Sardinien. Leben zwischen Bergland und Sanddünen

Die fünftgrößte Insel Europas hat eine Fläche von 24.090 km², eine 1848 km lange Küste und rund 1,66 Millionen Einwohner.

Blick von einer Anhöhe zwischen Olbia und Porto Cervo nach Süden in eine Fels- und mediterrane Buschlandschaft. (Fotos: Sudy)
In einer Bucht im Norden Sardiniens. (Foto: Sudy)

Unterwegs auf einer eigenwillig-bezaubernden Insel voller Überraschungen: Felsen, Busch- und Waldlandschaften, Sandstrände und Boote, ...

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Orgosolo. Das bemalte Dorf in der Barbagia

Text und Fotos: Reinhard A. Sudy

Hilfreiche Wandmalerei in Orgosolo. (Foto: Sudy)

Orgosolo ist nur eine kleine Ortschaft im Landesinneren, in der heutigen Provinz Nuoro, aber sie ist weit über die Insel hinaus bekannt geworden: Ich habe die berühmten Wandmalereien, die Murales, beim Spaziergang durch den Ortskern nicht gezählt und sicherlich nicht alle gesehen. Es werden wohl über hundert teils sehr einfache und naive, teils sehr professionelle Malereien an den Hauswänden sein, die Orgosolo einen besonderen Flair verleihen. Begonnen hat alles mit dem Kunstlehrer Francesco Del Casino, der 1975 mit seinen Schülern und der Zustimmung von Hausbesitzern begann, einige Hauswände im Ortszentrum zu verschönern. Was sich daraus entwickelte war eine wortlose, kritische Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Alltag, den sozialen und politischen Missständen und Ungerechtigkeiten, zu Hause, im eigenen Land und weltweit. Einheimische und Fremde machten und machen heute noch die Hauswände zu ihren Leinwänden und gestalten so ein faszinierendes Hausfassaden-Cartoon.

 

Quelle: Michela Murgia. Elf Wege über eine Insel. Sardische Notizen. Verlag Klaus Wagenbach. Berlin 2012. Seite 19 – 21.

Wandmalerei in Orgosolo. Fotogalerie (2012)

Sardinien. Fotogalerie (2012)

Lesestoff

Alles noch in Arbeit

Salvatore Niffoi. Redenta Tiria  Eine sardische Legende 

 

2015. Alt wird in Abacrasta niemand. Von einer geheimnisvollen Stimme gerufen, legen sich die Männer meist den Gürtel um den Hals, die Frauen nehmen den Strick. Bis eines Tages eine barfüßige Frau ins Dorf kommt, Redenta Tiria. Das erzählt uns ein pensionierter Beamter des Einwohnermeldeamts, der auch die bizarren Biographien seiner Mitmenschen registriert hat. Viele gehen in den Tod, als würden sie nur mal schnell im Garten die Wäsche aufhängen. Allen gemeinsam ist, dass sie eine Welt bewohnen, voll des finstersten Aberglaubens und der archaischsten Bräuche, doch ausgestattet mit sämtlichen Utensilien der Neuzeit. Sie glauben an Flüche und an Weissagungen und fahren doch Motorrad oder suchen ihre Braut im Internet.
Der Leser folgt dem Erzähler auf den aberwitzigsten Wegen in die dunkelsten Winkel – und bleibt dabei heiter und begierig, neue Geschichten zu erfahren.

 

Abacrasta, der gottverlassene Ort im I nnersten Sardiniens, in dem der Roman spielt, hat 1.827 Einwohner,  9.000 Schafe, 1.700 Ziegen, 930 Kühe, aber auch 215 Fernseher, 490 Fahrzeuge und 1.163 Handys.

»Niffoi ist ein sehr raffinierter Erzähler von rauen, wüst  magischen und trotzdem wahrhaftigen Geschichten aus  seiner Heimat Sardinien.«

 

Redenta Tiria. Eine sardische Legende. Aus dem Italienischen von Sigrid Vagt.

Verlag Klaus Wagenbach. Berlin 2015.  WAT 735. € 10.90 / sFr 16.50 / € (A) 11.30.

Michela Murgia. Elf Wege über eine Insel

 

2013. Auf den Rundfahrten durch Sardiniens Norden in einer schönen Herbstwoche im vergangenen Jahr, mit allen Annehmlichkeiten und Einschränkungen durch Reisegruppe und Bus, bekam ich viel zu sehen und erzählt. Die Erinnerungen daran sind wieder lebendig geworden, als ich Sardinien, seine Geschichten und Menschen, mit den Augen von Michela Murgia zu sehen begann: Sie machte mich mit der doppelten sardischen Geographie vertraut, den heutigen Provinzen und den historischen Regionen, zeigte mir touristische aber auch sehr komplexe soziale Seiten ihrer Insel und erzählte vom Leben und Denken der Menschen in ihren Dörfern und Landstrichen, wo „das Schweigen noch immer der verbreiteste Dialekt“ ist.

 

Elf Wege über eine Insel. Sardische Notizen. Aus dem Italienischen von Julika Brandeatini.

Verlag Klaus Wagenbach. Berlin 2012. SALTO. 168 Seiten.

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