Graz. 'Stolpersteine' mit (kleinen) Gedenkplatten

Umbenennungen: Alte Plätze und Straßen - neue Namen 

2023. Der "Endbericht der ExpertInnenkommission für Straßennamen Graz" vom 24. November 2017 listet 

Straßennamen mit Diskussionsbedarf 

Kurzportraits jener Personen, die als Namensgeber von Grazer Verkehrsflächen als problematisch und sehr problematisch eingestuft werden

u. a. 

Quelle: Kurzbericht | https://www.graz.at/cms/beitrag/10327035/7773129/Strassennamen_Massnahmenkatalog.html 

 

die nach dem Generaldirektor und Dirigenten Karl Muck benannte Dr. Muck-Anlage beim Grazer Opernhaus wurde 

 

 

die nach dem Lyriker Max Mell benannte Max Mell-Allee, die von der Heinrichstraße .... führte, wurde 

 

 

 

Straßennahmen - Maßnahmenkatalog

Mehrjähriges Wissensprojekt
Die Texte für die Infotafeln werden von der Universität Graz in Zusammenarbeit mit dem Ludwig Bolzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung erstellt, die alle von der ExpertInnenkommission Straßennamen (EKSN) überprüft und freigegeben werden. 

Die Zusatztafeln werden von MitarbeiterInnen der Holding Graz laufend aufgestellt - zwei bei längeren Straßenzügen, größeren Plätzen und Parks, eine in kleineren Bereichen. 90 Infoschilder pro Jahr sind geplant, bis 2028 soll das Wissensprojekt fertiggestellt sein. Natürlich wird es auch für alle neu benannten, personenbezogenen Straßen dementsprechende Hinweise geben. Farblich setzt man auf Einheitlichkeit, indem die Tafeln den Straßenschildern angepasst sind: Weiß auf Grün bzw. Schwarz auf Weiß mit rotem Rand in der Welterbezone. Gesamtkosten: rund 1,3 Millionen Euro.

Auch im Stadtplan des Stadtvermessungsamtes werden ab Mitte September beim Anklicken der betreffenden Straßen detaillierte Informationen zu den NamensgeberInnen erscheinen. Die Texte dafür, die ebenfalls von der Universität Graz in Zusammenarbeit mit dem Ludwig Bolzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung erstellt und von der EKSN abgesegnet werden, sollen bis Ende August dieses Jahres fertiggestellt sein. Außerdem wurde allen Grazer Volksschulen, Neuen Mittelschulen und Gymnasien für ihre Bibliotheken das Buch „Grazer Straßennamen" von Karl A. Kubinzky und Astrid Wentner zur Verfügung gestellt.

 

 

Diese 12 Infotafeln werden bis Mitte Februar 2021 aufgestellt:

  • Maria-Cäsar-Park (Tafel Nr. 1, aufgestellt am 1. Februar)
  •  

 

Die erste Zusatztafel wurde im Maria-Cäsar-Park montiert

Am 1. Februar 2021 wurde die erste Zusatztafel im Maria-Cäsar-Park montiert. Die Namensgeberin ist eine bekannte österreichische Widerstandskämpferin gegen das Regime, die bis ins hohe Alter hinein nicht müde geworden ist, für die heute so selbstverständlich erscheinenden Werte Freiheit und Demokratie zu kämpfen

 

Bei 18 Tafeln ist der Text bereits fertig, die Produktion ist in Vorbereitung:

 

 

Eine 14-köpfige Expertenkommission unter der Leitung von Univ.Prof. Dr. Stefan Karner und dessen Stellvertreterin Prof. Dr. Karin Schmidlechner untersuchte die Straßenbezeichnungen in Graz. Die Kommission kam im November 2017 zum Schluss, dass von den 1.630 Grazer Verkehrsflächen 82 die Namen von historisch bedenklichen Personen tragen, wovon 20 Personen als höchst bedenklich eingestuft werden. Der Bericht der Historikerkommission wurde im März 2018 veröffentlicht und enthielt keine Handlungsempfehlungen.

Wie die Stadt Graz damit umgeht ... 
... wurde im Februar 2019 im Grazer Gemeinderat diskutiert. Der Gemeinderat entschied, den Endbericht der Historikerkommission auf www.graz.at zu veröffentlichen. Des Weiteren soll eine Online-Karte am Geoportal eingerichtet werden, auf der man mit Mausklick auf problematische Straßennamen die jeweilige Beschreibung der Kommission abrufen kann.  Auch sollten alle Grazer Volksschul-, Neue Mittelschul- und Gymnasiumsbibliotheken mit der Neuauflage des Buches "Grazer Straßennamen. Herkunft und Bedeutung, K.A. Kubinzky, A.M. Wentner" ausgestattet werden.

Besteht Aussicht, dass die Langfassung noch veröffentlicht wird?

Stadt Graz, 25.03.2022, 13:29

Der Bericht der Expert:nnenkommission diente lediglich als Arbeitspapier für die Kommission zur Festlegung von belasteten und unbelasteten Straßennamen. Dieses Arbeitspapier lag eine Zeitlang in analoger Form im Graz Museum auf. Die von der Expert:nnenkommission als bedenklich

eingestuften Straßennamen wurden auf der Website der Stadt Graz veröffentlicht.

 

Um eine einheitliche Form zu gewährleisten, entwickelt das Ludwig-Boltzmann-Institut Langtexte für alle 741 Straßennamen. Laut Frau Univ.-Prof.in Dr. Barbara Stelzl-Marx (Institutsleiterin des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Kriegsfolgenforschung) werden die Langtexte voraussichtlich bis Mitte dieses Jahres fertiggestellt. Als Grund für die Verzögerung gibt sie an, dass die Sitzungen und Recherchen wegen der COVID-19 Situation nicht planmäßig stattfinden konnten.

Sobald die Langtexte vorliegen und von der Expert:innenkommission freigegeben worden sind, werden diese in einer Webanwendung und in einer digitalen Stadtplananwendung auf der Homepage der Stadt veröffentlicht.

Die Sängerin Ella Flesch wird jetzt auch in Graz gewürdigt

Neu: "Ella-Flesch-Platz" zwischen Oper und Next Liberty

31.01.2023

Späte Würdigung für die berühmte und vielumjubelte Opernsängerin Ella Flesch.

Späte Würdigung für die berühmte und vielumjubelte Opernsängerin Ella Flesch.

© Staatsoper Wien / Atelier Willinger, Wien

Nach der Umbenennung der Aigner-Rollet-Allee zu Jahresbeginn wurde jetzt eine zweite Entscheidung des Grazer Gemeinderats vollzogen: Die Dr.-Karl-Muck-Anlage zwischen Grazer Oper und Next Liberty heißt ab sofort Ella-Flesch-Platz.

 

Die Montage der neuen Straßentafel wurde heute im Beisein der Grazer Vizebürgermeisterin Judith Schwentner, Opern-Intendantin Nora Schmid, der Leiterin des Stadtvermessungsamtes Elke Achleitner sowie Gemeinderätin Manuela Wutte vorgenommen.

 

„Es ist mir ein Herzensanliegen, dass die Stadt Graz die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus lebt. Diese bereits zweite Umbenennung im heurigen Jahr ist ein weiteres öffentliches Zeichen der Wertschätzung und Verpflichtung," betont Vizebürgermeisterin Judith Schwentner. 

 

Auch die Opern-Intendantin Nora Schmid hält fest: „Es ist mir schon immer ein Anliegen gewesen, mit unserer Stückauswahl für die Oper Graz wichtige politische, gesellschaftliche und historische Themen aufzugreifen und zu reflektieren. Im Kontext der viel beachteten Produktion „Die Passagierin" von Mieczysław Weinberg haben wir uns auch mit dem Schicksal jüdischer Künstler:innen, die an der Oper Graz zur Zeit des Nationalsozialismus wirkten, beschäftigt. Ich freue mich sehr, dass nun in unmittelbarer Nachbarschaft zur Oper Graz ein Platz nach der Sängerin Ella Flesch umbenannt wurde, die wir bereits mit einem Stolperstein am Haupteingang der Oper vor dem kollektiven Vergessen bewahrt haben."

 

Ella Flesch galt als eine der besten Sängerinnen ihrer Zeit, sie war eine vielbejubelte Opernsängerin, die nicht nur an der Grazer Oper, sondern auch an der Wiener Staatsoper, in München, Budapest und Leipzig sowie an der Metropolitan Opera in New York erfolgreich reüssierte. Zweimal musste die Künstlerin aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ihre Heimat verlassen: 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verließ sie Deutschland in Richtung Österreich. Doch auch hier verlor sie mit dem Beginn der NS-Zeit ihre beruflichen Aufträge. Sie wurde aus dem Ensemble der Oper entlassen und konnte über die Schweiz nach Südamerika emigrieren.

Nach dem Ende der NS-Zeit kehrte die Musikerin nicht mehr nach Österreich zurück, sondern lebte und arbeitete als Opern- und Konzertsängerin und später als Musiklehrerin in New York, wo sie 1957 starb.

 

Ihr Name ziert nun den Platz anstelle des deutschen Dirigenten Dr. Karl Muck, der von der Expert:innenkommission Straßennamen als schwer problematisch eingestuft wurde. Muck hatte sich in der NS-Zeit aufgrund seiner rassistischen Gesinnung unter anderem für eine judenfreie Besetzung der Bayreuther Festspiele und judenfreie Orchester eingesetzt. Siehe Endbericht der ExpertInnenkommission.

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Aigner-Rollett-Allee: neuer Name für belastete Straße

05.01.2023

Aigner-Rollett-Allee: neuer Name für belastete Straße

 

Die Vielfalt von Graz soll sich auch im öffentlichen Raum widerspiegeln, das ist ein erklärtes Ziel der rot-grün-roten Koalition. Darüber hinaus hat Graz als Menschenrechtsstadt eine besondere Verpflichtung beim Umgang mit seiner Geschichte. Beiden Aspekten wurde nun durch die Umbenennung einer historisch schwer belasteten Straße Rechnung getragen.

 

Die einstige „Max-Mell-Allee" heißt seit dem 1. Jänner 2023 „Aigner-Rollett-Allee". Damit zollt die Stadt Graz Tribut an Oktavia Aigner-Rollett, die erste Frau, die in Graz ein Medizinstudium abschloss und in der Humboldtstraße als Ärztin tätig war.

 

Vizebürgermeisterin und politisch zuständige Referentin Judith Schwentner freut sich über diesen wichtigen Meilenstein: „Nur wer sichtbar ist, wird wahrgenommen. Das Ungleichgewicht bei der Benennung von Straßen und Plätzen ist das Ergebnis einer historischen und gesellschaftlichen Ungleichheit, die wir Schritt für Schritt korrigieren wollen. Mit der Umbenennung der historisch belasteten Max-Mell-Allee setzen wir ein sichtbares Zeichen. Es geht um Wertschätzung, um Erinnerung und um ein Abbild der Wirklichkeit."

 

Auch Gemeinderätin Manuela Wutte, auf deren Initiative der Antrag im März 2022 im Gemeinderat angenommen wurde, freut sich, dass die Änderung belasteter Straßennamen nun Fahrt aufnimmt: "Viele Menschen in Geidorf wünschen sich schon lange eine Umbenennung der historisch schwer belasteten Max-Mell-Allee. Nach ausführlichen Informationsangeboten für die Anrainer:innen würdigen wir mit der Benennung nach Oktavia Aigner-Rollett die erste Grazer Ärztin."

 

Die Max-Mell-Allee wurde von der Expert:innenkommission für Straßennamen als schwer problematisch eingestuft. Als Autor und Dichter zeigte er sich vom den Anschluss an Hitler-Deutschland begeistert.

Eine Stolperschwelle und Stolpersteine gegen das Vergessen 

Stolperschwelle am murseitigen Rand des Maria Cäsar-Parks, Graz. © 2021 Reinhard A. Sudy

2021. Im Oktober des Vorjahres wurden im Ramen einer großen  Verlegungszeremonie für Opfer des Nationalsozialismus die erste Stolperschwelle in Graz (siehe Foto oberhalb) und anschließend quer durch die Stadt 13 Stolpersteine verlegt.

 

 

Der Text auf der Stolperschwelle: 

 

EHEM. ‚PUCH-STEG‘ – ‚LAGER V‘ GRAZ LIEBENAU 1940-1945

DIESE – HEUTE VERSETZTE – BRÜCKE MUSSTEN MINDESTENS 5.000 ZWANGSARBEITER*INNEN UND KRIEGSGEFANGENE TÄGLICH AUF DEM WEG VOM ‚LAGER V‘ IN DIE STEYR-DAIMLER-PUCH-FABRIK ÜBERQUEREN

IM APRIL 1945 WAR DAS LAGER ZUDEM ZWISCHENSTATION FÜR ÜBER 5.000 UNGARISCH-JÜDISCHE ZWANGSARBEITER*INNEN AUF DEN TODESMÄRSCHEN INS KZ MAUTHAUSEN

MINDESTENS 34 MENSCHEN WURDEN IM LAGER ERSCHOSSEN, VIELE WEITERE STARBEN AN VERWEIGERTER MEDIZINISCHER VERSORGUNG UND MANGELNDER VERPFLEGUNG

 

 

Stolpersteine. Die Fotos auf dem Ausschnitt des Flyers des Vereins für Gedenkkultur in Graz  gleich unterhalb zeigen: 

 

1: Reisepass Selma Fischler: Max Fischler Privatarchiv
2: Jakob Gapp: https://www.doew.at/cms/images/2ob1a/original/1372255644/Jakob-Gapp.png
3: Familienfoto Familie Weinberger: Privatarchiv Familie Carmiel
4: Reisepass Selma Fischler: Max Fischler Privatarchiv
5: Helene Serfecz: Verein CLIO, Graz
6: Rosa Fischler: Yad Vashem
7: Maria Matzner: https://www.parlament.gv.at/WWER/PAD_01091/index.shtml
8: Martha Weinberger: Privatarchiv Familie Carmiel
9: Reisepass Berl Fischler: Max Fischler Privatarchiv
10: Emanuel Weinberger: Privatarchiv Familie Carmiel

 

Ausschnitt aus dem Flyer des Vereins für Gedenkkultur in Graz

 

Stolperschwelle - Lager Liebenau 

Die ca. einen Meter breite Variante eines Stolpersteins erinnert nun an die vielen, namentlich meist nicht bekannten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen im ehemaligen Lager V - Graz Liebenau und an die ungarisch-jüdischen Opfer der 'Todesmärsche nach Mauthausen'. 

 

Mehr: www.stolpersteine-graz.at/home/stolperschwelle-lager-liebenau

 

Blick die Theyrergasse entlang auf Gebäude am Westufer der Mur. © 2021 Reinhard A. Sudy
Fast hätte ich sie nicht gefunden,
die Stolperschwelle, obwohl ich
bei meiner Suche mit meinem
Fahrrad über sie drüber gefahren
bin. 
 

Verlegt wurde der schöne, längliche Stolperstein am südwestlichen Rand des Maria Cäsar-Parks, der früher

als Grünanger bezeichneten

Sport-Spiel-Parkanlage in Graz-Liebenau: Dort, wo Angergasse, Theyrergasse und Murradweg

heute aufeinandertreffen, querte der ehemalige Puchsteg die Mur. 

Auf ihm gingen die Zwangsarbeiter

von ihrem Lager in Graz-Liebenau

ins Steyr-Daimler-Puch Werk auf

der anderen Flussseite.

 

 

Stolpersteine-Verlegung vor dem Grazer Opernhaus

 

2020/2021. Die bereits für den 13. März 2020 vorgesehene Verlegung von vorerst 3 Stolpersteinen vor der Oper Graz wurde wegen der Einschränkungen durch das Corona-Virus abgesagt bzw. verschoben.

Blick vom Rosarium über den Opernring auf das Opernhaus. © 2020 Reinhard A. Sudy

Inzwischen sind die ersten 3 Stolpersteine verlegt worden. Diese erinnern an die Künstler

  • Ella Flesch, Sopranistin
  • Fritz Jahoda, Pianist und Dirigent
  • Hertha Heger, Schauspielerin

Nicht vergessen: 27 vertriebene jüdische Schüler des Grazer Oeverseegymnasiums

 

2020. Ich habe sie erst kürzlich entdeckt - die 27 Stolpersteine am kleinen Vorplatz im Eingangsbereich des Oeverseegymnasiums Graz. Sie wurden bereits am 27. Juni 2017 bei strahlendem Wetter und im Rahmen einer berührenden und stimmungsvollen Gedenkfeier enthüllt. Die vielen Messingplatten erinnern heute an ehemalige jüdische Schüler, die nach dem 'Anschluss' ihrer Schule verwiesen worden sind. 

27 Stolpersteine für ehemalige jüdische Schüler vor dem Oeverseegymnasium, Oeverseegasse 28, Graz. © 2019 Reinhard A. Sudy

Diese Stolpersteine sind für folgende Schüler verlegt worden:


Franz Adler
Erich Bonyhady
Hans Bernhard Braun
Alfred Deutsch
Edgar Düdner
Artur Eibuschütz
Kurt Eisler
Leopold Enis
Rudolf Fleischhacker
Ernst Jagoda
Otto Günter Klein
Klemens Landau
Kurt Landskroner
Helmut Neufeld
Karl Walter Neufeld
Axel Rosenberger
Leo Roth
Max Schön
Robert Schwarz
Otmar Silberstein
Walter Stein
Fritz Strauß
Kurt Weinberger
Egon Hans Weiß
Fritz Gerhard Weiß
Karl Leopold Wolf
Max Wulkan

 

Vorplatz und Zugangsbereich des Grazer Oeverseegymnasiums mit den 27 Stolpersteinen. © 2019 Reinhard A. Sudy

Stolpersteine in der Afritschgasse und der Johann Fux-Gasse

 

2019. Nach dem Konzept des Künstlers Gunter Demnig wurden in Graz seit 2013 bereits 178 Stolpersteine verlegt. Sie erinnern besonders an die Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben worden sind.

Am 19. September 2019 wurden nun in einer feierlichen Zeremonie in Anwesenheit des Künstlers mit Beginn in der Afritschgasse 35 an vier Adressen 10 Stolpersteine für jüdische Opfer und Widerstandskämpfer verlegt. Nun erinnert die kleine Messingplatte vor dem Gebäude Afritschgasse 35, Graz, an Klementine Thalhofer Tolczyner [geborene Hirschler], die 1943 in Auschwitz ermordet worden ist. Und eine schwarze Steintafel an der Hausmauer weist darauf hin, daß hier Anton Afritsch gelebt und gewirkt hat. 

14 weitere Stolpersteine für alle Opfergruppen folgten dann am 27. September 2019 an acht weiteren Adressen, beginnend in der Johann Fux-Gasse 35.

 

[Quelle: Kronen Zeitung Extra, Steiermark, Ausgabe Herbst 2019, Seite 2]

 

Mehr: 

www.stolpersteine-graz.at

www.stolpersteine-graz.at/verein | Verein für Gedenkkultur in Graz

 

Erinnerungen an Anton Afritsch [Kinderfreunde-Gründer] und die Familie Loewi [mit Medizin-Nobelpreisträger Otto Loewi]

 

Eine schwarze Steintafel an der Hausmauer Afritschgasse 35, Graz, erinnert an den Namensgeber dieser Gasse, Anton Afritsch [geb. 8. Dezember 1873 in Klagenfurt | gest. 7. Juli 1924 in Graz]. Er hat in diesem Wohngebäude gelebt und gewirkt. Über diesen engagierten 'Grazer Stadtrat und Sozialpolitiker,  Redakteur des Arbeiterwille und Gründer der Kinderfreunde-Bewegung' informiert auch eine weitere, schon etwas verwitterte graue Gedenktafel ganz am Ende der Afritschgasse/Ecke Volksgartenstraße 18.

 

Am Gehsteig vor der Villa Johann Fux-Gasse 35, Graz, erinnern vier kleine Messingplatten an Mitglieder der Familie Loewi, die nach England bzw. in die USA fliehen konnten.

Die goldfarbene Inschrift einer Gedenktafel an der Hausmauer informiert darüber, dass hier von 1916 zu seiner Vertreibung durch das NS Regime 1938 der Medizin-Nobelpreisträger Otto Loewi [geb. 3. Juni 1873 in Frankfurt am Main | gest. 25. Dezember 1961 in New York City] gelebt hat. Die Auszeichnung mit dem Nobelpreis 'für die Entdeckung des Chemismus der Übertragung des Nervenreizes' erhielt er bereits 1936, als er Ordinarius der Pharmakologie und Pharmakognosie an der Karl-Franzens-Universität Graz war [1909-1938].

2016. Unter den vielen neuen Gedenksteinen, die im Sommer dieses Jahres in der steirischen Landeshauptstadt verlegt wurden, ist ein ganz besonderer: Seine Gravur ist in Blindenschrift gehalten.

Und gleich drei Stolpersteine nebeneinander erinnern an die Familie Herzog.

Gedenktafel und Stolpersteine für Irene Ransburg

Die beiden Stolpersteine erinnern an Irena Ransburg. © 2016 Reinhard A. Sudy

Ein ‚klassischer‘ Gedenkstein gemeinsam mit einem in Blindenschrift erinnern an die 1898 in einem jüdischen Elternhaus geborene Irene Ransburg, die nach dem frühen Tod ihrer Eltern von ihrer oststeirischen Adoptivfamilie christlich erzogen worden ist. Als sie mit 16 Jahren blind und gehörlos wurde, kam ins Grazer Odilien-Institut und blieb hier ihr weiteres Leben. Irene Ransburg wurde jedoch verraten, von der Gestapo 1944 abgeholt und in Auschwitz-Birkenau im Alter von 46 Jahren ermordet.

Bereits 2015 war für sie eine Gedenktafel im Odilien-Institut in der Grazer Leonhardstraße enthüllt worden. Nun wurden ihr im August 2016 sogar zwei Gedenksteine gewidmet. Der mit den Eckdaten der Biographie von Irene Ransburg in Brailleschrift ist der erste seiner Art in ganz Europa.

Erinnerungen an die Familie Herzog

3 Stolpersteine für die Familie Herzog, Radetzkystraße 8, Graz. © Reinhard A. Sudy

Gleich drei weitere neue Gedenksteine gibt es nun auch vor dem einstigen Wohnhaus der Familie Herzog in der Radetzkystraße 8. Sie erinnern an David Herzog, den letzten Oberrabbiner der Steiermark und Kärnten, und seine Familie.

 

Stand: Dezember 2016.

Meine ersten Stolpersteine in meiner Heimatstadt Graz

 

2015 - 2019. Da und dort begegnet man ihnen in den Grazer Straßen, steigt unachtsam darauf oder über sie hinweg: Kleine, leicht erhabene, messingfarben glänzende Gedenkplatten, die an einstige Widerstandskämpfer und Opfer des NS-Regimes erinnern. Es sind natürlich keine Stolpersteine, auch wenn das gut klingt und Aufmerksamkeit weckt. Es sind Betonquader mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, auf deren Oberseite sich eine beschriftete Messingplatte befindet. 51 solcher Gedenksteine sollen es mittlerweile in Graz geben. Hier eine kleine Auswahl mir bekannter Gedenksteine in der Grazer Innenstadtbereich, auf die ich im Lauf der Jahre aufmerksam wurde.

  • Pestalozzistraße 67: Hier wohnte Richard Zach, Jahrgang 1919, der am 31.10.1941 verhaftet, am 17.8.1942 verurteilt und am 27.1.1943 hingerichtet wurde. Der am 23. März 1919 geborene Grazer Widerstandskämpfer und Dichter schrieb anläßlich seiner Verurteilung diese Zeilen: "Dennoch will ich Lieder singen, immer wieder, immer wieder. Brecht ihr ihnen auch die Schwingen, immer wieder sollen klingen, meine, meine Freiheitslieder."
  • Rechbauerstraße 27: Hier wohnte Josef Neuhold, Jahrgang 1890, der am 1.2.1941 verhaftet, am 28.7.1942 verurteilt, in der Haft gefoltert wurde und am 25.8.1942 starb.

 

  • Jakoministraße 10: Familie Dortort
  • Paulustorgasse 8: Franz Baranyai
  • Südtirolerplatz 10: Klementine Narodoslavsky
  • Annenstraße 31: Familie Blüh
  • Annenstraße 34: Familie Spielmann
  • Sackstraße 16: Michael Dicker
  • Mariahilferstraße 3: Familie Silberstein

 

Ein Stolperstein für Michael Dicker vor dem prachtvollen Tor zum Museum für Geschichte (Universalmuseum Joanneum), Sackstraße 16, Graz. © Reinhard A. Sudy

 

Verein für Gedenkkultur in Graz

 

Dieser Verein ist um 'die Förderung des sichtbaren und öffentlichen Gedenkens und des Erinnerns an die Opfer des Nationalsozialismus' bemüht. Er hat sich unter anderem der Umsetzung des Projekts Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig in Graz angenommen. Diese kleinen Gedenkplatten sollen helfen, die Erinnerung an die vielen ermordeten Widerstandskämpfer, Juden, Kommunisten, Homosexuellen und Roma wachzuhalten.So war in Graz beispielsweise am 17. Juli 2015 eine weitere Stolpersteine-Verlegung.

Die Homepage des Vereins zeigt bereits einige Standorte von Stolpersteinen und enthält auch einige ausführlichere Biografien.

www.stolpersteine-graz.at

 

Stand: Juli 2015.

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