Caroline Buchmann-Hirschmann und Mag. Christian Buchmann

Hier lesen Sie über

  • Caroline Buchmann-Hirschmann. Erste weibliche Spitalsdirektorin der KAGes
  • Caroline Buchmann-Hirschmann. Prinzip offene Bürotür
  • Interview mit Landesrat Christian Buchmann

 

 

 

 

 

 

 

 

Betriebsdirektorin Caroline Buchmann-Hirschmann

Die Krankenhaus-Managerin vor dem LKH Wagna.

Text und Interview: Hedi Grager

Fotos: Reinhard A. Sudy

Betriebsdirektorin Caroline Buchmann-Hirschmann.

Im LKH Wagna werden jährlich rund 8.000 stationäre und 20.000 ambulante Patienten behandelt, über 340 Mitarbeiter, überwiegend unmittelbar im ärztlichen und pflegerischen Bereich, bemühen sich um sie. „Ich wünsche mir, dass wir das ‚Krankenhaus des Südens‘ werden“, verrät Caroline Buchmann-Hirschmann. Die diplomierte Krankenhaus-Managerin leitet seit 1987 mit viel Geschick, Fingerspitzengefühl und etwas ‚weiblicher Raffinesse‘ den Verwaltungsbereich des LKH Wagna. Sie war übrigens die erste weibliche Betriebsdirektorin in der Steiermark.

 

Vom Hotelfach ins Spitalsgeschehen

Caroline kam in Wildon als Hausgeburt auf die Welt. Nachdem sie die Tourismusschule  Kleßheim in Salzburg absolviert hatte, arbeitete sie ein paar Monate in einem Reisebüro. Wirklich interessiert hat sie aber immer die Hotellerie und so wechselte sie 1979 in die Verwaltung des LKH Wagna, denn „Krankenhäuser und Hotels sind ziemlich ähnlich zu führen, nur dass die medizinische Komponente hinzukommt“, lächelt die Betriebsdirektorin.

Nachdem sie den Verwaltungsbereich von der Pike auf kennengelernt hatte, wurde sie im Februar 1987 zur Direktorin bestellt.

 

Erste weibliche Krankenhausdirektorin steiermarkweit

Damit war sie die erste weibliche Krankenhausdirektorin steiermarkweit und für lange Zeit auch die Einzige. Auf meine Frage, ob man es ihr als Frau, noch dazu blond und attraktiv, schwer gemacht habe, verrät sie mit einem Lächeln: „Ich habe erst im Nachhinein erfahren, dass meine Kollegen Wetten abgeschlossen hatten, wie lange ich durchhalten werde“. Natürlich bekam sie im Laufe der Jahre immer wieder zu spüren, dass männliche Kollegen gelegentlich meinten, sie nicht ganz ernst nehmen zu müssen. Caroline ließ sich davon aber nicht beirren und ging ihren Weg. Ein großer Förderer, an den sie gerne zurückdenkt, war der ehemalige Primararzt Dr. Endte. Von Frauenquoten hält sie nicht viel. „Natürlich ist es schön, wenn einem in den Mantel geholfen oder die Tür aufgehalten wird“. Sie ist der Meinung, dass letztlich die Leistung zählt.

 

Erfolgreiche weibliche Intuition

Als Führungskraft hält sie es für sehr wichtig, dass man die Menschen mag, mit denen man arbeitet, und positiv auf sie zugeht. Das erleichtert das Leben für beide Seiten. Caroline ist überzeugt, dass Frauen anders führen. „Vielleicht ist es die sogenannte weibliche Intuition“, schmunzelt sie, „aber wir loten mehr aus, wann der richtige Zeitpunkt für welches Thema ist“. Sie hat sich angewöhnt, Emotionen vor Entscheidungen runter zu fahren und machte im Laufe ihrer Tätigkeiten als Betriebsdirektorin einige Zusatzausbildungen: wie den Master of Business Administration (MBA) oder den Master of Advanced Studies (MAS).

 

Freude an der Arbeit, auch in bewegten Zeiten

Auch nach all den Jahren macht ihr die Arbeit immer noch viel Spaß. „Ich freue mich jeden Tag auf meine Arbeit. Wenn ich zum Krankenhaus fahre und sehe, was sich im Laufe der Zeit alles getan hat und was ich alles bewirken konnte, das ist schon echt toll“, erzählt sie und ich spüre ihre Freude.

Nach einigen stürmischen Zeiten und der Schließung der Gebärstation läuft es jetzt im Krankenhausbetrieb wieder etwas ruhiger dahin. Das Leistungsspektrum Chirurgie bleibt dem LKH erhalten und laut dem Regionalen  Strukturplan Gesundheit wird die Unfallchirurgie ausgebaut. Die Kooperationen mit der Orthopädie LKH Bad Radkersburg und der Radiologie LKH Leoben laufen sehr erfolgreich, was Experten vor Ort bringt und Patienten lange Anfahrtszeiten erspart.Großartig bewährt hat sich die Dialysestation im LKH Wagna. Die mit den modernsten Geräten ausgestattete Einheit wurde im Mai 2013 von 4 auf 10 Dialyseplätze erweitert und bietet Versorgung auf höchstem Niveau. Täglich werden in zwei Schichten 20 Patienten betreut. „Damit ist diese neue Station ein weiterer Baustein zum steirischen Spitalskonzept der Zukunft …“ unterstrich anlässlich der Eröffnung die damalige Gesundheitslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder.

 

Erfolgreiche Kollegiale Führung

Steiermarkweit einzigartig ist, dass seit 1993, also mehr als zwei Jahrzehnte, die Führungsebene mit dem Ärztlichen Leiter Prim. Univ. Doz. Dr. Herwig Koter, dem Pflegedirektor Walter Lerchbacher und Betriebsdirektorin Caroline Buchmann-Hirschmann personell unverändert blieb. Gemeinsam traten sie 1993 den Dienst in Wagna an. In ihrer Ära wurde das Krankenhaus zweimal umgebaut, der Zubau des Funktionstraktes sieht sie als die größte Errungenschaft.

 

Hausherr Sonny

Mit ihrem Mann, Landesrat Christian Buchmann, ist Caroline seit 31 Jahren zusammen und seit 20 Jahren verheiratet. Die wenige gemeinsame Zeit wird sehr intensiv genutzt: „Wir überlegen uns beide sehr genau ob es sich auszahlt, in dieser Zeit zu streiten“, sagt sie mit einem sympathischen Lachen. „Wenn der Partner so eine Berufung annimmt, muss man das vorher gut besprechen und sich im Klaren sein, dass man vieles entbehrt“, erklärt sie bestimmt. Sie verrät mir noch, dass sie beide im Sommer viel im Garten arbeiten und gerne die Steirischen Berge und Seen erkunden. Da sie beide Katzen lieben, hat ihr Kater Sonny ein wirklich ‚sonniges‘ Leben bei ihnen. „Mein Mann sagt immer: Unser Kater ist der Hausherr und glaubt: mein Haus, mein Futter, meine Untermieter“. Wir lachen herzlich. Fachliche Gespräche sind privat eher selten. Caroline hat gelernt, auf dem Nachhauseweg abzuschalten und sich auf das vorzubereiten, was sie zu Hause erwartet. „So ist es auch auf dem Weg in die Arbeit. Da bereite ich mich darauf vor, was mich am Tag erwartet und was zu tun ist“.

 

Wünsche. Privat und im Beruf

Auf ihre persönlichen und beruflichen Wünsche befragt meint sie: „Ich habe keine großen Wünsche. Ich möchte nur, dass meine Familie gesund bleibt, und jeden Tag bewusst leben.“ Für ihr Krankenhaus wünscht sie sich „dass wir das Krankenhaus des Südens werden“, und für die Gesundheits- und Spitalsentwicklung allgemein, dass Gutes bewahrt und natürlich noch weiter verbessert wird.

20 Jahre LKH Wagna. Facts & Figures
Umgerechnet auf die Einwohner im Bezirk Leibnitz (77.674/Stand 2013) zeigt die Entwicklung ein beeindruckendes Bild.


• 1,99 Mal war jeder Einwohner in stationärer Behandlung in Wagna
• 11 Nächte hat jeder Einwohner im LKH Wagna verbracht
• 0,56 Einwohner sind im LKH Wagna operiert worden
• 6,58 Mal war jeder Einwohner mit einer Krankheit in der Ambulanz
• 19,36 Mal ist jeder Einwohner ambulant behandelt worden
• 8,57 Mal war jeder Einwohner mit einer Krankheit in Behandlung
• 27,94 Mal ist jeder Einwohner medizinisch versorgt worden

 

Stand: Geringfügig geändert am 4. November 2014.

Veröffentlicht: Krankenhaus-Direktorin. In: Box - Das Südsteiermark Magazin Frühling 2014. Seite 14 - 15.

C. Buchmann-Hirschmann. Prinzip Offene Bürotür

Text: Christian F. Freisleben-Teutscher

Foto: Bettina Fack, Reinhard A. Sudy

Schlicht Unsinn nennt Caroline Buchmann-Hirschmann die
Behauptung, Frauen könnten sich nicht durchsetzen. Für die
Betriebsdirektorin war es jedenfalls nie ein Problem, sich

Schlicht Unsinn nennt Caroline Buchmann-Hirschmann die Behauptung, Frauen könnten sich nicht durchsetzen. Für die Betriebsdirektorin war es jedenfalls nie ein Problem, sich Gehör zu verschaffen.

Betriebsdirektorin Caroline Buchmann-Hirschmann: Sämtliche Zweifler eines Besseren belehrt.

„Am Anfang meiner Karriere wurden Wetten abgeschlossen, wie schnell ich aufgeben werde.“ Caroline Buchmann-Hirschmann, 55, begann ihre Laufbahn im Bereich des Krankenhausmanagements am 157-Betten Krankenhaus im steiermärkischen Wagna vor über 25 Jahren nach einem Kolleg mit Tourismusschwerpunkt. „Es gibt einige Ähnlichkeiten zwischen einem Hotel und einem Spital“, sagt sie heute. Sie absolvierte dann mehrere Zusatzqualifikationen zum Themenfeld Krankenhausmanagement. Und eine als „diplomierte Krankenhauswirtin“. Seit 1987 ist sie Betriebsdirektorin.

 

Quote ist Benachteiligung

Buchmann-Hirschmann ist eine der wenigen Frauen in einer leitenden Position in diesem Segment, in der Steiermark ist sie die einzige. Die anfangs skeptische Haltung habe sich verändert, sagt sie: Inzwischen ist sie im Kollegenkreis anerkannt und hatte sowohl in der Bundeskonferenz als auch in deren steirischen Landesorganisation immer wieder wichtige Positionen inne. „Ich bin überzeugt, dass es wichtig ist, dass sich Frauen für diesen Beruf verstärkt von sich aus und selbstbewusst anbieten. Natürlich ist es völliger Unsinn, wenn in einigen Köpfen die Vorstellung dominiert, Frauen könnten sich hier nicht durchsetzen.“ Buchmann-Hirschmann verweist dazu auch auf Mentoringprogramme, wie sie die KAGES anbietet, und die diesen Schritt unterstützen können. Eine Frauenquote hält sie nicht für sinnvoll, „denn jede Form von Quote ist nur eine andere Art von Benachteiligung. Leistung, Qualifikation, soziale Kompetenz und nicht das Geschlecht sollen das Maß sein.“

 

Ihr Arbeitstag beginnt mit einer Teambesprechung – fünf Personen arbeiten unmittelbar mit Buchmann-Hirschmann zusammen, dazu kommen die Verantwortlichen für Bereiche wie Technik, Hauswirtschaft und Personal. Die Koordination dieser Felder läuft bei Buchmann-Hirschmann zusammen – „ich finde es sehr wichtig, dass wir uns regelmäßig austauschen, weil so anstehende Schwierigkeiten rasch erkannt und angegangen werden können“. Ähnliches gilt für die anschließenden Gespräche auf Ebene der kollegialen Führung: „Wir sind ein sehr gutes Team, das gemeinsam nach innen und außen hin auftritt. Das ist besonders, wenn es Unstimmigkeiten gibt, sehr wichtig“, sagt sie.

 

Buchmann-Hirschmann ist auch für die Budgetplanung und -umsetzung verantwortlich. „Ein ständiger Grenzgang, gerade wenn wie in den letzten beiden Jahren die Mittel laufend gekürzt werden. Hier geht es dann um die Fragen: Was lässt sich noch wie umsetzen, was ist für die Patientenversorgung unerlässlich? Wo können Mittel noch effizienter eingesetzt werden?“ So wird im LKH Wagna im Zuge der Umsetzung des aktuellen Regionalen Strukturplans Gesundheit demnächst die Geburtenabteilung geschlossen. „Diese hat eine lange Tradition – auch wenn die Gesundheitslandesrätin eine Arbeitsplatzgarantie ausgesprochen hat, ist es für viele auch auf der persönlichen Ebene ein sehr harter Einschnitt“, bedauert Buchmann-Hirschmann.

 

Wieder was geschafft

Nicht immer ist sie jedoch Frau ihrer Tagesplanung: „Es gibt täglich neue Herausforderungen, der Arbeitstag wird oft durch akute Probleme strukturiert, wie der Ausfall eines technischen Gerätes.“ Seitdem sie Krankenhausdirektorin ist, wurde das Haus unter laufendem Betrieb immer wieder umgebaut und erweitert: „Das ist eine ständige logistische und organisatorische Herausforderung, vor allem der Umgang mit Lärm und Staub. Gleichzeitig freue ich mich sehr, wenn wir wieder etwas Neues geschafft haben, unser Angebot spezifischer gestalten können“, so Buchmann-Hirschmann. Sie schätzt auch den engen und regelmäßigen Kontakt sowohl zu Mitarbeitern aus allen Arbeitsgebieten im Spital als auch zu den Patienten. „Mir ist das Prinzip der offenen Bürotür sehr wichtig!“

 

Ihren Ausgleich holt sich die Betriebsdirektorin im Sport und Wandern. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist für sie nichts anderes als eine weitere Management-Herausforderung. Dass Männer in Führungspositionen nie nach ihrer Familie gefragt werden, ärgert sie nicht: „In der Frage ist für mich die Anerkennung der Doppelbelastung enthalten.“

Kurz gesagt: Wunschzettel an den Gesundheitsminister. Was steht an erster Stelle?

 

„Wichtig ist nicht nur die Veränderung, sondern ebenso den Wert des Guten und Bewährten nicht zu übersehen. Auch das wäre ein bedeutender Aspekt von zukunftsorientiertem gesundheitspolitischem Denken und Handeln.“

 

Veröffentlicht: Prinzip offene Bürotür. In: Das österreichische Gesundheitswesen - ÖKZ. 2012/05. Innensichten: Teil 3. Seite 36.

Landesrat Mag. Christian Buchmann

Text und Interview: Hedi Grager

Fotos: Robert Frankl, Schiffer, Regine Schöttl, Reinhard A. Sudy

Quelle:www.hedigrager.com

Bedauerlicherweise hat sich zwischen dem von der Journalistin und Bloggerin Hedi Grager geführten Interview und seiner erstmaligen Veröffentlichung 2015 bis zur schon länger für 2017 vorgesehenen Wiedergabe auf dieser Webseite einiges verändert. Mag. Christian Buchmann hat sein Doktorat verloren und ist nicht mehr Landesrat: Dennoch wird hier das Interview in Originalfassung und ungekürzt wiedergegeben.

21. Februar 2015.

Dr. Christian Buchmann, Landesrat für Wirtschaft, Kultur und Europa, ist ein charismatischer steirischer Politiker. 1962 in Graz geboren, begann er seine politische Karriere 1982 als Landessekretär der Jungen ÖVP Steiermark. Sehr klar und offen antwortet er mir auf meine Fragen, als ich ihn in seinen hellen, offenen Büroräumlichkeiten am Grazer Nikolaiplatz besuche. Sein Ziel: Die Steiermark als eine starke europäische Region zu positionieren. Sein persönliches Credo: Innovation serienmäßig!

Christian, hat Dich die Politik schon immer interessiert?
Ja, ich habe schon während der Schulzeit begonnen, mich in alle möglichen Angelegenheiten einzumischen, war in der Schülervertretung und dann in Jugendorganisationen tätig. Aber nicht, um ein politisches Mandat zu erhalten, sondern um mitgestalten zu können. Irgendwann spürt aber man den Antrieb, dies in Verantwortung zu tun. Das war lange nicht möglich, denn zuerst war ich zu jung, dann war mein Studium nicht beendet. Und für Manche war ich später zu alt, als ich mit dem Studium fertig war. Ich wurde dann aber doch Gemeinderat und später Stadtrat in Graz, letztendlich auch Landesrat, was mir große Freude macht.

 

Du bist sehr gerne Politiker?
Das ist ja mehr Berufung als Beruf. So sehe ich es zumindest. Wenn man verantwortlich gestalten kann, wenn man so spannende Ressorts hat wie ich – mit der Wirtschaft, mit europäischen und internationalen Angelegenheiten und dazu die Kunst – dann macht das schon Freude.

Der Europäischen Union wird viel Negatives vorgeworfen. Kann es sein, dass das Positive zu wenig beworben wird?
Schau, ich hab mir vorgenommen, beim Thema der europäischen Integration und des europäischen Gedankens zu handeln wie der Beipacktext bei einem Medikament: Über erwünschte und unerwünschte Nebenwirkungen informiert sie der Europalandesrat (er schmunzelt).

 

Europa hat uns viele Chancen gebracht. Ich weiß, dass es die Jüngeren nicht so sehen und dass manche der Älteren es auch nicht hören wollen, aber Europa ist ein beispielhaftes Friedensprojekt. Die kriegerischen Auseinandersetzungen mit zwei Weltkriegen und Millionen Toten, all das sieht heute keiner mehr. Wenn die europäische Idee eine Vision hat, dann die „nie wieder Krieg“. Die EU hat auch dem Bürger neue Freiheiten gebracht. Wir beide sind zu einer Zeit aufgewachsen, wo man für die Reise nach Italien noch den Reisepass mitnehmen und den Schilling in Lira umwechseln musste. Das ist heute schon vergessen. Junge Menschen können überall in Europa studieren, Lehrlinge dürfen überall ihre  Ausbildung machen, alle in unserem Bundesland produzierten Produkte können im gemeinsamen Europa angeboten werden. Und ja, wenn 28 Länder, 274 Regionen zusammenarbeiten ist klar, dass damit ein Verwaltungsaufwand verbunden ist. Natürlich wünsche ich mir, dass dieser so gering wie möglich ist.

Welches Deiner Projekte hat aus Deiner Sicht am meisten gebracht?
Ich glaube, den größten Input für die Steiermark erreichte ich, als wir Wirtschaft und Wissenschaft mit dem Kompetenzzentrumprogramm näher zusammengebracht haben. Ein sichtbarer Beweis des Erfolgsprojektes ist, dass wir in Forschung und Entwicklung mit einer Quote von 4,4 % am Stockerl unter den 274 europäischen Regionen stehen. Österreich liegt derzeit bei 3  % und Europa möchte bis 2020 auf 3 % kommen. Wir wollen in der Steiermark bis 2020 auf 5 % kommen, um damit auch Arbeitsplätze zu schaffen.

 

Unter den 22 Kompetenzzentren in unserem Bundesland sind auch Gesundheitliche Kompetenzzentren wie z.B. das RCPE Research Center for Pharmaceutical Engeneering, das ACIB Austrian Center for Industrial Biotechnology oder das CB Med. Ich bin persönlich sehr stolz, dass das Netzwerken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft so gut funktioniert, Arbeitsplätze und damit sehr viel Nutzen für die Menschen bringt.

„Den größten Input für die Steiermark erreichte ich, als wir Wirtschaft und Wissenschaft mit dem Kompetenzzentrumprogramm näher zusammengebracht haben.“ Foto: Schiffer „Den größten Input für die Steiermark erreichte ich, als wir Wirtschaft und Wissenschaft mit dem Kompetenzzentrumprogramm näher zusammengebracht haben.“ Foto: Schiffer

Erst kürzlich stand in der Zeitung wieder von einer Rezensionsgefahr zu lesen. Was sagst Du dazu?
Der Wirtschaftslandesrat ist Kraft seiner Funktion dem Optimismus verbunden (er schmunzelt wieder). Wenn wir alle nur negativ denken, kann es keine Konjunktur geben. Konjunktur findet in den Köpfen der Menschen statt, bei Unternehmern ebenso wie in privaten Haushalten. Monatlich werden die Arbeitslosenstatistiken kommuniziert, und ja, wir haben Arbeitslose. Leider sagt niemand, dass wir gleichzeitig steigende Beschäftigungszahlen haben. Es ist eine paradoxe Situation mit leider steigender Arbeitslosigkeit, aber auch mit steigender Beschäftigung. Meine Aufgabe ist es daher, Unternehmungen zu unterstützen, auf das reichhaltige Instrumentarium der Wirtschaftsförderung hinzuweisen, immer mit dem Ziel, Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen.

 

Deswegen ist die Bundesregierung auch bemüht, mit einer Steuerreform die privaten Arbeitnehmer zu entlasten und gleichermaßen für die Wirtschaft Impulse zu setzen.

Kommen wir zum Kulturbereich, wo vor allem Förderungen immer kritisch gesehen werden. Wie handhabst Du das Thema Förderungen?
Ich habe mich seit meinen Jugendtagen mit Kunst auseinandergesetzt, das aber nie an die große Glocke gehängt. In meiner Zeit in Jugendorganisationen habe ich beispielsweise die Galerie Orizont oder die Galerie Buntspecht bespielt: wir haben als Partner junge Künstler eingeladen, wie Fotografen oder bildende Künstler, die damals ihre ersten Ausstellungen gemacht haben. Dabei habe ich einen persönlichen Entwicklungsprozess mitgemacht und wie ich 2003 die Chance bekommen habe, in der Kulturhauptstadt Graz Kulturstadtrat zu werden, habe ich diese große Herausforderung sehr gerne angenommen. Viele Künstler haben das sehr skeptisch gesehen und gedacht, dass da jemand aus dem wirtschaftlichen Bereich kommt, der die Kunst vereinnahmen wird. Ich glaube, sie haben aber alle gespürt, dass mir der Dialog wichtig ist, dass Kunst – richtig verstanden – so etwas wie ein Lebensmittel für die Gesellschaft sein kann.

 

Ich habe im Kunstressort 3 Jahre in der Stadt Graz und seit 5 Jahren im Land Steiermark immer versucht, der Kunst Freiräume einzuräumen und ihr Toleranz entgegen zu bringen. Natürlich braucht Kunst auch Finanzmittel. Das Land Steiermark gibt jährlich etwa 63 Millionen Euro für einen großen und vielfältigen Kulturbetrieb und die Förderung der freien Szene aus.

Gibt es da ein Projekt, das Dir sehr am Herzen liegt?
Ja, da gibt es ein Projekt, das ich für sehr gescheit halte. Es sind das mehrjährige Förderverträge, mit denen wir etwa 150 Institutionen der freien Szene und Künstlern eine Planungs- und Finanzierungssicherheit von drei Jahren geben. Ich glaube, das wird geschätzt und anerkannt.

 

Ausstellungen im Kunsthaus – sollen sie auch für die Masse sein oder noch elitärer?
Es geht immer nur ein gewisser Teil der Bevölkerung in Museen oder Ausstellungen. Das ist auf der ganzen Welt so. Daher haben wir verschiedenste Instrumente entwickelt, Menschen auch für zeitgenössische Kunst zu interessieren. Ich bin ein großer Fan von Kunst im öffentlichen Raum, wo Kunstwerke auf Plätzen und Straßen präsentiert werden. Ich mag es, wenn diese Ausstellungsform temporär ist und nicht für immer an einem Ort bleibt, damit wieder Neues möglich wird. Ebenso schätze ich den Skulpturenpark, wo ich in der Natur flanieren und gleichzeitig Kunst genießen kann. Es muss nicht immer das Museum sein. Auch das Kunsthaus hat gewisse Aufgaben wahrzunehmen, seinen Erfolg und seine Qualität sollte man aber nicht nur über die Besucherzahlen messen.

Politiker sind natürlich der Kritik ausgesetzt, wie gehst Du damit um?
Natürlich macht Kritik nachdenklich. Ich bin nicht beratungsresistent und Kritik, insbesondere über die Medien, ist sehr öffentlich. Aber wie alle Medien selbst wissen: Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern (wir lachen).

 

Woher holst Du Dir Kraft?
Vor allem aus der Familie. Und wir haben einen 14-jährigen roten Kater mit Namen Sunny, der mich sehr beschäftigt, wenn er zwischendurch mal zu Hause ist. Ansonsten mache ich gerne Sport, komme aber momentan wenig dazu, sodass ich eher ein förderndes Mitglied meines Golfclubs bin. Für diesen Winter habe ich mir Skifahren vorgenommen. Das würde mir wieder Spaß machen, nachdem ich ja in jungen Jahren Skirennen gefahren bin. Schau ma mal, ob noch etwas geht.

 

Ich wusste gar nicht, dass Du Rennen gefahren bist?
So erfolgreich war ich nicht, dass ich international bekannt geworden wäre (Christian lacht wieder herzlich).

Hast Du einen Lieblingskünstler?
Ich schätze viele Künstler, einen Lieblingskünstler in dem Sinne habe ich nicht. Ich schätze vor allem jene, die sich auch dem Diskurs in der Öffentlichkeit stellen, und da haben wir Gott sei Dank viele. Wir machen beispielsweise im Steiermarkbüro in Brüssel zweimal im Jahr Ausstellungen mit jungen steirischen Künstlern, um den Kunstraum Steiermark zu präsentieren. Das ist jedes Mal ein Experiment, aber bis jetzt sehr erfolgreich. Ich mag Experimente, auch wenn sie mal schiefgehen können. Im Denken und im Handeln Grenzen zu überschreiten, ist das Motto in unserem Ressort. Das ist natürlich mit Risiken verbunden. Nachdem ich als Finanzreferent über Jahre für einen Kurs der Vernunft geworben habe, geht es mir aber bei allem auch um einen seriösen Einsatz der Steuergelder.

 

Gibt es ein Projekt, das Du noch gerne machen würdest?
Eine Region wie die Steiermark lebt davon, dass sie gut erreichbar ist. Wir sind Teil eines transeuropäischen Eisenbahnnetzes, das über den Semmering in den Süden führt. Und es ist mir ein großes Anliegen, dass wir zusätzliche Flugverbindungen für den Grazer Flughafen bekommen. Eine internationale Vernetzung ist für den Wirtschaftsverkehr wichtig.
Und wir arbeiten seit Jahren an einem Projekt, das ich gerne vollenden möchte, denn eine Verbindung ist in der Steiermark noch besonders ausbaufähig: Das ist der Datenhighway. Dieser soll laut Masterplan bis 2022 allen Steirern ein schnelles Breitband-Internet zur Verfügung stellen.

lBesonders am Herzen liegt Landesrat Christian Buchmann das Projekt „Datenhighway“. Foto: Regine Schöttl Besonders am Herzen liegt Landesrat Christian Buchmann das Projekt „Datenhighway“. Foto: Regine Schöttl

Was ist Dein Ziel für die nächsten Jahre?
Wie Du siehst, ich plane schon bis 2022 (wir lachen herzlich) – damit sind wohl alle Fragen beantwortet.

 

Danke, lieber Christian, für das offene und humorvolle Gespräch. Ich bin sicher, wir werden bis 2022 noch viel von Dir hören.

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