden steinernen Maskerons. Die darüber sich erhebende wasserführende Säule mit dem ornamentalen Abschluss ist in den Balkon integriert.

Hüterin der Quellen

Der 1786 errichtete Gebäudekomplex Jakominiplatz 16 wurde ursprünglich Neuhof und ab 1825 Alte Post genannt. Im Innenhof steht eine mit 1825 datierte, zierliche Brunnenfigur von J. Klieber auf einem wuchtigen Marmorsockel mit einem Löwenkopf als Wasserspeier. Diese Brunnenfigur stellt Hebe, die Tochter des Zeus und der Hera, als Nymphe und somit als Hüterin der Quellen dar.

Sandstein-Riese

Der Wandbrunnen im Hof des ehemaligen Restaurants „Wilder Mann“ in der Jakoministraße 3-5 führt heute kein Wasser mehr. Diese überlebensgroße, vom Bildhauer Anton Ranz geschaffene Brunnenfigur aus Sandstein steht auf einem mächtigen Sockel in einer schlichten Wandvertiefung.

Medusenhaupt

Eine Rarität ist der Wandbrunnen im Foyer der BA-CA, Herrengasse 15, mit zwei übereinander liegenden  Marmorbecken: Eines rund und eines oktogonal. Über dem schmalen Wasserspeier wacht ein Medusenhaupt. Der freie Zugang ist heute leider nicht mehr möglich.

Verkehrsinsel "Bayernbrunnen"
Im Grazer Stadtteil Eggenberg steht an der Einmündung des Gritzenwegs in die Bayernstraße in der Straßenmitte eine kleine Brunnenanlage. Drei Mauersäulen, dicht umrankt von wildem Wein, schützen den Wasserspender und den eckigen Brunnentrog aus Beton. Unmittelbar neben diesem "Brunnen-Kreisverkehr" ist der Gasthof "Zum Bayernbrunnen". Das heutige Aussehen erhielt dieser Dorfbrunnen in Graz-Eggenberg durch einen Umbau im Jahre 1926. In den Brunnentrog sind die Initialen des Verschönerungsvereines Eggenberg und die Jahreszahl des Umbaues eingraviert: VVW 1926.

Waldlilie im Grazer Stadtpark

Peter Rosegger, der Waldbauernbub und Dichterfürst, hat natürlich auch in der steirischen Landeshauptstadt seine Spuren hinterlassen. Eine fast ein wenig versteckte, kleine und eingezäunte Anlage im Stadtpark ist die Heimat der 'Waldlilie', eine sehr schöne Skulptur von Hans Brandstetter (1885) auf einem hohen Sockel. Die Figurengruppe der 'Lilie des Waldes' mit einem Reh an ihrer Seite ist die Erinnerung an eine Dichtung von Peter Rosegger. Hier entspringt auch eine brunnenähnlich gefasste kleine künstliche Quelle.

'Waldlilie' mit Brunnenanlage im Grazer Stadtpark: Rosegger's Dichtung und Brandstetter's Werk (1885). © Reinhard A. Sudy

 

Stand: Aktualisiert und ergänzt im Sommer 2017.

Veröffentlicht:

1. Brunnen. Grazer Kostbarkeiten. In: Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 49 März 2006. Seite 50 bzw. ausführlicher in www.gsund.net unter: Brunnenanlagen. Grazer Kostbarkeiten.

2. KLIPP. Steiermark Magazin. Mai 2004. Seite 80 und 81. ??

 

Die beiden Brunnen in den Grazer Landhaushöfen

Text und Fotos: Reinhard A. Sudy

© Reinhard A. Sudy Kunstvoll gegossene und geschmiedete Brunnenlaube des vorderen Landhaus-Brunnens, Herrengasse 16. © Reinhard A. Sudy

2007/2016. Der frühere Ziehbrunnen im vorderen, großen Grazer Landhaushof mit seinem Kranz aus Röthelsteiner Marmor und der Bronzeguss- Laube zählt zu den bedeutendsten Arbeiten der Spätrenaissance. Die 1590 nach einem Entwurf von Jeremias Franck kunstvoll gegossene und geschmiedete Brunnenlaube wurde bereits 1878 restauriert, während des Zweiten Weltkrieges in Schloss Herberstein zwischengelagert und 1947 wieder aufgestellt. Nach den jüngsten Sanierungsmaßnahmen 2006 ist der Brunnen im Landhaushof in „beinahe" ursprünglicher Form und Schönheit wieder erstanden.

„Seit dem 16. Jahrhundert beherbergt das Landhaus in der Grazer Herrengasse den Sitz des steirischen Landesparlaments. In den Jahren 1557-1563 wurde der Haupttrakt des Landhauses samt Arkadenumgang vom italienischen Architekten Domenico dell' Aglio errichtet. Eine Erweiterung des Arkadenhofes zum heutigen Erscheinungsbild erfolgte 1889. Der im Hof befindliche Ziehbrunnen mit einem Marmorkranz und einer Laube aus Bronzeguss datiert 1590 und zählt zu den bedeutendsten Bronzearbeiten der Spätrennaisance nördlich der Alpen.
...
Die Brunnenlaube ist ein Geflecht aus Weinlaub und Nereiden, deren Schwänze mit Fischen verbunden sind, auf denen Knaben reiten. Am oberen Laubenabschnitt steht eine geharnischte Bannerfigur.
...
Die detaillierten Untersuchungen [Anmerkung: im Zuge der Sanierungsarbeiten] ergaben überraschende Befunde: Teile der Laube waren farbgefasst (Smalte) und partiell vergoldet."

 

Quelle: Auszug aus dem Jahresbericht 2006 des Landeskonservators Friedrich Bouvier in: Denkmalpflege in der Steiermark. Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark. 98. Jahrgang. Graz 2007, Seite 349f.

 
Stand: 2016.
Gekürzt veröffentlicht: Landhausbrunnen. Renaissance-Juwel erstrahlt in neuem Glanz. In: Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 53 März 2007. Seite 54.

Innenstadt-Kleinod. Der Brunnenhof der Stadtpfarre

Text und Fotos: Reinhard A. Sudy

Der Brunnenhof der Grazer Stadtpfarrkirche, im Vordergrund der moderne Pumpbrunnen. © Reinhard A. Sudy
2012. Die Herrengasse in Graz ist tagsüber voller Menschen, die eilig und mit Einkaufssackerln beladen unterwegs sind. Selten nur sehe ich Menschen im Brunnenhof unmittelbar neben der Stadtpfarrkirche. Zumeist kommen sie von der Herrengasse (Nr. 23) durch das tagsüber immer offene Tor, queren den ruhigen Innenhof und verschwinden in den rückseitigen Durchgängen und verwinkelten engen Gässchen. Wer diesen zum ersten Mal folgt wird überrascht sein, wo er wieder herauskommt. Und wer mit offenen Augen und etwas Zeit den Brunnenhof der Stadtpfarre betritt und sich umsieht, wird danach einiges zu erzählen haben.
 
Vier-Evangelisten-Brunnen 
Solange ich mich erinnern kann, gab es in diesem Innenhof der Stadtpfarrkirche zum Hl. Blut einen Pumpbrunnen. Zuvor soll es ein mittelalterlicher Ziehbrunnen gewesen sein. Der heutige Brunnen (1964) stammt vom Frohnleitner Maler und Bildhauer Edwin Eder. Das schlichte, metallene, schwarz gefärbte Brunnengehäuse ist mit vier kleinen Bronzefiguren geschmückt, die die vier Evangelisten darstellen. Das Fundament und das runde Wasserbecken sind aus italienischem Marmor. Den Aufzeichnungen zufolge haben der Steinmetzmeister Bauer aus Graz und der Schlossermeister Brunnader aus Frohnleiten diese Arbeiten ausgeführt.
Für besonders Durstige gibt es in der nordöstlichen Ecke, unmittelbar vor der Kirchenwand einen modernen Trinkbrunnen.
Barockstatuen
Zumindest einen längeren Blick wert sind die an der Kirchenwand aufgestellten barocken Statuten. Zwei von ihnen, die „Mater dolorosa“ und das „Martyrium des Hl. Johannes Nepomuk“ stammen von Johann Jacob Schoy. Dieser österreichische Bildhauer wurde am 20. Juli 1686 in Marburg geboren und starb am 4. April 1732 in Graz. Als sein Hauptwerk gilt der von ihm geschaffene Hochaltar des Grazer Doms. „Der Auferstandene Christus“ ist eine dritte Statue, die vom österreichischen Bildhauer Joseph (auch Josef) Schokotnigg stammt. Er wurde am 11. Februar 1700 in Graz getauft und ist hier am 2. August 1755 begraben worden. An ihn und seinen Vater Marx, der ebenfalls Bildhauer war, erinnern noch zahlreiche Werke in steirischen Kirchen.
 
Weitere Informationen und Fotos
 
 
 
Höfe und Reichen Der Brunnenhof der Stadtpfarre
 
Stand: 2010. Zuletzt geändert im März 2012.
Gekürzt veröffentlicht: Grazer Innenhöfe. Der Brunnenhof der Grazer Stadtpfarre. In: Gsund. Die besten Seiten der KAGes. Nr. 68 Dezember 2010. Seite 62 - 63.

Links und Literatur

Gertrude Celedin und Ingeborg Schick. Grazer Brunnen

 

Die beiden Autorinnen beschreiben anschaulich und reich bebildert mehr als 30 Brunnen aus vielen Grazer Stadtbezirken und vermitteln dabei technische Details und historische und künstlerische Hintergrundinformationen.

 

Grazer Brunnen. Das heitere Leben des Wassers.

Verlag für Sammler. Graz 1995. 118 Seiten. € 9,95.

Pavillons im Grazer Stadtbild und in Hinterhöfen

Blumenpavillon am Rande des Grazer Stadtparks. © 2015 Reinhard A. Sudy

Die Pavillon-Architektur in Graz hat überraschend viele Gesichter. Man stößt beim Spazieren auf sie, findet sie unerwartet in einem Hinterhof oder auf einem weitläufigen Betriebsgelände.

 

Musikpavillon im Grazer Stadtpark. © 2015 Reinhard A. Sudy
Historisches Gartensalettl in einem Innenhof der Jakoministraße. © 2018 Reinhard A. Sudy

Pavillons in Graz. Architektur der Kommunikation

Text und Fotos: Reinhard A. Sudy

Historisches Gartensalettl 

 

November 2018. In dem gut geschützten Innenhof der Jakoministraße 21 hat sich ein kleines Gartenhäuschen auf einer Terrasse im 1. Stock ganz gut gehalten. Für den weiteren Erhalt dieses entzückenden rechteckigen Gartenpavillons war die Demontage, Restaurierung und Wiederaufstellung im Augartenpark durch die Gebäude- und Baumanagement GmbH (GBG) vorgesehen. Ihre gesellschaftsrechtliche Umwandlung machte dies aber unmöglich: An ihrer Stelle nehmen sich nun Schüler der Ortweinschule des Salettls an.

Juni 2016. Die Landschafts- und Gartenarchitektur hat seit jeher den Pavillon als einen meist abgeschirmt gelegenen Rückzugsort oder als originell gestalteten Ort der Unterhaltung verwendet: Für Musik- und andere Veranstaltungen, als Kaffeehaus oder Blumenladen oder auch als Toilettenanlage. Repräsentativ oder schlicht, exponiert oder versteckt, luftig oder ummauert präsentieren sich Pavillons nach wie vor in allen Größen in den Grazer Parkanlagen, Gärten und Hinterhöfen. 

 

Weiterlesen

der Pavillon

Dieses kleine Blumenatelier befindet sich am Rande des Grazer Stadparks in einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem Jahr 1868.

Zu den Blumensträussen, Kränzen, Blumendekorationen, Blumenskulpturen sowie Pflanzen für den Innen, – und Außenbereich werden außergewöhnliche Vasen und Dekorationsobjekte angeboten.

 

Erzherzog-Johann-Allee 3, 8010 Graz

www.blumen-hajek.at

Hajek. Drei Ateliers für feine Blumenbindekunst

Mit dem Namen Blumen-Hajek verbinden Grazer vor allem liebevoll gestaltetet Blumensträuße, Blumendekorationen und Pflanzen. Das traditionsreiche Familienunternehmen ist bereits in der 4. Generation floristisch und mittlerweile an drei Standorten erfolgreich tätig. Das Stammgeschäft „Flora Salon“ in der Glacisstraße 67 wurde 1904 gegründet. 1906 wurde der Betrieb mit dem Blumenatelier „Burgflorist“ in der Burggasse 1 erweitert und 2012 kam „Der Pavillon“ im Grazer Stadtpark dazu.

 

www.blumen-hajek.at

Mai 2015. Immer wieder habe ich in den vergangenen Jahren auf meinen Spaziergängen weitere Pavillons gefunden. Ich dachte zwar einmal, ich kenne sie alle oder zumindest die meisten, aber das war ein Irrtum. In Hinterhöfen und kaum zugänglichen Innengärten konnte ich einige weitere originelle Pavillons ausfindig machen, und wahrscheinlich steht da und dort noch so mancher, der auf seine 'Entdeckung' wartet.

Pavillon im Grazer Augarten. (Fotos: Sudy)

Mai 2012. Die Landschafts- und Gartenarchitektur verwendet seit jeher den Pavillon gleichermaßen als geschützten Platz für Ruhe und Entspannung und als originell gestalteten Ort der Unterhaltung. Pavillons sind also als Rückzugsmöglichkeit aber auch geselliger Treffpunkt gedacht, dien(t)en (einst) für Musik- und andere Veranstaltungen, als Kaffeehaus oder Blumenladen. Repräsentativ oder schlicht, exponiert oder versteckt, luftig oder ummauert präsentieren sich Pavillons in allen Größen in unseren Parkanlagen, Gärten und Hinterhöfen. Der Bogen der Pavillongestaltung reicht von schlichten, fast unscheinbaren Gebilden bis zu anmutigen und faszinierenden Kunstwerken. In Parkanlagen und an Aussichtspunkten sind diese oft eigenartig anmutenden Holz- und Schmiedeeisengebilde ein luftiges und doch beständiges Bindeglied zwischen Architektur und Natur. Die Pavillons und kleinen Gartensalettls sind nach wie vor beliebte Treffpunkte oder stilvolle Ruhepunkte. Letzteres, das „Salett(e)l“ hat seine sprachliche Quelle im italienischen „saletta“, das einen „kleinen Saal“ umschreibt.

 

Pavillons im Stadtpark
Im Herzen des Stadtparks wurde der Musikpavillon 1877 in Form eines gusseisernen Ständerbaues errichtet. Mit seiner Restaurierung wurde ein über lange Zeit vernachlässigtes Schmuckstück wieder belebt und im Sommer 2002 eröffnet. Das musikalische Programm wird mit Promenaden-Konzerten publikumswirksam bleiben, soll aber auch die junge, heimische Jazz- und Popszene fördern. Zwei weitere, einfachere Pavillons sind in die Zaunabgrenzung zwischen dem Stadtpark und der Bundespolizeidirektion integriert und am Zugang zum Grazer Stadtpark, gleich nach dem Burgtor, steht ein "Blumen-Pavillon".

 
Chinesischer Pavillon am Schlossberg
Hoch oben auf dem Schlossberg führt eine Abzweigung auf dem Fußweg zur Kanonenbastei zum Chinesischen Pavillon. Dieser wurde am Rande eines kleinen Felsvorsprunges anstelle einer älteren romantischen Weinlaube errichtet. Der Blick zum Uhrturm und auf die Grazer Stadt ist von dieser meist ruhigen Stelle aus sehr schön.

 

Pavillon im Augarten
Dieser schlichte und luftige Pavillon hat nichts von seiner Bedeutung verloren. Nach wie vor ist er ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche und ein Abenteuerspielplatz für die Jüngsten, die ihn oft mühselig Schritt für Schritt erobern.

 
Museum der Wahrnehmung beim Augarten
Am Rande des Grazer Augartens gibt es einen weiteren umschlossenen Pavillon, der einst als öffentliches Volksbad benutzt wurde. In dieses "Tröpferlbad" kamen die Menschen, in deren Wohnungen es kein Bad oder eine Dusche gab. Heute ist in diesem architektonisch interessanten Pavillon beim Straßeneck Friedrichgasse 41/Pestalozzistraße/Schießstattgasse das Museum der Wahrnehmung (MUWA) untergebracht.
Mehr dazu: www.muwa.at

Pavillon WCs im Stadtpark
Die typische Bauform fand nicht nur für Musikpavillons, Blumenkioske und „Ecktürmchen“ Verwendung, sondern diente auch als hübsche Bauform für öffentliche Toilettanlagen. Im Grazer Stadtpark gibt es einige gut erhaltene, teils wiederhergestellt Pavillon WCs. Beim Pavillon-WC an der Ecke Opernring/Franz-Graf-Allee handelt es sich um eine vor Jahren in der Korösistraße abgetragene originale WC-Anlage. 1984 war dieser Pavillon zwischenzeitlich bei der Landesausstellung „Erz und Eisen" in Eisenerz aufgestellt. In seiner Funktion als Landeskonservator für Steiermark ist es DI Dr. Friedrich Bouvier gelungen, die Stadt Graz zu bewegen, den bereits am Sturzplatz deponierten Eisenpavillon wieder aufzustellen.

Cafe-Pavillon und Pavillon-Kiosk

Ein Cafe-Pavillon am Opernring und ein Pavillon-Kiosk am Ortweinplatz runden den Reigen dieser eigenwillig-faszinierenden kleinen Gebäude in der Innenstadt ab. Letzteren ziert eine kleine Tafel mit der Bezeichnung "Ortweinstandl 1a" mit einem Postschlitz darunter.

Pavillon im Schloss Eggenberg
Dieser wunderschöne, etwas versteckt gelegene barocke Pavillon beherbergt heute ein Cafe: Ein angenehmer, schattiger Rastplatz nach einem Rundgang durch das weitläufige Gelände des Schlossparks.

Pavillons in der LSF Graz
Graz schlichte und kleine Holzpavillons gibt es in der Landesnervenklinik Sigmund Freud. Geschützt vor Sonne und Regen wird hier Karten gespielt oder auch nur gemütlich zusammengesessen und getratscht. Einer dieser Pavillons ist gut sichtbar vor dem E-Gebäude der Abteilung für Neurologie, der andere ist etwas versteckt auf der Rückseite des Gebäudekomplexes der Abteilung für Gerontopsychiatrie.

Versteckte Pavillons
  • In einem Innenhof in der Grazer Zinzendorfgasse 27 liegt ein restaurierter runder Gartenpavillon. Dank des Bankbetriebes im Vorderhaus ist der Innenhof tagsüber leichter zugänglich geworden. 
  • Ein schlichter sechseckiger Gartenpavillon findet sich im Innenhof der Wegenergasse 38.

 

Stand: 2005. Aktualisiert und ergänzt am 24. Juni 2015.

Veröffentlicht als Serie Grazer Kostbarkeiten. Grazer Pavillons. In: Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 39 September 2003. Seite 38. sowie Nr. 47 September 2005. Seite 44.

Quelle: www.gsund.net.

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