Aktuell feierte Konstanze Breitebner große Erfolge mit ihrem ebenso turbulenten wie amüsanten Beziehungscabarett „Don’t Schatzi me!“, sehr treffend in der legendären Wiener Eden-Bar. „Für jeden (Ehe)-Mann kommt einmal im Leben die Stunde derWahrheit … und dann heißt es lügen, lügen, lügen. Und genau das habe ich in meinem Stück „Don‘t Schatzi me!“ verarbeitet“, erzählt sie. Was mich sogleich zur Frage verleitet, wie sie selbst zu Seitensprüngen steht. Konstanze lacht: „Für jeden, ob Frau oder Mann, kommt einmal im Leben die Stunde der Wahrheit … Ich glaube, es müssten schon Superman und Superwoman aufeinandertreffen, wenn man nicht irgendwann mal jemandem begegnet, den man auch begehrt, vor allem in langjährigen Beziehungen.“
Sehr offen sagt sie auch: „Ich kenne meine Fehler und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es eine Frau gibt, die toller, schöner und in manchen Punkten besser ist. Die Frage ist immer, wie man damit umgeht. Man sollte diskret sein und das Wichtigste überhaupt, man sollte einander die Würde lassen“, ergänzt sie ernst. Im Zuge der Vorbereitungen zum Stück ließ sich Konstanze von Isabella Abel für ein sexy Shooting vor die Kamera locken. Das “Voyeuristischen Shooting” fand passenderweise im Hotel Orient in der “Engerl & Bengerl”-Suite statt: „Ich bin keine exaltierte exhibitionistische Person und es war schon eine Überwindung für mich. Aber ich dachte, es ist ja ein Kompliment, wenn man einer über 50-Jährigen ein derartiges Shooting anbietet, also lass es uns probieren“, lacht Konstanze und sie erzählt weiter: „Das Hotel Orient hat Flair und ist ein wahnsinnig toller und sehr diskreter Ort“. Mit einem Lächeln beschreibt sie einem kleinen Seiteneingang neben der Portiersloge, wo die Dame warten kann, bis der Herr alles erledigt hat – wirklich sehr diskret.
Fotografiert wurde sie von Isabella Abel. „Sie ist ein Yellow Press Mensch, eine Fotografin mit High Heels, die sexier angezogen war als alle anderen dort“, lacht Konstanze herzhaft, „aber sie ist
ein sehr professioneller, aufmerksamer und liebevoller Mensch, ganz unkompliziert. Wir haben beschlossen, dass die Fotos ein Kunstprodukt werden sollen. Das hat sie für mich total schön gemacht, eine
Atmosphäre, die mein Stück sehr gut einfängt. Es war eine sehr schöne Zusammenarbeit.“
Zwischem Wahlkampfauftakt-Moderation und Kartausen-Lesung
Die Schauspielerin, 1959 in Wien geboren und seit 1983 mit dem erfolgreichen Drehbuchautor Peter Mazzuchelli verheiratet, ist vielseitig talentiert. Ob erstmals als
Moderatorin beim heurigen Wahlkampfauftakt im Einsatz, wo sie Politik von einer anderen Seite kennenlernte, wie sie erzählt, oder eine Lesung in der Kartause Mauerbach mit Musikern, die sie nicht
kannte – das alles findet sie spannend. „Texte zum Thema Stille an einem sehr mystischen Ort zu präsentieren, fand ich schon sehr interessant“, schmunzelt sie, „überhaupt Neuland zu betreten macht
mir Spaß. Ich ziehe so gänzlich verschiedene Sachen ganz offensichtlich an“, ergänzt sie noch mit einem Lachen.
Ihrer Meinung nach gehören so unterschiedliche Aufgaben und Herausforderungen auch zu ihrem Beruf als Schauspielerin und Drehbuchautorin wie eben beispielsweise eine Gala zu präsentieren.
Nachdenklich fügt sie noch leise hinzu: „Ich weiß nicht genau, ob man, wenn man etwas wirklich will, es auch bekommt…..“
Herausforderung Produktion
Eine große Herausforderung war für sie, ihr Stück ‚Don’t Schatzi me!‘ selbst zu produzieren. „Es kostete mich viele schlaflose Nächte, aber ich hatte die Verantwortung und bin mit ihr gewachsen, bin mutiger und selbstbewusster geworden.“ Sie verrät, dass sie prinzipiell ein neugieriger Mensch ist und kommt nochmals auf ihre Mitwirkung in der Initiative zur Wiederwahl Faymanns und beim Wahlkampfauftakt zurück. „Ich hätte es bei keiner anderen Partei gemacht. Aber ich habe schon immer gerne hinter die Kulissen der Politik geschaut. Wie all diese Dinge funktionieren, wie es wirklich zu Gesetzen kommt, usw.
Schauspielerin mit Leidenschaft und Risiko
Der Beruf der Schauspielerin ist für sie ein sehr schöner, aber hoch riskanter Beruf: Es ist schwierig, gute Rollen oder überhaupt Rollen zu kriegen. Egal, wie professionell und perfekt man wird, in diesem Beruf muss man etwas hergeben von sich und ich meine damit keine privaten Befindlichkeiten. Es ist wahnsinnig anstrengend oder auch schmerzhaft für mich, in bestimmte Emotionen reinzugehen, und manchmal ist es auch schwierig, dabei angesehen zu werden. Es ist mein Risiko, auch eine völlig falsche emotionale Schiene zu legen. Und Du kannst furchtbar allein bleiben damit“, versucht sie mir zu erklären. „Es gab eine Zeit, da habe ich drei verschieden Serien auf einmal gedreht. Ich musste dazu oft innerhalb einer Woche nach Köln, Gmunden und Retz. Ich fühlte mich wie eine Wanderin. Du musst Deine Wanderschuhe bzw. Deine Rolle immer dabei haben, musst dich konzentrieren und funktionieren. Am Ende des Jahres war ich sehr leer.“
Nachdenklich erzählt sie weiter: „Ich konnte nicht mehr schlafen, wurde sehr unsicher und wusste gar nicht mehr, wer und wo ich bin. Das ist das, was den Beruf riskant
macht: In der eigenen Persönlichkeit rumzuschalten, trotzdem beweglich zu sein um immer wieder Neues zu lernen und aufzunehmen. Wir alle wissen, dass, wenn etwas am leichtesten aussieht, ist es am
schwierigsten zu erarbeiten“. Sie lächelt und wirkt auf mich sehr verletzlich. Dann spricht sie weiter: „Das andere ist, dass Du nie die Garantie hast, dass es weitergeht. Ganz am Anfang war ich
Ensemblemitglied am Volkstheater. Da hatte ich zumindest ein Jahr die Gewissheit, einen Job zu haben, aber auch dann musste der Vertrag verlängert werden.“
Konstanze muss dennoch Schauspielerin sein, denn „Ich liebe diesen Beruf und ich brauche ihn. Ich wollte das immer und ich mache beides, also Film und Theater, sehr gerne. Es sind zwei
unterschiedliche Berufe und ich wünsch mir sehr, dass ich auch bald wieder drehen kann.“
Über Hollywood-Erfahrung, Regie und Drehbuch
Gerne erinnert sie sich daran, dass sie 2001 das Glück hatte, in der großen Hollywood Produktion ‚Uprising‘ mit Donald Sutherland mitzuspielen. „Das war eine tolle Erfahrung. Ich war ganz konsterniert als der Regisseur zu mir sagte: ‚Möchtest Du die Szene nochmal machen?‘ Das war so ungewohnt für mich“, lacht sie. Sehr gerne würde sie auch selbst einmal Regie führen. Begeistert spricht sie darüber, dass Autoren, in den USA Showrunner genannt, bei der Regie und im Schneideraum dabei sind und sich „in ihre Geschichte“ nichts dreinreden lassen. „Bei uns bin ich als Drehbuchautorin ausgeschlossen und darf nur zuschauen.“ Ich spüre ihre Traurigkeit hinter diesen Worten. Sie würde sich wünschen, beim kreativen Prozess mitzuwirken, in einem kreativen Zirkel, in dem man sich inspiriert und austauscht, zu arbeiten. „Das Drehbuch ist nun mal das Kostbarste. Ich finde, dass nur der, der die Geschichte erfunden und geschrieben hat, nun mal am besten drüber Bescheid weiß. Das sollte respektiert werden,“ fügt sie noch hinzu.
Auf meine Frage, ob sie sich beim Schreiben „helfen“ lässt erzählt sie. „Ja, es gibt zwei Freundinnen, die überhaupt nichts mit der Branche zu tun haben. Von ihnen möchte ich wissen, was sie mein Buch gut oder schlecht finden. Und es gibt zwei, drei Regisseure die ich um ihre Meinung bitte. Es ist ein so besonderer, so kostbarer Moment, wenn man sein Buch hergibt“. Ich spüre in diesem Moment diese Verletzlichkeit in dieser großartigen und überaus sensiblen Künstlerin. Manches Mal gibt sie ihr Drehbuch auch ihrer Tochter, „oder ich lese es ihr vor“. Ich möchte wissen, ob sie auch ihren Mann, der ja selbst erfolgreicher Drehbuchautor ist, einbindet. „Er ist mein schärfster Kritiker und auch mein intensivster Gesprächspartner. Und er ist sehr gut, er hat alles geschrieben was gut und teuer ist“, sie lacht.
Ein bißchen Familie
Konstanze hat einen jüngeren Bruder, der aber nichts mit dem Showgeschäft zu tun hat. Ihre Tochter durfte als Zehnjährige in einigen Folgen von Medicopter mitspielen, dessen Drehbuch ihr Papa geschrieben hatte. „Das haben wir gemacht, damit sie weiß, was wir tun. Sie ist auch wirklich nicht begabt“, lacht Konstanze wieder. Aber sie hat dadurch herausgefunden, dass sie das gar nicht will. Sie mag nicht öffentlich reden. Lustig ist allerdings, dass sie nach dem Wirtschaftsstudium als Teil der Mastervorbereitung einen Job in Berlin bei MTV hat. Sie rief mich an und meinte ‚Mami, jetzt bin ich ja doch beim Fernsehen‘. Ich bin sehr stolz auf sie.“
Lifeball-Gala Präsentation
Konstanze unterstützte von Beginn an fast jeden Lifeball, seit sieben Jahren wieder intensiver, wie sie sagt. „Ich wurde gebeten, den red carpet zu machen. Doch das ist nichts für mich und ich bat Gery um eine andere Aufgabe. Da ich sehr gut englisch spreche, ergab es sich, dass ich die Ehre hatte, die 3. Aids Solidarity Gala aus Anlass des internationalen Aids Kongresses in Wien, zu präsentieren. Ich habe mich trotz halben Ohnmachtsanfällen, als ich Whoppy Goldberg und Bill Clinton auf die Bühne bitten durfte, sehr wohl gefühlt.“ Sie erzählt begeistert, wie klug, charmant, eloquent und spontan Clinton ist und dass er jedes Jahr mit einem anderen Projekt kommt, womit man nicht rechnet. So muss auch sie sich mit immer neuen Projekten auseinandersetzen, was ihr sehr viel Freude macht. Auch ist es ihr wichtig zu wissen, was mit den Spendengeldern passiert. „Ich sehe, dass da wirklich das Gütesiegel drauf ist, dass jeder Cent geht ins Projekt geht – das ist sehr wichtig für mich.“
Die Künstlerin ist sehr sportlich. In Graz, eine Stadt, die sie sehr gerne mag, lief Konstanze sogar einmal einen Halbmarathon. „Aber die Marathonzeit ist vorbei. Jetzt
laufe ich, um den Kopf frei zu bekommen und mache Yoga“, erklärt sie. Wenn sie etwas Freizeit hat, was selten genug der Fall ist, marschiert sie auf den Berg oder fährt Ski. Sehr gerne macht sie
gemeinsam mit ihrem Mann Städtereisen. Ihre Lieblingsstadt ist Florenz. „Da kann ich nicht oft genug hinfahren“, verrät sie.
Auf meine Frage, was sie an ihrem Mann schätzt, denkt sie kurz nach. „Wir sind jetzt 30 Jahre zusammen. Hm, vielleicht dass ich mich immer auf ihn verlassen kann. Wir hatten viele Jahre, in denen wir
sehr oft beruflich bedingt getrennt waren. Aber in Situationen, in denen es wirklich drauf ankommt, ist er da, er hat mich noch nie enttäuscht. Ich hoffe, dass es umgekehrt auch so ist“, lächelt sie.
„Vielleicht auch, dass er mich so nimmt wie ich bin“. Wichtig findet sie in der Partnerschaft Teil voneinander zu werden ohne zu kopieren, dass man neugierig aufeinander bleibt und auch Schwächen und
Verletzbarkeiten zeigen kann.“ Es fällt noch das Wort Freiräume. „Das Wort ist abgedroschen, aber man braucht auch Zeit alleine. Das ist mir wichtig.“ Und nachdenklich: „Ein gutes Rezept ist der
Versuch, immer ein bisschen zu lachen“. Humor zu behalten, ist die schwerste aller Haltungen, findet sie.
Den perfekten Sonntag gibt es nicht für sie. Sie arbeitet immer – oder nie. Wenn sie keine vordringliche Arbeit hat, versucht sie aber Bewegung zu machen. Einfach nur hinsetzen und nicht arbeiten, nicht denken, das geht bei ihr nicht. „Ich weiß, das ist nervig“, lacht sie, „aber so einfach nur sein, nein das geht nicht.“ Dann rückt sie noch damit heraus, dass sie ein Junkie von ein einigen wenigen amerikanischen Serien ist. Plötzlich lacht sie: „Vor einigen Jahren habe ich in Reichenau die „Zufriedenheit im Bauer als Millionär“ gespielt und bin draufgekommen, dass ich gar nicht weiß, wie man dieses Wort schreibt“, und sie beendet den Satz humorvoll: „Ich war die größte Fehlbesetzung auf Gottes Erde“.
Gerne denkt sie an die gemeinsame Weinverkostung bei Renate Polz in der Südsteiermark zurück. „Das war schon sehr fein, da kann ich ein bisschen entspannen – obwohl diese Weine durchzukosten war ja auch Arbeit“, stellt sie schmunzelnd fest. Liebe Konstanze, dann freue ich mich auf die nächste „Arbeit“ bei Renate.