„Mister Ferrari“ Heribert Kasper
"Das war ein unvergesslicher Augenblick für mich, als Enzo Ferrari mir auf die Schulter klopfte"
Text und Interview: Hedi Grager
Fotos: Reinhard A. Sudy
Mein erstes eigenes Auto war ein Autobianchi von Fiat. Ich kaufte es beim Autohaus Kasper in Leibnitz. Die Familie von „Heri" Kasper gehörte zu den drei erfolgreichsten von
Leibnitz.
Der Großvater von Heri fuhr eines der ersten Autos in Leibnitz, hatte zwei Doppeldecker und ein Segelflugzeug. Heris Vater war der größte Fiat- Lancia-Händler in der Steiermark. So wuchs Heri in
Reichtum auf und wurde beispielsweise mit einem Chauffeur in die Schule geschickt. Mit 18 Jahren fuhr er seinen ersten eigenen Sportwagen, ein schwarzgelbes Fiat-Coupé mit überbreiten Reifen. Seinen
ersten Ferrari 308 GT4 kaufte er 1977, gerade mal 23 Jahre alt. Daneben machte Heri die Ausbildung zum Tennistrainer und Schilehrer, spielte Fußball und wurde 1981/1982 Landesligatorschütze - ein
Allroundsportler also. Mit der Pleite eines Bankunternehmens, an dem auch sein Vater beteiligt war, wurde es finanziell knapper und sein Vater musste Konkurs anmelden.
G'sund: Heri, Du hast zum 75. Geburtstag Deines Vaters gesagt, dass Du ihm dankbar für den Aufbau der Firma bist, aber auch, dass er sie wieder verloren hat.
Kasper: Ja, das war anlässlich meiner ersten Ferrari-Veranstaltung 1993 in Leibnitz. Da fragte mich ein Reporter mit Blick auf den Platz, wo einst die Firma meines Vaters stand, wie meine Wahl ausfallen würde zwischen meinem jetzigen Job oder einer lastenfreien Firma. Ich habe mich für meinen jetzigen Job entschieden.
G'sund: Dein Vater gab Dir mit, dass Du nicht nur den Generaldirektor, sondern auch den Mann von der Straße freundlich grüßt.
Kasper: Mein Vater hat mir den Respekt vor jedem Menschen mitgegeben. Von meiner Mutter habe ich meine soziale Ader erhalten.
G'sund: Du wurdest als eingebildet und arrogant angesehen.
Kasper: Natürlich macht man viele Fehler, wenn man so sorglos heranwächst. Meine Freunde wussten aber immer, dass ich nicht so war.
G'sund: Wie ging es Dir nach dem Konkurs Deines Vaters, als alles verloren war? Wie ist es Dir gelungen, wieder Fuß zu fassen?
Kasper: Ich habe damals die Kraft von meiner Familie und meiner Frau Karin erhalten. Sehr geholfen hat mir auch mein Sport. Selbstvertrauen und Motivation gab mir das Jobangebot der Familie Schweighofer, die ein Autohaus in Deutschlandsberg führt. Dort war ich dann einige Jahre lang tätig. Der Rest war Fleiß und Ehrgeiz.
G'sund: In Deinem Leben gibt es einige wichtige Jahreszahlen, wie beispielsweise die Prüfung zum Privatpiloten 1978, die Übernahme der Verkaufsleitung für Lamborghini und Maserati 1989-1993, die Gründung von Scuderia Ferrari Austria 1997, die Initiative der Sportwagenfahrer mit Herz 1999 oder zuletzt die Gründung der PS-Exklusiv Foundation 2003. Was hat Dich dazu bewogen?
Kasper: Die „Scuderia Ferrari Austria" gründete ich zum 50-jährigen Ferrari-Jubiläum im Auftrag der österreichischen Ferrari-Besitzer. Diese sind an mich herangetreten, weil ihnen meine Ferrari-Veranstaltungen gefielen. Mit der Initiative „Sportwagenfahrer mit Herz" begann ich anlässlich eines Erlebnisses bei der 100 000-PS-Show in Graz. Da traf ich auf einen kleinen Jungen im Rollstuhl. Ich habe diesen Jungen reingeführt und steckte ihm eine Ferrari-Nadel an seinen Sweater. Nach ca. 10 m drehte sich der eher scheue Junge um und riss seine beiden Arme nach oben vor Freude. Das hat mich sehr berührt. Mit „Sportwagenfahrer mit Herz" kann ich behinderten Kindern eine Freude machen und gleichzeitig das mit Vorurteilen behaftete Image der Sportwagenfahrer verbessern. Mit der „PS-Exklusiv Foundation" wurden alle Sportwagenbesitzer, Importeure, Händler und Klubs in ein Boot geholt. Wir haben mit all den Veranstaltungen schon mehr als 300.000,- Euro gesammelt und unterstützen damit „Licht ins Dunkel". Es wird jeweils an Härtefälle aus den Regionen verteilt, wo die Veranstaltungen stattfinden.
G'sund: Du hast Größen wie Michael Schumacher, Niki Lauda, Carlos Reuttemann, Gilles Villeneuve und viele andere kennen gelernt. Wer beeindruckt Dich am meisten?
Kasper: Das ist sicher Luca di Montezemolo, der jetzige Ferrari-Chef. Eine unglaublich charismatische Persönlichkeit. Es hätte niemand gedacht, dass es nach Enzo Ferrari noch jemanden mit dieser besonderen Ausstrahlung geben kann.
G'sund: Du bist damals mit 23 Jahren ja persönlich nach Maranello gefahren, um Deinen Ferrari zu holen, auf den Du ca. ein Jahr gewartet hast. Ich habe gelesen, dass Du Carlo Tazzioli, heute die graue Eminenz bei Ferrari, gebeten hast, auf der Teststrecke eine Runde drehen zu dürfen. Es war fast ein Wunder, dass Commendatore Enzo Ferrari seine Unterschrift gab.
Kasper: Ja, das war ein unvergesslicher Augenblick für mich, als Enzo Ferrari mir auf die Schulter klopfte. Die Faszination Ferrari hat mich nie wieder losgelassen.
G'sund: Du hast mittlerweile über 80 Veranstaltungen organisiert und schaffst es immer wieder, Fahrzeuge an Land zu ziehen, die in Österreich noch keiner in natura gesehen hat. So z.B. einen Pagani Zonda im Wert von über 600.000,- Euro und einen der teuersten straßentauglichen Sportwagen der Welt, den Mercedes CLK GTR Roadster, Kaufpreis 1,9 Millionen Euro. Was ist jetzt noch eine Herausforderung für Dich?
Kasper: Ein unvergesslicher Augenblick war voriges Jahr beim Sportwagenfestival in Velden die Präsentation des „Rat Pack-Ferrari", schwarz mit rotem Leder. Dieser gehörte Sammy Davis jun., Dean Martin und Frank Sinatra sind mit ihm gefahren. Der österreichische Autoliebhaber und Sammler Stefan Singer hat ihn in Amerika ersteigert, und weil wir befreundet sind, konnten wir ihn hier bei uns präsentieren. Meine großen Ziele für die Zukunft bestehen einerseits weiterhin in der Hilfe für schwerkranke oder behinderte Kinder und andererseits in der Organisation und Mitgestaltung internationaler Shows. Das macht mir Freude und Spaß und ich freue mich auf diese Herausforderungen.
Stand: 2006. Geringfügig geändert im August 2012.
Veröffentlicht: „Mister Ferrari“ ist ein Südsteirer und hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Ein Interview mit Heribert Kasper. In: Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 51 September 2006. Seite 46 - 47.
Quelle: www.gsund.net.