Reizvolle kleine Städte in der Region Emilia-Romagna
Die Emilia-Romagna ist eine norditalienische Region, die sich von der Adria tief ins Landesinnere bis zu den angrenzenden Regionen Piemont und Ligurien zieht. Ihren Name "Emilia" soll von der römischen "via aemilia" stammen, die damit Namensgeber für eine ganze Region wurde. Der Reigen bekannter Städte umfasst bekannte Namen wie Rimini, Ravenna, Bologna, Ferrara, Modena, Reggio Emilia, Parma oder Piacenza.
Hier lesen Sie über
- Ferrara
- Modena
- Parma
- Ravenna
- Reggio Emilia
Ferrara. Faszinierend quirlige Universitätsstadt
Text und Fotos: Reinhard A. Sudy
Als wir an einem herbstlich schönen Sonntagnachmittag Ferrara erreicht und mit Hilfe eines winzigen Plans in unserem Reiseführer auch das Hotel im Herzen der Altstadt auf Anhieb gefunden hatten, stand unserem Erkundungsspaziergang nichts mehr im Wege. Voller Überraschung sahen wir, dass nahezu alle Läden und Lokale offen hatten und auf den Plätzen ein reges Markttreiben herrschte. So folgten wir einfach den vielen Menschen und bummelten mit ihnen durch Einkaufsstraßen, arkadengesäumte Innenhöfe und Gässchen, über schöne Plätze und vorbei an alten Palästen und Kirchen und folgten ihnen zum Aperitif in schöne Cafés und originelle Lokale: Zum Beispiel in die „Weinstube“ Antica Ostaria al Postiglione in der kleinen Seitengasse Vicolo Chiusio del Teatro 4, gleich gegenüber dem Castello Estense.
Sehenswertes Renaissancezentrum
Von weitestgehend erhaltenen Wallanlagen umgeben gruppiert sich das historische Ferrara um die mächtige mittelalterliche Wasserburg Castello Estense. Sie beherrscht das
Stadtzentrum und liegt an der breiten, das Stadtzentrum querenden Straßenachse Viale Cavour und Corso della Giovecca. Ein paar Schritte weiter nur erhebt sich der monumentale Dom, die Cattedrale San
Giorgio, in einem interessanten Stilgemisch. Unmittelbar dahinter beginnt ein mittelalterliches Stadtviertel mit belebten Einkaufsstraßen und verwinkelten Gässchen. Auf der anderen Seite des Castello
Estense liegt ein eleganter Stadtteil mit kerzengeraden Straßen und faszinierenden Palästen. Die wohl berühmteste Palastfassade Italiens aus diamantförmig zugeschnittenen Marmorsteinen ziert hier den
Palazzo dei Diamanti in der Corso Ercole de’ Este 1. An eines mussten wir uns aber in dieser so lebendigen und faszinierenden Stadt gewöhnen: Auch für Grazer Verhältnisse gab es ungewöhnlich viele
Radfahrer, die oft mit italienischem Temperament und nahezu ohne alle Regeln unterwegs sind.
Einige Tipps
- Ferrara im Internet
www.comune.fe.it | Italienisch
www.ferraraterraeacqua.it/default_deutsch.htm
- Birreria Giori
Uriges Lokal unmittelbar beim Kastell, mit einem gusseisernen und verglasten Vorbau.
Piazza Savonarola 1
- Peperosa
Bar und Ristorante in der engen und belebten Altstadtgasse Via San Romano 99, die vom Dom zum südlichen Stadttor führt.
Stand: Geringfügig geändert im Februar 2014.
Veröffentlicht: Faszinierend und lebendig.Das ist Ferrara - Geschichte, Kultur und voller Überraschungen. In: Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 44 Dezember 2004. Seite 40.
Modena. Ehemalige Residenzstadt
Text und Fotos: Reinhard A. Sudy
Meine letzte Italienreise führte in die mir nahezu unbekannte Region Emilia Romagna. Ihre faszinierende Hauptstadt Bologna kannte ich zwar von einigen kürzeren Abstechern auf dem Weg nach Süden in
die Toskana. Die „Städtemeile“ zwischen Piacenza und Ravenna, mit klingenden Städtenamen wie Ferrara, Parma oder Modena, hatte ich noch nicht besucht. Die Stadtzentren dieser italienischen
Kleinstädte waren durchwegs reizvoll. Teilweise überraschten mich die beeindruckenden Sehenswürdigkeiten, manches Mal fesselte mich einfach der Charme italienischer Lebensweise. Das unmittelbare
Umland, aber auch die Zufahrt in die historischen Zentren waren nicht immer reizvoll oder gar einfach. Die Mühe hat sich aber jedes Mal gelohnt.
Mit dem Auto ins „Centro“
Auch nach langjähriger Erfahrung und bei etwas Unbekümmertheit birgt jede Autofahrt ins „Centro“ italienischer Städte Überraschungen oder zumindest Umleitungen. Ich halte mich dabei an die
Faustregel, soweit es geht ins Stadtzentrum hineinzufahren und dort nach einer Parkmöglichkeit zu suchen. Meine Methode klappt eigentlich immer und ich sehe dabei schon ein wenig vom Leben der
Innenstadt. Eines dieser Kleinode der „Städtemeile“ der Emilia Romagna ist Modena. Quer durch den gut erhaltenen kleinen Altstadtkern verläuft die teilweise mit hohen Arkadengängen geschmückte,
geschäftige Via Emiglia, von der einige schmucke Seitengässchen abzweigen. Sie erleichtert dem Kurzzeit-Besucher die Orientierung auf dem Weg zum Domplatz, der Piazza Grande.
Piazza Grande
Dieses weite Platzensemble mit markanten Gebäuden an seinen Seiten bildet das Herz der ruhigen und charmanten Stadt. An der Südseite erhebt sich wuchtig das
Wahrzeichen von Modena, der romanische Dom mit dem frei stehenden, leicht schiefen Glockenturm. Viele Stufen führen hinauf zur Spitze dieses 88 m hohen Torre Ghirlandina mit einem schönen Blick über
die Altstadtdächer. An der Nordseite der Piazza Grande führt ein kleines Gässchen, die Porta della Pescharia, zum Fischmarkt.
Rednerstein
Das mächtige Gebäude an der Ostseite der Piazza Grande ist der Palazzo Comunale. Vor diesem liegt ein großer, massiver, dunkelroter Marmorstein, der „Rednerstein“ (preda ringadora). Von diesem konnte
im Mittelalter jeder seinen Ärger loswerden und darauf losschimpfen. Manche sehen in ihm einen Vorläufer des Speakers Corner im Londoner Hide Park.
Tipp: Caffe Concerto
Im Palazzo Comunale an der Piazza Grande liegt dieser Treffpunkt für Jung und Alt: ein großes, geräumiges Café und Restaurant mit gemütlichen Sitzplätzen
unter den Arkaden.
Veröffentlicht: Kleinod Modena. Die ehemalige Residenzstadt liegt im Herzen der Emilia-Romagna. In: Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 46 Juni 2005. Seite 42.
Parma. Das „Klein Paris“ der Emilia Romagna
Text und Fotos: Reinhard A. Sudy
Die Region Emilia Romagna liegt wie ein breiter Streifen zwischen dem Po am Rande des südlichen Voralpenlandes und der Toskana. Landwirtschaft, Industrie und fast perlenartig aneinander gereihte bedeutende Kulturstädte von Piacenza bis Ravenna kennzeichnen diese Region mit ihrer Hauptstadt Bologna. Eine dieser schönen Städte mit teilweise beachtlicher Geschichte ist Parma. Alles trägt hier diesen Namen: die Stadt und der Fluss, der Parma-Schinken und der Parmigiano- Reggiano.
Schöne Plätze und berühmte Namen
Parma ist eine attraktive und fast touristenfreie Stadt. Ein langer Straßenzug mit wechselnden Bezeichnungen quert den Stadtkern und führt direkt zum „Hauptplatz“ Parmas, der Piazza Garibaldi mit
beeindruckenden Gebäuden. Hier sind die großen und gemütlichen Straßencafés unmittelbar vor dem Palazzo del Governatore, bei dem vor allem die schöne Sonnenuhr beeindruckt. Von hier geht es durch die
Fußgängerzone der Strada Cavour zum außergewöhnlich schönen Domplatz, der Piazza del Duomo. In dieser Stadt lebten und wirkten einst einige Berühmtheiten. Giuseppe Verdi war hier zu Hause wie
Wolfgang A. Mozart in Salzburg. Der großartige Dirigent Arturo Toscanini wurde in Parma geboren und der Geigenvirtuose Nicolo Paganini lebte und starb hier.
Etwas versteckt liegt dieser große, gelassen wirkende und ruhige Platz mit dem unbequemen Rundsteinpflaster. Begrenzt wird er von drei beeindruckenden Bauwerken. An einer Seite erhebt sich wuchtig der Dom mit einer mächtigen Kuppel und dem Backsteinturm Ghirlandina. Ihm gegenüber liegt der Palazzo del Vescovado, ein mittelalterlicher Bischofssitz. Der wohl beeindruckendste Bau aber ist das Baptisterium, eine achteckige turmartige Taufkirche in zarter weiß-rosa Marmorstruktur. Unmittelbar hinter dem Dom erhebt sich ein gewaltiger Gebäudekomplex. Dazu gehört die Chiesa e. Monastero di San Giovanni Evangelista, eine interessante Renaissancekirche, und etwas versteckt gelegen gleich zu Beginn der Borgo Pina eine mittelalterliche Apotheke, die Farmacia di San Giovanni.
Von der Piazza Garibaldi mit den großen Straßencafés, dem zentralen Treffpunkt in Parma, zweigt die anfangs enge Via Farini ab. Mit ihren kleinen eleganten Boutiquen, Lebensmittelläden, Lokalen und Gastgärten ist sie eine der gemütlichsten und lebendigsten Gassen von Parma.
Enoteca Fontana
Ein kurzer Abstecher in die Enoteca Fontana in der Via Farini 24/a muss sein. Sie gehen am besten beim vorderen Eingang in der Via Farini hinein und schieben sich langsam durch bis zum hinteren Teil
des Lokals. Hier kaufen Sie ein Gläschen Wein und ein paar kleine Bissen und stellen sich damit hinaus in das kleine Seitengässchen, mitten unter die einheimischen Gäste.
Sorelle Picchi
Ist Ihr Hunger etwas größer, bemühen Sie sich rechtzeitig um einen Platz im Sorelle Picchi in der Via Farini 27. Im vorne gelegenen kleinen Laden werden Wurst- und Fleischwaren verkauft. Ein schmaler
„bewachter" Durchgang führt in die dahinter liegende mit kleinen Tischen dicht gefüllte Gaststube, die aber nur wochentags zu Mittag geöffnet ist. Empfehlen kann ich die köstlichen Pastagerichte.
Reisetipps
-
Hotel Torino
Via A. Mazza 7, 43100 Parma
www.hotel-torino.it
Dieses kleine und gepflegte Hotel liegt mitten im Stadtkern und hat eine
kleine Tiefgarage.
Ravenna. Hauptstadt des Gotenkönigs Theoderich
Text und Fotos: Reinhard A. Sudy
Für viele Jahrhunderte und über viele verschiedene Epochen hinweg war Ravenna ein politisches, wirtschaftliches und künstlerisches Zentrum. Heute freut man sich als Besucher über das gut erhaltene Stadtzentrum und die Sehenswürdigkeiten, die in dieser kleinen Stadt ein wenig verstreut liegen.
Ausgangspunkt Piazza del Popolo
An der zentral gelegenen großen Piazza del Popolo gibt es einige gemütliche Cafés. Zwei kleine Verbindungsgässchen, die Via Matteotti und die Via IV Novembre, führen zur angrenzenden Piazza Costa
mit einer kleinen, besuchenswerten Markthalle. Hier beginnt auch die Via Cavour, eine elegante Einkaufsstraße, die zu einigen der interessantesten Sehenswürdigkeiten Ravennas führt.
Geschichte auf Schritt und Tritt
Ein gemeinsamer Eingang führt in einen großen und ummauerten Gebäudekomplex, der das Nationalmuseum, die Basilica San Vitale und das
Mausoleum der Galla Placidia umfasst. Das Nationalmuseum beherbergt umfangreiche Sammlungen der römischen, frühchristlichen, byzantinischen und mittelalterlichen Epoche. Die Basilica San
Vitale ist ein achtseitiger Backsteinbau, der von einer gewaltigen Kuppel überdacht wird. Das Innere ist mit Säulen, Kapitellen und Mosaiken reizvoll und aufwendig geschmückt. Eine fast mystische
Stimmung umfängt hier den Besucher. Klein und von außen unscheinbar ist das nur einige Schritte von der Basilica entfernte Mausoleum der Galla Placidia, einer Schwester von Kaiser Honorius. Auch hier
beeindruckt das prachtvolle Innere und die stimmungsvolle Atmosphäre.
Palastkirche Theoderichs
Die Basilica Sant’ Apollinare Nuovo an der Via Roma wirkt, abgesehen vom hoch aufragenden runden Glockenturm, von außen eher unscheinbar. Der Innenbereich dieser ehemaligen, dreischiffigen
Palastkirche des Gotenkönigs Theoderich ist vollkommen leer. Umso besser kommen die großartigen Mosaikflächen zu beiden Seiten des lang gestreckten Mittelschiffs und die vielen, dicht aneinander
gereihten großen Menschenskulpturen zur Geltung.
Einige Tipps
- Caffe Corte Cavour
Dieses kleine Lokal mit kleinen Gerichten in einem stimmungsvollen Hinterhof in der Via Cavour 51 ist ideal für eine kleine Ruhepause.
- Ravenna im Internet
Stand: Geringfügig geändert im Jänner 2014.
Veröffentlicht: Attraktive Sehenswürdigkeiten. Ravenna, die einstige Hauptstadt des Weströmischen Reichs und dann des Gotenkönigs Theoderich hat einige attraktive Sehenswürdigkeiten. In: Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 45 März 2005. Seite 44.
Reggio Emilia. Lebensfroh und noch sehr "italienisch"
Text und Fotos: Reinhard A. Sudy
In diesem netten kleinen Städtchen in der namensgebenden Emilia-Romagna, nicht allzu weit von Parma entfernt gelegen, ist es sehr schwierig, einen guten Parkplatz zu bekommen. Aber dann macht es Spaß, unter den Arkaden der Via Emilia, vor Regen und Sonne gut geschützt, entlang zu schlendern und im Gedränge der kleinen Seitengassen und belebten Plätze zu bummeln.
Der mantelförmige Stadtkern wird von der Via Emilia (einmal als Via Emilia S. Stefano und einmal als S. Pietro) geteilt. Besondere Sehenswürdigkeiten sind mir keine aufgefallen. Reggio Emilia ist
aber eine äußerst lebendige Stadt mit arkadengesäumten Straßen, kleinen Gassen und Bogengängen. Auf den dicht nebeneinander liegenden Plätzen herrscht reges und temperamentvolles Markttreiben.
An der Haupteinkaufsstraße Via Emilia S. Pietro 35 liegt das kleine, helle und freundliche Salvioli Urban Café. Unter den Arkaden lässt es sich gut sitzen und eines der kleinen, preisgünstigen Mittagsmenüs einnehmen. Unmittelbar daneben im Hof des Hauses Nr. 35 verbirgt sich das Einrichtungsgeschäft Gaya, Fusion of Senses (www.gayafusion.com). Der als Verkaufsfläche mitbenützte Innenhof ist als originelles Wohnzimmer gestaltet.
Der Gang nach Canossa
Einige Kilometer südwestlich von Reggio Emilia liegt Canossa, berühmt durch den Bußgang des deutschen Königs Heinrich IV., um dadurch von Papst Gregor VII. die Aufhebung des Banns zu erwirken. Heute erinnern nur mehr einige verwitterte Ruinen an diese einst geschichtsträchtige Burg von Canossa.
Veröffentlicht: Reggio Emilia. Eine lebensfrohe, noch sehr italienische Kleinstadt. In: Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 47 September 2005. Seite 43.