Regisseur Roland Berger
Der erfolgreiche Regisseur von „Auf den Spuren des steirischen Panthers“ zeigt uns jetzt „Wie sah der Schlossberg früher aus“
Text und Interview: Hedi Grager
Fotos: Reinhard A. Sudy, Hedi Grager
Der Grazer Roland Berger arbeitete als Drogist und als Sportlehrer, bevor er vom „Filmvirus" infiziert wurde. Mit 22 Jahren ging er nach Deutschland. Hier arbeitete er zunächst sieben Jahre als Sportlehrer. Später wurde er dann freier Aufnahmeleiter, Produktionsleiter und Herstellungsleiter bei Spielfilmen. 1986 gründete Roland Berger seine eigene Filmproduktion mit Sitz in Trier. Erfolgreich machte er medizinische Lehrfilme, Image- und Werbefilme, Städteportraits, produzierte Schulfilme, Dokumentationen sowie TV-Beiträge für deutsche Fernsehsender und erhielt eine Dozentur im Fachbereich Medienwissenschaften an der Universität Trier.
Zurück in die Heimatstadt Graz
2005 übersiedelten er und seine Frau Ulrike nach Graz. Hier drehte er den sehr beeindruckenden Film „Auf den Spuren des steirischen Panthers", der die Entstehungsgeschichte des Landes Steiermark und
insbesondere der Stadt Graz zeigt. Dieser Film wurde von der Historischen Landeskommission für Steiermark mit dem "Prädikat besonders empfehlenswert" ausgezeichnet. In seinem aktuellen Film rückt
„Der Grazer Schlossberg" und wie er früher aussah in den Mittelpunkt. Diese Filme entstanden gemeinsam mit seiner Frau Ulrike Berger. Ihre Mitarbeit bei verschiedenen Filmproduktionen, Radio- und
Fernsehsendern führte dazu, dass sie bereits gegen Ende ihres Studiums der Soziologie, Medienwissenschaft und Kunstgeschichte ihre eigene Filmproduktion ‚mokino‘ gründete.
Ich treffe Roland Berger im Parkhotel. Roland Berger ist jemand, den ich nur gut gelaunt und mit einem Lächeln auf den Lippen kenne. Dabei immer höflich und charmant und sehr wissbegierig. Mit einer
unglaublichen Begeisterung spricht er über seine Arbeit und seine Familie und erzählt von seinem interessanten und erfolgreichen Leben.
RB: (lächelnd) Weißt du, ich war kein besonders guter Schüler. Deshalb habe ich die Lehre zum Drogisten gemacht und ein Jahr in der Drogerie „Weinkopf - Drogerie zum schwarzen Hund" gearbeitet. Dann aber studierte ich Sport. Mit 22 Jahren ging ich nach Deutschland, bekam beim Dortmunder Schulamt einen Job als Sportlehrer, heiratete, bekam zwei Kinder. Ich wollte es aber genau wissen und besuchte das Abendgymnasium, das ich mit einem Notendurchschnitt von 1,5 beendete. Das Lernen machte mir einfach Freude. Alles war so interessant, Physik, Latein, einfach alles. Anschließend studierte ich Medizin bis zum ersten Staatsexamen, hätte nur mehr ein Jahr bis zum Ende gebraucht. Aber aus persönlichen Gründen brach ich das Studium ab.
G'sund: Wann hat Dich der Filmvirus infiziert?
RB: Ich ging nach Zürich, wo mein Bruder Wolfram als Schauspieler tätig war. Wolfi hielt sehr viel von meinem Organisationstalent und so übernahm ich einen Job als Produktionsfahrer bei einer Filmproduktion. Das war 1984. Ich erinnere mich noch genau, es war der deutsche Actionkrimi „Der Bulle und das Mädchen" mit Jürgen Prochnow. Ich verbrachte viel Zeit am Set, konnte zusehen und lernen - und es machte mir Spaß.
G'sund: Du hattest sehr schnell Erfolg?
RB: Der Erste Aufnahmeleiter, er ist die Verbindung Büro und Set, nahm mich bei der nächsten Produktion als Setaufnahmeleiter, bei der nächsten Produktion als Produktionsleiter, dann war ich Herstellungsleiter - das ist das höchste, was es gibt. Und das alles in 1 ½ Jahren. Es war wirklich eine unglaubliche Karriere, für die andere Jahrzehnte brauchen.
RB: Meine damalige Freundin wurde schwanger und ich überlegte, ob ich sesshafter werde. So habe ich eine eigene Produktionsfirma in Trier gegründet. Da ich mich sowohl in der Medizin als auch beim Film auskannte, begann ich mit medizinischen Lehrfilmen. Diese Selbständigkeit war zu Anfang nicht leicht, aber ich habe eines intuitiv immer richtig gemacht: ich habe mir immer die besten Leute geholt, den besten Kameramann, den Besten fürs Licht usw.
G'sund: Wann hast Du Deinen ersten Film über eine Stadt gemacht?
RB: Ich machte einen Film über die Stadt Trier. Und die Menschen waren mir böse - da sie nicht selbst die Idee hatten. Später machte ich noch einen zweiten Film
über Trier, der viele Preise bekam.
Eines Tages bekam ich einen Anruf vom Rektor der Universität Trier. Er fragte mich ob ich Interesse an einer Dozentur zum Thema Kommunikationswissenschaften hätte. Hatte ich natürlich.
G'sund: Du hast 20 Jahre lang sehr erfolgreich Businessproduktionen und Firmenpräsentationen gemacht, interessante Dokumentationen gedreht und jetzt die spannenden Steiermark-Filme. Gibt es jemanden, mit dem Du einmal gerne arbeiten würdest?
RB: Ja, mit Peter Simonischek, den mag ich sehr gerne. Auch mit Pia Herziger. Weißt Du, ich mag die ‚Echten". Ich habe aber keine Vorbilder. Ich glaube, man hat es oder hat es nicht, kann es oder kann es nicht.
G'sund: Wer fasziniert Dich als Mensch und warum?
RB: Toni Sailer. Ich weiß nicht warum, aber mit ihm wäre ich gerne Kaffee trinken gegangen. Und wen ich sehr sehr schätze, ist meine Mutter. Sie hat mit 89 noch eine Souveränität, kocht jeden Tag, sieht sich die neuesten Ausstellungen an, war bis vor kurzem noch regelmäßig an der Uni. Sie lebt mit einer Gelassenheit, Dankbarkeit und Zufriedenheit. Für mich gibt es zwei ganz wichtige Worte: Das eine ist ‚Zufriedenheit‘ und das andere ist ‚Tun‘. Im Tun sehe ich meine Aufgabe für die nächsten Jahre. Wenn ich eine Idee habe und es scheint machbar zu sein, dann mache ich es.
RB: Das war noch in Deutschland. Ich habe ein Seminar gehalten. Da kam eine junge blonde Frau herein, sie hatte ein grünes Jackerl an. Das war Ulli. (Er lacht) Es war wirklich Liebe auf den ersten Blick und ich ertappte mich dabei, dass ich das nächste Mal schon darauf wartete, dass sie kam.
G'sund: Wie ging es weiter?
RB: Obwohl ich zuvor nie mit Praktikanten gearbeitet habe, vergab ich ausnahmsweise eine Praktikantenstelle - und sie kam. (Er gerät ins Schwärmen) Ulrike studierte Kunstgeschichte, Medienwissenschaften und Soziologie.
G'sund: Ihr seid aber vor einigen Jahren nach Graz übersiedelt.
RB: Wir machten vor sechs Jahren Urlaub in Thailand und am letzten Urlaubstag meinte meine Frau, wir müssen reden. Auf meine Frage worüber sagte sie darüber, wohin wir gehen. Wieso, fragte ich, ich habe ja alles in Trier, bin erfolgreich. Ja, sagte sie, aber du lebst nicht mehr, du hast nicht mehr so viel Freude bei Deiner Arbeit. Wir überlegten wohin. Ich wollte vier Jahreszeiten, sie ein kulturelles Leben. Alles in einen Topf geworfen, kam Graz daraus hervor (lacht wieder herzlich). Das war im März, drei Monate später, am 27. Juni 2005 sind wir schon in Graz eingezogen. Anfangs war es uns nicht klar, was wir in Graz machen werden. Mich interessierte schon immer, warum die Steiermark Steiermark heißt oder warum im Wappen ein Panther, der keiner schwarzen Wildkatze ähnelt, ist oder warum reden wir deutsch? Keiner konnte es mir beantworten (lächelt). Und so machten wir den Film über Graz und die Steiermark - und jetzt den Film über den Schlossberg.
RB: Ich ernähre mich sehr gesund. Ich weiß ganz genau, woher mein Fleisch kommt, wie das Tier gelebt hat. Ich weiß woher mein Gemüse kommt, mein Wein; wir ernähren uns sehr jahreszeitgerecht. Ein wichtiger Vorsatz von mir ist es auch, mich wieder mehr sportlich zu betätigen und ich freue mich schon darauf. Früher war Hochleistungssportler und habe täglich trainiert.
G'sund: Welche Hobbys hast Du?
RB: Ich lese sehr gerne. Ich muss unbedingt 400 Jahre alt werden wenn ich denke, dass 60000 neue Bücher pro Jahr herauskommen und ich würde sie fast alle gerne lesen.
G'sund: Was bist Du für ein Mensch?
RB: Ich liebe Menschen, ich liebe Tiere, Pflanzen und Du wirst staunen, ich liebe Steine. Steine sind für mich auch Lebewesen. Meine Eigenschaften? Ich fühle mich einfach in meiner Haut wohl.
G'sund: Du hast 5 Kinder? Was machen sie? Sind sie auch vom „Filmvirus" angesteckt?
RB: Marie ist 32 und Maskenbildnerin, Katharina ist 29 und hat mir schon ein Enkelkind geschenkt, Reinhard ist 25 und macht gerade seinen Doktor in Chemie, Sissy ist 23 Jahre alt und studiert in Graz Psychologie und dann noch Alexander, er wird 21 und bereitet sich aufs Medizinstudium vor.
G'sund: Also hat sich Marie vom Filmvirus anstecken lassen?
RB: Ja, Marie macht in Köln Castings für sämtliche Shows wie z.B. Barbara Salesch, die Schulermittler usw. Sie ist sicher eine der besten Maskenbildnerinnen, die ich kenne - und das sage ich nicht nur weil sie meine Tochter ist.
G'sund: Mit Deiner dritten Frau Ulrike erwartest Du jetzt Dein 6. Kind. Wie erlebst du diese Zeit?
RB: Es ist irgendwie etwas ganz Neues. Ich war mit beim
Geburtsvorbereitungskurs, lese sehr viel über Geburten. Unglaublich, ein Kind ist so ein Wunder. Ich habe mich auf alle meine Kinder gefreut, aber diesmal ist es etwas anderes, irgendwie erlebe ich es jetzt noch intensiver. Vielleicht deshalb, weil ich mittlerweile weiß, alles ist endlich. Jede Phase geht so schnell vorbei.
RB: Ja, erstmal machen wir eine Baby-Pause. Aber wir haben viel und Großartiges vor, mysteriöse Geschichten, aber alles ist noch ein großes Geheimnis. (Er gerät wieder ins Schwärmen) Es gibt so viele spannende Themen, wie im Film ‚We feed the world‘ (Film über Ernährung und Globalisierung) oder ‚Plastic Planet‘ (die weltweite Bedrohung von Plastik), oder über Wasser. Hast du gewusst, dass Wasser die einzige Flüssigkeit ist, die hochsteigt?
G'sund: Du wirkst wirklich sehr glücklich und entspannt.
RB: Natürlich, wir leben doch in einer Luxuswelt, es geht uns so unglaublich gut. Wobei Luxus für mich ist, dass wir essen und trinken können was wir wollen, wir können in den Urlaub fahren. Gestern sah ich ein kleines Rehlein bei uns am Brunnen - das ist doch Luxus.
G'sund: Was möchtest Du den Menschen mitgeben?
RB: Das Leben ist keine Generalprobe. Das sage ich meinen Kindern auch immer. Lebt jetzt.
Kontakt: www.mokino.eu
Stand: Geringfügig geändert im Jänner 2012.
Veröffentlicht: Roland Berger. Der erfolgreiche Regisseur von „Auf den Spuren des steirischen Panthers“ zeigt uns jetzt „Wie sah der Schlossberg früher aus“. In: Gsund. Die besten Seiten der KAGes. Nr. 71 September 2011. Seite 42 - 43.