Künstlerin Erika Pluhar

"Wenn ich eine Selbständigkeit will, muss ich auch andere selbständig sein lassen"

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Aktuelles

Runder Geburtstag. Fernseh-Doku über Erika Pluhar

Februar 2014. Am 28. Februar wir die erfolgreiche Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin mit der rauchigen Stimme 75 Jahre. In einem 90-minütigen Dokumentarfilm der ARD soll sie nach einer Mitteilung des Südwestrundfunks und des Hessischen Rundfunks auf ihr Leben zurückblicken. Der ORF wird dem Geburtstagskind einen eigenen Abend unter anderem mit dem TV-Film Laguna widmen.

 

 

Quelle: Teletext ORFeins vom 23. Jänner 2014.

Erika Pluhar. Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin

Text und Interview: Hedi Grager

Fotos: Reinhard A. Sudy

Hedi Grager im Gespräch mit Erika Pluhar. (Foto: Sudy)

Mit dem Power Frauen Festival wurde am 2. Juli 2011 im südsteirischen Naturparkzentrum Grottenhof das Jahr der Frau gefeiert. Mit dabei war die charismatische Künstlerin Erika Pluhar. box-Redakteurin Hedi Grager traf sie vorab zu einem Gespräch in Wien.

 

Treffpunkt Wien

Ich bin mit Erika Pluhar in ihrer gemütlichen Villa in Wien verabredet. Am Tor begegne ich ihrem Adoptivsohn Ignaz, einem feschen, jungen Mann mit offenem Lächeln. Er begleitet mich ins Haus, wo Erika Pluhar mich freundlich begrüßt. Kaum setzen wir uns in ihrem Wohnzimmer, springt Hund Mimmo auf die Couch und schmiegt sich an sie. „Er mag so gerne Interviews. Er setzt sich immer dazu, will fotografiert werden, und wenn wir länger sprechen, schläft er ein“, erzählt Erika Pluhar lächelnd.

 

Liebe und Leid

Die Schauspielerin, Sängerin, Filmemacherin und Literatin Erika Pluhar ist eine unglaublich vielseitige und erfolgreiche Frau. Ihre rauchige Stimme nimmt mich sofort gefangen. Sie war mit interessanten Männern verheiratet wie etwa mit Udo Proksch, bekannt durch den Fall „Lucona“, oder dem Künstler André Heller. Ihr Leben war aber auch begleitet von tiefem Leid. Ihr Lebensgefährte, der Schauspieler Peter Vogel, nahm sich 1978 das Leben, ihre Tochter Anna aus der Ehe mit Udo Proksch verstarb 1999 an einem Asthmaanfall.

 

Frau Pluhar, wie geht es Ihnen heute?

 

„Ach schau‘n Sie, ich komm immer wieder auf den Begriff, den ich auch in mehreren meiner Lieder reflektiere ‚Ich lebe trotzdem‘. Schon öfter habe ich im Leben die Aufforderung erhalten, nicht aufzugeben. Und wenn man sich bereit erklärt, nicht aufzugeben, ist das Leben sehr stark. Man lacht wieder einmal, es schmeckt einem wieder einmal. Trotzdem – und ich verwende wieder das Wort – trotzdem muss man auch Trauer zulassen, von Verdrängen halte ich nichts.”

 

Was werden Sie beim Frauen Power Festival lesen?

 

„Das weiß ich noch gar nicht so genau. Ich lass so etwas immer auf mich zukommen. Aber ich werde sicher aus meinem bereits vergriffenen Buch Der Fisch lernt fliegen lesen. Darin gibt es gute Texte über das Frausein. Und ich werde auch a cappella etwas über das Frausein singen. Pluhar liest Pluhar – das macht mich sehr frei (lacht). „

 

Sehen Sie sich als eine Powerfrau?

 

„Ich kann dieses Wort nicht leiden. Ich habe mein Leben damit verbracht, dass man mich als starke Frau gesehen hat. Aber da ist mir das Wort stark noch lieber als Power. Power heißt Macht und ich habe sehr viel in meinem Leben mit Männern zu tun gehabt, die sehr wohl den Begriff der Macht in ihr Leben hineingeholt haben. Ich möchte meiner selbst mächtig sein, aber ich möchte nicht wirklich mit Macht zu tun haben.”

 

Was macht eine Frau für Sie „stark“?

 

„Ich sehe die Stärke eines weiblichen Menschen immer in seiner Selbständigkeit im Leben. Sich nicht irgendwo anzulehnen, um Hilfe zu betteln, sondern seine eigene Kraft zu benützen. Ich halte Frauen aber nicht für die besseren Menschen! Sie müssen genauso aufpassen, mit Anstand zu leben wie die Männer.”

 

Wo stehen Frauen heute?

 

"Im Moment bin ich nicht froh über das Frausein. Nein, nein. Das Gros der Frauen lässt sich einfach wieder zu sehr auf ein Frauenbild ein, von dem ich glaubte, es läge hinter uns. Aber es hat immer mit der ökonomischen Situation zu tun, es geht uns wirtschaftlich schlecht, die Arbeitslosigkeit steigt. Und so viel Selbstsicherheit gibt es bei Frauen noch nicht. Das offene Leben ist für Frauen so anstrengend geworden, dass sie wieder lieber zu Hause bleiben, sich versorgen lassen. Frausein ist auch sehr schwierig, aber man hat bei uns Chancen. Außerdem, und das kann ich auch am Tag der Frau nicht aufhören zu betonen, müssen wir die Situation der Frau weltweit sehen. In manchen Ländern dürfen Frauen noch immer nicht Auto fahren, wird noch immer die Klitoris beschnitten und es werden Kinder verkauft – das bedrückt mich sehr.”

 

Was kann man machen?

 

„Bei all diesen Menschheitsfragen muss man bei sich anfangen. Wenn man gegen Krieg ist, muss man damit anfangen, sich nicht in der Zweisamkeit zu bekriegen. Wenn ich eine Selbständigkeit will, muss ich auch andere selbständig sein lassen. Das ist für mich bei allen Fragen relevant.

 

Was sind ihre aktuellen Pläne?

 

„Ich habe eine CD und DVD mit Klaus Trabitsch herausgebracht, sie heißt Mehr denn je. Mit meinem Film Sahara in mir gehen wir im Herbst in Schulen, Kinos usw. Es wird Lesungen und Konzerte geben, und ich schreibe natürlich.

Und mein letztes Buch Spätes Tagebuch wird im Oktober als Insel-Taschenbuch kommen, das ist eine sehr schöne Bestätigung. Wissen Sie, mir waren Auszeichnungen nie wichtig, aber über den Österreichischen Buchpreis habe ich mich sehr gefreut.”

 

Und was würden Sie noch gerne machen?

 

„Ich glaube nicht an ein nächstes Leben, aber wenn es eines gibt, möchte ich Filme machen. Obwohl, ich möchte auch Pianistin sein und komponieren möchte ich auch. Also ich habe noch eine Menge vor, man könnte mir noch ein paar Leben zumuten (fröhlich lachend).”

 

Stand: Sommer 2011. Geringfügig geändert am 16. Juli 2012.

Veröffentlicht: Erika Pluhar. In: box. das südsteiermark magazin. Ausgabe 49 Sommer 2011. Seite 10 - 11.

Erika Pluhar. Fotogalerie (2011)

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