Schauspielerin Andrea Wenzl
Text und Interview: Hedi Grager
Fotos: Reinhard A. Sudy
Die ersten Schritte zum Erfolg machte Andrea Wenzl schon mit drei Jahren in der Ballettschule in Leibnitz, wo sie 1979 geboren wurde. Nach Abschluss ihres Schauspielstudiums an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz wurde sie von Matthias Fontheim direkt ans Schauspielhaus Graz geholt, wo sie bis 2009 spielte.
Glanzvolle Auftritte
Zu sehen war sie u.a. in „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ unter der Regie von Viktor Bodó, in „Elling“ unter der Regie von Bernadette
Sonnenbichler, in Liliom unter Viktor Bodó oder „Das ewige Leben“ unter Christine Eder. Richtig entfalten konnte sie sich unter der Regie von Anna Badora und glänzte in der
Wolf-Haas-Dramatisierung „Das ewige Leben“, beim Liederabend „Nix wie weg“ oder in den „Verbrennungen“.
Es folgte ein Jahr am Wiener Volkstheater, wo sie und und ihr Freund Dominik Warta ihr Debut in Gerhart Hauptmanns Tragikkomödie „Die Ratten“ unter der Regie von Ingo Berk gaben und heftig beklatscht
wurden.
Erste Nominierungen
2007 war im mit dem Großen Diagonale Preis ausgezeichneten Spielfilm "Heile Welt" von Jakob M. Erwa zum ersten Mal in einem Kinofilm zu sehen. Für die Darstellung der Alice in der Inszenierung Alice im Wunderland wurde sie 2008 für den Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie Beste Schauspielerin nominiert.
Sie war als „Antigode“ am Volkstheater zu sehen und spielte eine der Hauptrollen in Marie Kreutzers Debutfilm „Die Vaterlosen“ als Top-Regisseur Martin Kušej sie 2011 ans Residenztheaters nach München holte. Hier feiert Andrea Wenzl in den Stücken “Die bitteren Tränen der Petra von Kant“, „Das Ende des Regens“ und „Zur Mittagsstunde“ große Erfolge.
2012 wurde sie in der Kategorie Beliebteste Schauspielerin für die Romy nominiert.
Treffpunkt München
Ich habe schon mehrmals gelesen, dass Andrea Wenzl schwer zu erreichen ist – ich kann das nur bestätigen. Aber dann klappte es doch und ich traf sie nachmittags im Cafe neben dem Residenztheater, wo sie um 18 Uhr wieder probte. Sie kam mit dem Rad, auf dem Rücksitz ihre dreijährige Tochter Marie. Diese wurde dann von ihrem Papa, dem Schauspieler Dominik Warta, für die Zeit des Interviews auf den Spielplatz gelockt.
Andrea Wenzl begrüßte mich sehr freundlich, anfangs leicht hektisch. Das Los einer Mutter mit einem sehr zeitintensiven Beruf. Aber dann sitzen wir gemütlich in der Sonne und Andrea Wenzl erzählt mir mit ihrer sehr speziellen Stimme, die mädchenhaft und gleichzeitig ruchig-verraucht klingen kann, einiges aus ihrem Leben. Groß war meine Freude als sie mir mitteilte, dass sie eine Karte für die Abendvorstellung „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ reservieren hatte lassen – die Vorstellung war nämlich ausverkauft.
Mutterrrolle und Theaterprobe
Wir plauderten über ihren Tagesablauf und mir wurde klar, warum sie schwer erreichbar ist. Morgens muss sie Marie in den Kindergarten bringen, danach geht‘s zur Vormittags-Probe. Abends Probe oder Vorstellung. Dazwischen muss sie ihr Kind um 14 Uhr vom Kindergarten abholen und nach Hause bringen – wofür sie meist noch einen Babysitter braucht, da die Proben bis 15.30 Uhr dauern. „Wenn ich dann noch telefoniere, flippt mir die Kleine aus, weil ich um 18 Uhr schon wieder zu den Proben oder zur Vorstellung muss. Das sind gerade mal drei Stunden Zeit, die ich für sie habe“, meint sie entschuldigend.
Familienleben
Andrea Wenzl ist seit 7 Jahren mit dem Schauspieler Dominik Warta zusammen. Sie standen in Graz und Wien immer wieder gemeinsam auf der Bühne. Doch jetzt pendelt er nach Wien und Graz. „Er ist ein wunderbarer Papa, und jemand, der mich super auffangen kann, wenn die Proben mal nicht so laufen“, schwärmt sie und erzählt weiter: „Er ist eher intellektuell und liest gerne Bücher, da kommt Marie eher nach ihm“. Sie selbst hat als Kind nicht gerne gelesen, war eher ein laissez-faire-Kind, das gerne turnte und Ballett tanzte.
Für Marie wünscht sie sich, dass sie ein selbstbewusster, offener, mutiger, lebenshungriger und freiheitsliebender Mensch wird. Sie selbst hat immer wieder Zweifel und hinterfragt oft. „Ich glaube, dass es mit dem Beruf zu tun hat. Mit diesem permanenten Reflektieren, dem permanenten Feedback und auch damit, dass man in diesem Beruf immer wieder neu beginnt“, meint sie nachdenklich.
In ihre Heimatstadt Leibnitz, wo sie aufwuchs und auch ihre Studienzeit verbrachte, kommt sie jetzt kaum, aber dafür kommen ihre Eltern immer wieder nach München - zum Babysitten.
Gerne denkt sie an Graz zurück. „Es war so familiär, wir waren ein eingespieltes Team, wir funktionierten und vertrauten einander“, erzählt sie. Ein Team vergleicht Andrea Wenzl gerne mit einer gut funktionierenden Beziehung. Und diese aufzugeben schmerzt. „Auf einmal muss man sich quasi neu verlieben.“ Das schaffte Andrea Wenzl am Volkstheater aber erstaunlich gut.
Marie kommt mit ihrem Vater zurück und klettert auf den Schoß ihrer Mutter. Ihr Vater ist ganz stolz, dass sie den Weg vom Sandkasten ganz allein zum Tisch gefunden hat. Marie erzählt ihrer Mama, dass der Spielplatz soooo klein ist und spielt weiter mit ihrem Papa.
Stand: Juni 2012.
Gekürzt veröffentlicht: Großes Theater. In: box. das südsteiermark magazin. Ausgabe 53 Sommer 2012. Seite 12 - 14.
Quelle: Langfassung der Autorin.