"Hupo". Skispringer, Pilot und Sportmanager Hubert Neuper

"Ich freue mich, wenn andere Menschen aus meinen Erfahrungen etwas für sich mitnehmen können"

Text und Interview: Hedi Grager

Foto: Privat

Hedi Grager im Gespräch mit Hubert Neuper.

 

Der in Bad Aussee geborene Hubert Neuper war einer der großen österreichischen Skispringer. Er gewann 1979/80 und 1980/1981 die Vierschanzentournee. Am 6. Jänner 1985 bestritt er sein letztes Weltcupspringen bei der Vierschanzentournee in Bischofshofen, bis dahin war er 25 Mal unter den ersten drei Erstplatzierten.

G‘sund:
Hubert, du hast in den frühen Siebzigern zum österreichischen Skisprungwunderteam gehört. Wann bist du überhaupt das erste Mal auf Skiern gestanden?

Neuper:
Mein Vater hatte eine Skischule und so bin ich schon mit vier Jahren auf Skiern gestanden. Schon damals habe ich mir kleine Schanzen gebaut und bin gesprungen. Das war für mich ganz natürlich. Aber erst mit 15 Jahren habe ich wirklich hart zu trainieren begonnen.

G‘sund:
Kannst du dich noch an deinen ersten Sprung erinnern?

Neuper:
Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern. Ich bin am 25. 12. 1968 das erste Mal mit Sprungskiern gesprungen. Das Gefühl war unbeschreiblich.

G‘sund:
Trainieren, springen, trainieren, springen - warst du manches Mal am Ende deiner Energien?

Neuper:
Natürlich gab es Zeiten, in denen ich müde war. Aber wenn du etwas mit echter Begeisterung machst und aus keinem Grund sonst, ist das kein Problem.

G‘sund:
Ich habe in deinem Buch gelesen, was für dich für den Erfolg wichtig ist: mit Begeisterung eine Vision verfolgen, nur echte Kompromisse eingehen und in Bescheidenheit gute Ergebnisse feiern.

Neuper:
Ja, du musst dir immer gewiss sein, der gestrige Erfolg zählt nicht, nur was du heute machst. Und du darfst Erfolg nie als etwas Außergewöhnliches sehen, denn das würde bedeuten, dass man an einer Wiederholung oder Fortsetzung zweifelt. Und schon hast du damit deine eigene Begeisterung geschwächt.

G‘sund:
Nach Beendigung deiner Skisprungkarriere 1984 hast du als Flugpilot gearbeitet und deine Skischule geführt.

Neuper:
Ich bin die letzte Zeit nicht mehr mit meiner echten Begeisterung gesprungen, war deswegen auch nicht mehr so gut. Da wurde mir bewusst, dass ich etwas Neues beginnen muss. Ich habe den Flugpilotenschein gemacht und den staatlichen Skilehrer zur Führung der Skischule.

G‘sund:
Du warst zwischen 1997 und 2000 Geschäftsführer der Österreichischen Sporthilfe und hast in dieser Zeit die World Sports Awards of the Century ins Leben gerufen. Du konntest bei der Veranstaltung in der Wiener Staatsoper weltweit anerkannte Sportgrößen begrüßen. '

Neuper:
Es war schon ein erhebendes Gefühl, all diese Sportgrößen wie Muhammed Ali, Mark Spitz, Boris Becker und Pelé gemeinsam zu erleben.

G‘sund:
Aus dieser Veranstaltung ging dann die Stiftung World Sports Awards Foundation hervor, in deren Auftrag du 2001 in London eine weitere Gala mit vielen Sportgrößen organisiert hast. Diese Galareihe wurde mittlerweile mit den Laureus Awards zusammengeführt, die nun jährlich in Monte Carlo vergeben werden.

Neuper:
Das war eine spannende und interessante Zeit. Ich habe mich inzwischen aber aus all diesen Aktivitäten zurückgezogen. Es waren schöne Erlebnisse und Erfahrungen, zugleich war es aber eine der härtesten Zeiten meines Lebens. Ich wurde von vielen Menschen enttäuscht, wurde diffamiert von Menschen, denen ich vertraut hatte. Heute weiß ich, dass ich immer auf mein Bauchgefühl hätte hören sollen und nicht auf die Überredungskünste anderer.

G‘sund:
Wie bist du damit umgegangen?

Neuper:
Ich war im Jahre 2003 mental und körperlich am Ende. Durch die jahrelange Missachtung wesentlicher Bedürfnisse und die Missachtung persönlicher Prinzipien wusste ich den Sinn meines Lebens nicht mehr. Aber durch meine erlernte Disziplin war ich nicht fähig, über meine Probleme zu sprechen, glaubte, ich muss sie selbst meistern.

G‘sund:
Was hat dir aber dann geholfen?

Neuper:
Ich bin für einige Monate zu einem Freund nach Nashville gefahren und kam zur Erkenntnis, dass Flucht nicht hilft. Danach habe ich mein Buch „Flatline" geschrieben, das war „meine Therapie".

G‘sund:
Du bist seit 1984 verheiratet und hast zwei fast erwachsene Töchter, Nina und Laura. Wie ging deine Familie mit deinen Problemen um?

Neuper:
Es war natürlich eine sehr schwierige Zeit für uns alle. Aber meine Familie hat immer zu mir gehalten und gemeinsam haben wir diese schwere Zeit überstanden.

G'sund:
Du arbeitest heute hauptsächlich mit deiner Skischule. Die Hubert Neuper Group GmbH organisiert den jährlichen Skiweltcup am Kulm und du hältst Vorträge.

Neuper:
Ich teile meine Arbeit in Pflicht und Kür, aber ich versuche, alles mit Begeisterung zu machen. Sehr gerne halte ich auch meine Vorträge und freue mich, wenn andere Menschen aus meinen Erfahrungen etwas für sich mitnehmen können.

 

Stand: 2008. Geringfügig geändert im Oktober 2012.

Veröffentlicht: Skispringer - Pilot - Sportmanager. Ein Interview mit Hubert "Hupo" Neuper. In: Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 57 März 2008. Seite 58 - 59.

Quelle: www.gsund.net.

Empfehlen Sie diese Seite auf: