Text und Interview: Hedi Grager
Fotos: Ehrlich, Friesinger, Reinhard A. Sudy
Das weithin bekannte Weingut der Polz-Brüder am Grassnitzberg in der Südsteiermark ist ein Familienbetrieb. Erich ist für den Keller und den Weinausbau zuständig, sein Bruder
Walter für den Weingarten. Reinhold ist der kaufmännische Leiter, nur Günther ist nicht im Familienbetrieb tätig. Aber auch die Schwestern und Ehefrauen leisten ihren Beitrag, damit das Unternehmen
Polz funktioniert und weiter wächst. Schwester Johanna leitet mit ihrem Mann Wolfgang Kohlenberger die Buschenschank und Maria Adanitsch kümmert sich um das Marketing. Erichs Frau Margareta leitet
das Wein.Genuss. Hotel Pössnitzberg mit dem 3-Hauben-Restaurant Kreuzwirt. Renate Polz, Gattin von Walter, ist u.a. bekannt für ihren großen, wunderschönen Garten, ihre Weintipps und als Gründerin
von ‚Ladies Taste‘ zur österreichischen Sekt-Verkostung.
Es ist ein sonniger Tag im Jänner, als ich Johanna Kohlenberger in ihrer Buschenschank besuche. Wir setzen uns ins Stüberl und ich genieße den Duft frischer
Krapfen. Johanna wurde im November 1961 in Spielfeld geboren. Schon mit 9 Jahren kam sie nach Graz ins Gymnasium. „Es war für mich nicht einfach, so früh aus dem Familiennest heraus bei einer fremden
Familie zu wohnen“, erinnert sich Johanna. Nach Abschluss der HBLA ging sie nach Deutschland und machte eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau. Insgesamt war sie gemeinsam mit ihrem Mann 11 Jahre
selbständig im Bereich der Gastronomie tätig. Sie haben zwei Kinder: Johanna ist 20 und studiert BWL mit Mode, und Max ist 17 und besucht die Weinbauschule Silberberg.
1998 kam der Ruf zurück in die Südsteiermark, um die Buschenschank zu übernehmen. „Wir sind ein Slow Food-Betrieb und mir war es von Anfang an wichtig, Rücksicht auf
Unverträglichkeiten zu nehmen und auch alternative Gerichte anzubieten.“ 2008 gründeten Johanna und ihr Mann ‚Kolinarik‘. Unter dem Slogan „Wir bringen die Südsteiermark ins Glas“ werden qualitativ
hochwertige Feinkostprodukte angeboten. Seit 2010 ist sie auch Unternehmensberaterin für Lebensmitteltechnologie.
Auf die Frage, ob sie selbst auch gesund lebt, antwortet sie: „Ich lebe und koche sehr gesund und ausgewogen. Ich backe selbst Brot, wir räuchern unsere Produkte kalt und suren
auch selbst.“ Auf Hobbys und Freizeit befragt, erzählt sie: „Freizeit planen ist für mich sehr schwierig und gelingt nur im Winter. Ansonsten sehe ich Freunde fast nur, wenn sie mich in der
Buschenschank besuchen.“ Wenn sie etwas Zeit für sich hat liebt es Johanna, die sich selbst eher als introvertierten Typ bezeichnet, zu lesen, Tennis zu spielen und vor allem mit Genuss eine Zigarre
zu rauchen. Seit 2011 engagiert sie sich als Präsidentin des Soroptimisten Clubs Goldes. „Im Club treffen sich berufstätige und erfolgreiche Frauen mit gleichen Interessen wie Gleichstellung der
Frau, Integrität, Bildung und wir wollen das Recht der Frauen festigen“.
Als jüngstes Mitglied der Polz-Familie wurde Maria Adanitsch 1972 in Spielfeld geboren. Nach der Ausbildung zur Tourismuskauffrau in Bad Gleichenberg verbrachte sie
4 Jahre in Deutschland. Seit 1997 ist Maria im Back-Office des Familienbetriebes tätig, je nach Projekt mit wechselnden Schwerpunkten. Ich treffe Maria in einem Café in der Südsteiermark. Gut gelaunt
winkt sie mir entgegen. Ein Grund für ihre gute Laune ist sicher, dass sie nach unserem Gespräch mit ihrem Sohn Theo für ein Wochenende zu ihren Freunden nach Kroatien fahren wird. „Ich liebe das
Meer“, erzählt sie, „am liebsten würde ich das halbe Jahr am Meer verbringen“. Maria ist eine lebensbejahende junge Frau, die gerne lacht und sich selbst als glücklich geschieden bezeichnet. Auf
Hobbys angesprochen erzählt sie mir, dass sie sehr gerne liest, seit einem Jahr wieder Tennis spielt – was ihr sehr viel Spaß macht - und vor allem unglaublich gerne tanzt. Deshalb macht sie jetzt
auch eine Ausbildung im Intuitivtanz. Maria Adanitsch ist ein Emotionsmensch. Gier, Ungerechtigkeit, manipulierende kontrollierende Macht kann sie nicht ausstehen. Unglaublich wichtig ist ihr daher
Offenheit.
Zu ihren vielen Interessen gehören auch die ganzheitliche Farbpsychologie, Pop Art, alternative Heilmethoden und Design. „Ich liebe Buntheit und aus dieser heraus eher die
‚Moderne‘, liebe aber auch die Mischung. Die Frage ist ja, ob ich etwas fachlich oder einfach nur geschmacklich betrachte“, kommen wir fast ins philosophieren. Eine Krankheit führte sie auf den Weg
der Selbstbestimmung und der alternativen Ganzheitlichkeit. Seit kurzem beschäftigt sie sich auch mit dem Schamanismus und meint dazu: „Ich sehe mich als ‚Pop-Art-Schamane‘ mit einem ganz natürlichen
Zugang, nicht abgehoben und nicht mystifiziert.“ „Für Träume und Wünsche bleibt im Alltag momentan ein bisserl wenig Zeit“, meint sie mit einem bedauernden Lächeln, „aber was ich mache, mache ich
gerne“, gibt sie mir noch mit auf den Weg.
Erichs Frau Margareta Polz ist 1956 in Graz als drittes von fünf Kindern geboren. Ihre Eltern führten den Fleischerei- und Gasthausbetrieb Sauer in Strass, wo
Margareta aufwuchs und nach Abschluss der Hotelfachschule Bad Gleichenberg mitarbeitete. 1984 heiratete sie Erich Polz, 1985 kam Erich und 1986 Christoph zur Welt. Ich treffe Margareta im gemütlichen
Ambiente des Genussregals in Ehrenhausen. Sie arbeitet seit 1988 im Betrieb, anfangs im Büro und Verkauf. „Weißt du, das war die Zeit des Aufschwunges des steirischen Weines und wir waren so stolz
über die vielen Wein- Reservierungen “, erzählt sie mit leuchtenden Augen. Seit 2006 ist Margareta, die sich als belastbar und sehr flexibel bezeichnet, mit der Geschäftsführung des Wein.
Genuss.Hotel Pössnitzberg und dem Restaurant Kreuzwirt voll ausgelastet. Nach einem Umbau 2006 wurde der Kreuzwirt mit dem mehrfach ausgezeichneten Haubenkoch Gerhard Fuchs als Partner neu eröffnet.
„Eine 3-Hauben-Gastronomie zu eröffnen war schon etwas Besonderes“, erzählt Margareta mit einem stolzen Lächeln. Gerhard Fuchs nennt sie übrigens liebevoll ‚Patron in der Küche‘. „2008 kamen 28 neue
Zimmer, ein geheizter Outdoorpool und ein Wohlfühl-Studio dazu“, erzählt sie mit Begeisterung weiter. Neu kommt im Frühjahr eine Champagnerie in einem wunderbaren Gewölbekeller hinzu, in der auch die
Erzeugung des Sektes, teils über Bildschirm, verfolgt werden kann.
Margareta Polz ist ein Familienmensch. Ihr Sohn Erich wird Dirigent und hat sein Abschlusskonzert im Mai, danach geht es mit der Masterklasse weiter. Christoph besuchte die
Universität für Bodenkultur und ist seit Herbst 2011 als Kellermeister im Familienbetrieb tätig. Wichtig sind ihr Offenheit und Ehrlichkeit und auch, Werte und Rituale hochzuhalten und zu vermitteln.
„Ich werde mich immer daran erinnern, dass es am Adventsonntag bei meiner Tante Kakao gab und wir gesungen haben. So sind bei uns die Osterjause und der Heilige Abend gemeinsam zu Hause
Pflichttermine und etwas ganz Besonderes.“ An ihrem Mann bewundert sie, wie bewusst er das Leben lebt. “Alles was er macht, macht er bewusst, sei es Bewegung, Ernährung, auch seine Ruhephasen oder
seine Spaziergänge morgens mit unseren zwei Hunden.“
Nach Hobbys befragt erzählt sie: „Ich koche sehr gerne. Es kommt schon vor, dass ich abends, wenn Erich nach Hause kommt, ein 2- bis 3-gängiges Menü koche. Wenn ich mal Zeit
habe, lese ich gerne ein Buch.“ Sie liebt die Natur und letztes Jahr haben Margareta und ihr Mann den Segelschein gemacht. Um dann noch mit einem breiten Lächeln zu verraten: „Ich bummle auch
wahnsinnig gerne“. Nachdenklich fügt sie noch hinzu: „Ich bin sehr dankbar für mein Leben.“
Etwas sehr Schönes war aus allen Gesprächen herauszuhören: die Familie ist ihnen sehr wichtig. Zu den Familienfesten erscheinen alle, und auch heute noch organisiert die sehr
resolute Mutter, der Vater verstarb vor 4 Jahren, das Weihnachtsessen.
- Weingut Erich & Walter Polz mit einzigartigen und hochwertigen Lagen
- Buschenschank im Weingut Polz
- 2002 Kauft des Weinguts Tscheppe am Pössnitzberg in Leutschach mit den Lagen am Pössnitz- und Czamillonberg
- 3-Hauben-Restaurant Kreuzwirt am Pössnitzberg
- Wein.Genuss.Hotel Pössnitzberg
- Vinofaktur in Ehrenhausen mit dem Genussregal
- Weingärten von Schloss Seggau werden bewirtschaftet und vermarktet
- Partnerbetrieb Weingut Miro Vino in Slowenien
- Freigut Thallern in Gumpoldskirchen (Erich Polz mit Partnern)
- NEU: Champagnerie
- Auf 110 ha Weingarten werden im Jahresschnitt 45 Mitarbeiter im Familienbetrieb beschäftigt.
- Jährliche Erzeugung von ca. 650.000 Flaschen ihrer hervorragenden Weine
1912 Winzer-Kleinstbetrieb von 4 ha Anbaufläche
1988 Übernahme des Betriebs durch die Brüder Erich und Walter
1989 Erster Lagenweine Sauvignon Blanc Hochgrassnitzberg
Kontakt:
Stand: März 2012.
Veröffentlicht: Die Frauen im Weingut Polz. In: Gsund. Die besten Seiten der KAGes. Nr. 73 März 2012. Seite 40 - 41.
Quelle: www.gsund.net.